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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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man weiß, dass man seine Münzen nach Belieben in den Schmutz werfen kann, genau die Münzen, mit denen er glaubte, alles kaufen zu können.
    Er sah sie lange schweigend an. Sie hätte ihre Macht einsetzen können, um seine Gedanken zu lesen, aber wozu hätte sie ihren Konjunkten dafür schröpfen sollen? Sie erriet ohnehin, was in seinem Kopf vorging.
    Ich bin die Einzige, die dir geben kann, wonach es dich verlangt. Entweder bezahlst du meinen Preis, oder du verzichtest.
    »Schön«, sagte er endlich. Sein Tonfall machte deutlich, dass er von ihren Bedingungen nicht sehr angetan war, aber er nickte. »Es soll so sein, wie Ihr sagt.«
    Und er zog wieder an der Quastenschnur und rief seine Diener herbei, um ihnen ihre neue Herrin vorzustellen.

Kapitel 17
    Seine Brüder hätten diese Reise nicht überlebt, dachte Andovan.
    Rurick hätte natürlich nie einen Fuß aus dem Palast gesetzt, ohne sich mit einem großen Gefolge zu umgeben. Zum Teil war das berechtigt, jeder Thronfolger musste vorsichtig sein – ein Feind hätte mit der Entführung von Dantons Erstgeborenem viel zu gewinnen –, aber der tiefere Grund war Ruricks Bedürfnis nach ständiger Bewunderung. Während es Andovan hasste, von Dienern bemuttert zu werden – er beteuerte jeden Morgen von Neuem, er sei durchaus in der Lage, sich allein anzukleiden –, rollte sich Rurick nicht einmal die Kniehosen auf, ohne dass ein Stab von Dienstboten diese Aktion vorbereitete, bei ihrer Ausführung behilflich war und schließlich entzückt das Ergebnis würdigte. Wäre er, so wie Andovan jetzt, allein im Wald gewesen, es hätte ihn wohl in den Wahnsinn getrieben, dass sich die Eichhörnchen nicht zu Lobliedern auf seine Person bewegen ließen.
    Bei Salvator sah die Sache anders aus. Der zweite Sohn des Großkönigs galt in manchen Kreisen schon jetzt als geisteskrank, und die Schwärmerei des ganzen Hofes für Rurick zeigte deutlich, wie sehnlich man hoffte, er würde Dantons Reich erben, nicht weil er ein so würdiger Nachfolger gewesen wäre, sondern weil die Alternative so viel schlimmer war. Salvator behauptete, die Stimmen der Götter zu hören, und war vor einigen Jahren in ein Kloster eingetreten, um sie noch besser verstehen zu lernen. Danton war darüber nicht glücklich, ging aber nicht so weit, es ihm zu verbieten. Er hätte wahrhaftig kein Recht gehabt, einen königlichen Prinzen daran zu hindern, den Gott seiner Wahl zu verehren, auch wenn Salvator sich irgendeine unbekannte Gottheit ausgesucht hatte, der die Schwächen und Misserfolge der Menschheit wichtiger waren als ihre Freuden und ihre Leistungen. Rurick war gesund und munter und hatte bereits seinen ersten Sohn gezeugt, und so war nicht damit zu rechnen, dass Andovans priesterlicher Bruder jemals auf den Thron berufen würde.
    Auch Salvator fände sich in der Wildnis nicht gut zurecht, er war gewöhnt, sein Essen an der Klostertafel vorgesetzt zu bekommen, anstatt es selbst erjagen zu müssen. Doch zumindest war er im Fasten geübt. Und er wäre nicht so allein wie Rurick; er könnte sich immerhin mit seinen seltsamen Göttern aufs Angeregteste darüber unterhalten, wie ihn seine eigenen Schwächen in diese Lage gebracht hatten. Andovan schüttelte verständnislos den Kopf. Er war an die Götter seiner Mutter gewöhnt, die so kalt waren wie das Land, in dem sie wohnten. Ihr Interesse galt eher blutigen Schlachten, und ihre Streitigkeiten bestimmten das Schicksal der Sterblichen und ihrer Welt. Wie sollte er einen Gott achten, der nichts Besseres zu tun hatte, als die persönlichen Fehler jedes einzelnen Gläubigen aufzulisten? Konnte ein höheres Wesen so kleinlich sein?
    Zumindest Valemar wäre hier draußen nicht völlig verloren, dachte Andovan. Der jüngste von Dantons Söhnen war sogar ein paar Mal mit ihm auf die Jagd gegangen, auch wenn ihn beinahe der Schlag getroffen hätte, als Andovan vorschlug, das Gefolge zurückzulassen und allein loszuziehen. Valemar war ein Frauenheld, was er allerdings mehr seinen Verführungskünsten und seiner Ausstrahlung als seinen körperlichen Vorzügen zu verdanken hatte; wie alle Brüder Andovans schlug er äußerlich dem Vater nach, und das harte Adlergesicht wirkte auf schöne Frauen wenig reizvoll. Aber Macht und Rang waren für die holde Weiblichkeit mindestens so anziehend wie gutes Aussehen, und Valemar verstand es meisterhaft, diese Eigenschaften zu seinem Vorteil zu nützen.
    Valemar war beständig von Gefolgsleuten umgeben, nicht nur, weil

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