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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Wieso war sie eine Bedrohung für ihr Kind?
    »Herrin? Herrin?«
    Merian. Sie kniete neben ihrer Königin nieder, nahm Gwynofar in die Arme wie ein kleines Mädchen, das gestürzt war, und trocknete ihr mit dem Saum eines Ärmels die Tränen. »Was ist denn geschehen? Was habt Ihr nur? Hat er Euch etwas angetan?«
    »Er kann mir nichts anhaben.« Seltsame Worte, aber sie spürte, dass sie die Wahrheit enthielten. »Dazu hat er nicht die Macht.«
    »Wenn er es versucht, töte ich ihn, Herrin, ich schwöre es …«
    »Ruhig, ganz ruhig. Das ist nicht nötig.« Es tröstete sie, sich mit der Angst ihrer Dienerin zu beschäftigen und half ihr, die eigene zu verdrängen. »Er ist ja schon fort.«
    Er hatte sie nicht berühren können. Er hatte es versucht, hatte die Hand nach ihr ausgestreckt … und den Kontakt nicht hergestellt. Was hatte ihn aufgehalten?
    »Such mir ein Zimmer, das er noch nie betreten hat«, flüsterte sie. »Lass meine Sachen noch heute Nacht dorthin bringen. Ich schlafe nie wieder in einem Raum, der besudelt ist von dieser Kreatur.«
    »Aber Herrin …« Merian blickte nervös zur Tür. Ohne Zweifel malte sie sich aus, wie die anderen Diener es wohl aufnehmen würden, wenn sie sie jetzt weckte und ihnen diesen Auftrag erteilte. »Ich weiß nicht recht …«
    »Und ein neues Bett. Ich brauche ein neues Bett. In dieses hier lege ich mich nie wieder.«
    Merian seufzte. »Ja, Herrin. Wie Ihr wünscht.«
    Gwynofar wollte im Garten bei den Speeren warten, während das Zimmer bereitgemacht wurde. Notfalls würde sie dort auch schlafen. Kostas würde sich niemals den Speeren nähern, das war ihr jetzt klar. Vielleicht verkörperten sie die Macht, von der er gesprochen hatte. Vielleicht fürchtete er die Götter ihrer Familie und ihretwegen auch sie. Aber warum sollten die Götter ihrem Kind schaden?
    Meine Seele ist Gift für dich, Magister. Ich weiß noch nicht, wie und warum, aber ich habe es in deinen Augen gesehen.
    Das werde ich nicht vergessen.

Kapitel 35
    Von allen magischen Hürden, auf die Fadir stieß, bereitete ihm die fünfte den meisten Verdruss. Es war ein Gartenlabyrinth, wie man es vor großen Herrenhäusern finden konnte, deren Besitzer ihren Reichtum zur Schau stellen wollten. Die Wände bestanden aus übermannshohen beschnittenen Hecken, sodass man den Weg nach draußen nicht mehr sah, wenn man erst drinnen war. Die Anlage war wohl dafür gedacht, dass man sich mit einer Dame am Arm durch die Irrgänge tastete, die botanischen Schönheiten bewunderte und es nicht allzu eilig hatte, sein Ziel zu erreichen.
    Es hätte ihm nicht schwerfallen dürfen, einen Ausgang aufzuspüren, aber der Besitzer hatte sich offenbar dagegen abgesichert, und jeder Zauber, den Fadir anwandte, ließ nur die Vision immer neuer Hecken entstehen. Nachdem er fast eine Stunde umhergeirrt war und kostbare Zeit vergeudet hatte, riss ihm die Geduld. Er ballte seine Macht zu einer Kugel aus rotglühendem Athra zusammen und schickte sie in die Richtung, die er für die richtige hielt. Die Kugel brannte ein Loch durch das Gewirr aus Blättern und Zweigen jeder grünen Wand, auf die sie traf, und hinterließ eine schwarz verkohlte Schneise. Ende des Gesellschaftsspiels.
    Als er endlich durch das letzte Loch stieg und das Haus dahinter erreichte, war seine Laune auf dem Tiefpunkt angelangt. Zum Glück legte man ihm keine weiteren Steine in den Weg. Die Serie von Hürden hatte wohl ihren eigentlichen Zweck erfüllt und ihn gezwungen, so viel Macht zu verschwenden, dass er eher zögern würde, mit großen magischen Spektakeln zu prunken, solange er hier war. Oder Ramirus hatte unter dem Einfluss des Exils den Verstand verloren.
    Fadir hielt im Moment die zweite Möglichkeit für die wahrscheinlichere.
    Kein Diener eilte ihm entgegen, als er sich dem Haus näherte, auch sonst war kein lebendes Wesen zu sehen. Er beschwor einen Hauch von Seelenfeuer, um den Magister ausfindig zu machen, und atmete erleichtert auf, als es ihm gelang. Er hatte ein für alle Mal genug von den Versteckspielen. Er folgte der magischen Spur in das Haus, eine breite, geschwungene Treppe hinauf und in eine Art Bibliothek, die auf den Park hinausging, durch den er gekommen war. Durch das Rautenfenster sah er die schwarze Bahn, die sein Zorn durch das Labyrinth gebrannt hatte, wie eine Straße auf das Haus zuführen. Ramirus sah sie ebenfalls. Er stand am Fenster, als Fadir eintrat, und betrachtete die verwüstete Anlage.
    »Du hättest levitieren

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