Die Seelenjägerin
ihren Lenden aus seinem Verlangen gespeist wurde. Mehr würde sie ihm nicht rauben. Nicht jetzt.
Die beiden Kaufherren gingen ohnehin vorbei, und ihre Stimmen verklangen. Kamala hatte bis zu diesem Moment nicht bemerkt, dass sie den Atem anhielt. Als sie ihn nun ausströmen ließ, liebkoste Talesin ihren Mund und küsste sie wieder.
»Es macht nichts«, flüsterte er.
Sie halten mich für einen Mann … sie dürfen uns so nicht finden … Doch da glitt seine Hand zwischen ihre Schenkel, und eine Flut des Begehrens ergoss sich über sie. Sie stöhnte leise auf, schloss die Augen und überließ sich ihren Gefühlen. Zur Hölle mit dem Rest der Welt. Sie würden diesen Moment auskosten bis zum Letzten und hinterher die Folgen tragen.
Er schob die Hände weiter nach oben und nestelte an den Schnüren ihrer Hose. Das enge Beinkleid ließ sich in dieser Enge nicht so leicht abstreifen, aber als Frau brauchte sie mehr Freiheit für die Liebe. Kamala bereute vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie keine Frauenkleidung trug; der Gedanke kam so überraschend, dass sie leise auflachte. Talesin sah erschrocken auf, aber sie legte ihm schmunzelnd den Finger auf die Lippen und ließ einen Kuss folgen, der seine Aufmerksamkeit auf wichtigere Dinge lenkte.
Endlich waren die Bänder um ihre Taille gelöst, und sie schob sich den Stoff mit zitternden Händen über Hüften und Schenkel und streifte ihn schließlich vollends ab. Dann löste sie den Verschluss seiner Kniehosen, befreite auch ihn von dieser Fessel und öffnete ihre Schenkel, um ihn aufzunehmen. Er drang rasch in sie ein, auch im Geiste. Mit jedem Stoß spürte sie, wie sein Athra durch ihre Adern rauschte. Das Gefühl war so stark, dass sie fast aufgeschrien hätte; sie biss sich so hart auf die Unterlippe, dass sie blutete, um ja keinen Laut zu geben, der jemanden zu ihrem Versteck hätte locken können.
Und dann hörten alle anderen Menschen und ihre Welt zu existieren auf. Für kurze Zeit gab es nur noch Begehren und Leidenschaft und eine Lust, die so verboten war, dass sie nicht einmal einen Namen hatte.
Frieden.
Ein seltener Schatz in seinem Leben. Für eine kleine Weile durfte er Nöte und Ängste beiseiteschieben und vergessen. Er konnte einfach die menschliche Leidenschaft im Hier und Jetzt genießen und in dem Frieden schwelgen, mit dem sie ausklang.
Die Hexe Lianna ruhte neben ihm, ihre Hand lag auf seiner Brust, und sie atmete im Takt mit seinem Herzschlag. Es war, als gäbe es nichts Böses auf der Welt. Als müsste er nicht bald sterben.
In diesem einen kostbaren Moment hätte er beinahe daran geglaubt.
Ich danke dir , sagte er in Gedanken. Er wagte nicht, es laut auszusprechen, um sich nicht töricht vorzukommen. Ich danke dir für dieses Geschenk.
Draußen wurden Stimmen laut. Er wusste nicht, warum er so plötzlich aufschreckte, aber auch Lianna zuckte zusammen. Diesmal handelte es sich nicht um plaudernde Fußgänger, die zufällig in dieser Richtung unterwegs waren. Ein Streit war im Gange und kam rasch näher.
Hastig half er ihr, sich wieder anzukleiden. Keine leichte Aufgabe in dieser Enge. Während sie noch mit der Hose kämpften, wurden die Stimmen lauter, und er erkannte betroffen, dass die Sprecher genau auf ihren Wagen zusteuerten. Um ihre Tarnung wiederherzustellen, blieb keine Zeit mehr, sie konnte gerade noch ihre Blöße bedecken; wenn sie die Männer draußen glauben machen wollte, dass sie keine Frau sei, musste sie auf ihre Hexenkünste zurückgreifen, ihre Kleidung war in diesem Zustand nicht mehr dafür geeignet.
Sie werden mich mit einem halb bekleideten jungen Mann aus diesem Wagen kommen sehen , überlegte er, während er sein Hemd und seine Kniehosen zurechtzog. Eine groteske Vorstellung.
Er löste die Ölplane nicht, sondern schlüpfte einfach durch die kleine Lücke, die Kamala offen gelassen hatte. Sie folgte ihm auf dem gleichen Wege. Draußen standen die Begleiter der beiden Kaufleute um einen Neuankömmling herum wie nervöse Hunde, die ein fremdes Tier beschnuppern wollten, sich aber nicht zu dicht heranwagten. Das störte Talesin nicht weiter. Er nahm Kamala an der Hand und drängte sich mit ihr durch die äußeren Reihen, bis sie den Mann in der Mitte sehen konnten. Er war groß und schlank und hatte die dunkle Haut und die mandelförmigen Augen der Ostvölker. Seine schwarze Kleidung war trotz des Regens ebenso trocken wie sein langes pechschwarzes Haar, und als Andovan genauer hinsah, stellte er
Weitere Kostenlose Bücher