Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
Gliedmaße. Im gleichen Moment spürte auch Andovan überrascht ihre Hexenkräfte, es war, als würde ihm mit einem rot glühenden Messer der Bauch aufgeschlitzt. Er beugte sich vornüber, die Welt drehte sich wie rasend um ihn. Er wurde von Würgekrämpfen geschüttelt und hatte Mühe, die Übelkeit niederzukämpfen. War ihre Macht so groß, dass sie nicht nur auf ihre Opfer wirkte? Andovan starrte angestrengt auf die Szene vor sich. Der Schwarzhaarige hatte seine Macht beschworen, sie schwebte wie ein Wirbeltrichter über seinen Fingerspitzen, er machte sich zum Schlag bereit …
    … ihre Augen loderten auf, sie hob die Hand, reckte sie den Sturmwolken entgegen, als riefe sie eine höhere Macht um Beistand an …
    … und ein Blitz fuhr mit ohrenbetäubendem Krachen auf die Lichtung nieder und schleuderte Andovan in den Schlamm. Die ganze Welt erstrahlte in blendendem Weiß, und unter ihm erbebte die Erde. Er stellte fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte; nun hatten ihn auch die letzten Kräfte verlassen. Bilder rasten an ihm vorbei und brannten sich in sein Gehirn: Der Hexer der Banditen war nur noch ein Haufen verkohltes Fleisch. Liannas Augen ruhten mit erschreckender Eindringlichkeit auf ihm. Netandos Männer stürmten mit gezückten Schwertern vor, um ihr Werk zu vollenden.
    Doch dann wich alles Gefühl aus seinen Gliedern, es wurde ihm schwarz vor den Augen, und obwohl er sich an sein Bewusstsein klammerte, verflüchtigte sich die Welt, und eine kalte, fremde Dunkelheit trat an ihre Stelle. Wenn dies nun das letzte Mal wäre? Wenn er nie wieder erwachte?
    Lianna!
    »Bring ihn hierher.«
    Der Bewacher, der Talesin den Berg heruntertrug, wäre im blutgetränkten Schlamm fast ausgerutscht, aber Kamala setzte ihre Macht nicht ein, um ihm zu helfen. Sie stand wie eine Statue da und sah ihm schweigend zu. Solange sie nicht sicher war, was sich eben zugetragen hatte, würde sie auf jede Magie verzichten.
    Wenn sie an den Ausdruck in Talesins Augen dachte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Genau in dem Moment, als sie ihre Macht beschworen hatte, war die Kraft aus seinem Körper gewichen. Sie musste sich irren, das konnte nicht die Ursache sein. Es musste sicherlich … andere Gründe dafür geben.
    »Waren das alle?«, fragte Netando. Die Bewacher hatten die letzten Diebe gestellt; jetzt stapelten sich die Leichen neben der Straße.
    Kamala nickte, ohne hinzusehen, sie wollte nicht abgelenkt werden. Sollte er doch für eine Weissagung halten, was einfach nur geraten war. Er und seine Leute waren immer noch beeindruckt, wie viel Macht sie zu ihrer Rettung freigesetzt hatte, und würden kaum Fragen stellen. Törichte Morati! Der Blitz war dank des Unwetters bereits im Entstehen gewesen; die einzige »Hexerei« hatte darin bestanden, einen bestimmten Mann so zu präparieren, dass er ihn auf sich zog.
    Finsternis umzüngelte die Grenzen ihrer Seele, wenn sie an Talesins Zusammenbruch dachte. Eine Finsternis, die sie aus ihren Träumen kannte und die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war der Hauch des Abgrunds, der nach ihr gierte wie nach allen Magistern. Der nur darauf wartete, bis sie an dem eingeschlagenen Weg zweifelte, um sie dann zu verschlingen.
    Du solltest bei der Suche nach Dieben behilflich sein, die der Falle entkommen sein könnten. Kümmere dich um die Zukunft. Lass ihn sterben.
    Bislang konnte sie nur vermuten, was ihn gefällt hatte. Sie brauchte Gewissheit. Selbst wenn sie davon bis an den Rand des Abgrunds getrieben würde, selbst wenn sie über die Kante zu stürzen drohte … sie wollte es wissen .
    »Ich sehe kein Blut an ihm«, sagte einer der Bewacher. Talesins Körper triefte von Schlamm, aber auch Kamala fand kein Rot darin. »Er ist nicht bei sich, so viel steht zumindest mal fest.«
    »Ich werde mich um ihn kümmern.« Kamala suchte nach einer Stelle, wo er den Körper ablegen konnte, bevor sie ihn untersuchte. Aber überall wimmelte es von Männern, die ihre Waffen säuberten, Verwundete versorgten und die feindlichen Toten ausraubten. Kein stiller Winkel, wo man Aufklärung suchen konnte.
    »Da drüben.« Das war Ursti. »Du kannst den letzten Wagen nehmen, er hat ein wenig Platz im Inneren.«
    Sie folgte seinem Finger, dann nickte sie dem Mann zu, der Talesin trug, und ging voran. Das Fuhrwerk stand weit hinten und sah genauso aus wie ein halbes Dutzend anderer, die bis obenhin voll waren mit Urstis Handelswaren. Sie löste die Ölplane und schlug sie hoch.

Weitere Kostenlose Bücher