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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Männer also ihr Geld, wenn sie es nicht mit Huren verprassen.
    Der Mann, dessen Gesicht in peinlich genauer Wiedergabe auf sie herabschaute, war etwa dreißig Jahre alt, und seine Kleidung bewies die gleiche Liebe zum Detail, die ihr schon bei der Pflege seiner Behausung aufgefallen war. Schwere Seide in mehreren Schichten übereinander und goldene Ringe an beiden Händen ließen keinen Zweifel daran, dass er reich war und das auch zeigen wollte. Sein langes Gewand war mit heraldischen Motiven – vermutlich dem Familienwappen – bestickt und wurde über der Hüfte von einem mit Rubinen besetzten Gürtel aus geschmiedetem Gold lose zusammengehalten. Alles in allem sah er nicht übel aus, auch wenn die langen schwarzen Locken wohl eher mit der Brennschere gedreht worden waren und die sorgfältig gezupften Augenbrauen für ihren Geschmack eine Spur weibisch wirkten. Aber sie mit ihrem kurzgeschorenen Haar und in Männertracht konnte sich in Modefragen wohl kaum ein Urteil erlauben.
    Lange musterten sie sich stumm, und sie sah, wie sich eine gezupfte Braue leicht hob, als er den Staub an ihren Stiefeln bemerkte. Sicherlich fürchtete er, sie könnte bei jeder Bewegung etwas davon in seinem weißgetünchten Heim verteilen. Das hast du nun davon , dachte sie spöttisch. Wenn man jemanden zu sich zitiert, der eben noch im »Viertel« in eine Schlägerei verwickelt war, muss man ihn eben nehmen, wie er ist. Dann ging sie mit langen Schritten auf ihn zu und stellte sich belustigt vor, wie sie eine ganze Staubfahne hinter sich aufwirbelte. Ein erfreulicher Nebeneffekt.
    »Ich bin Padman Ravi«, sagte er. Sie war ihm jetzt so nahe, dass ihr der Duft seines Parfums in die Nase stieg, etwas zu süßlich, wie der Geruch von kandierten Früchten. »Willkommen in meinem Haus.«
    Sie begegnete seinem Blick mit dreister Offenheit. »Ihr kennt noch nicht einmal meinen Namen?«
    Sie sah, wie es um seine Mundwinkel zuckte. Vielleicht ein Schmunzeln. »Ihr habt Euch bei Eurer Ankunft nicht vorgestellt. Oder meine Männer haben es überhört.« Er griff hinter sich und zog an einer geflochtenen Schnur, die aus einem Loch in der Wand hing.
    »Ihr könnt mich Sidra nennen«, sagte sie in einem Ton, der andeutete, dies sei zwar nicht ihr richtiger Name, aber sie sei noch nicht bereit, ihm alles über sich zu verraten. Dass es anmaßend klang, war ganz in ihrem Sinne.
    »Schön.« Ein Diener erschien mit einem Tablett, auf dem zwei Silberbecher und eine silberne Karaffe standen, stellte es auf dem Tisch ab und verließ rückwärts und unter Verneigungen den Raum. Ravi tat so, als sei er gar nicht da, doch erst als er draußen war, entkorkte er die Karaffe, goss eine dicke, sirupartige Flüssigkeit zwei Fingerbreit in jeden Becher und forderte seinen Gast mit einer Handbewegung auf, sich an den Tisch zu setzen. »Aus den Weingärten von Seraat. Sidra.« Er hob den Becher und trank ihr zu. »Auf Eure … Macht.«
    Sie trank, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Das Zeug sah nicht nur aus wie Sirup, es schmeckte auch so. Wie selbstverständlich beschwor sie die nötige Menge Seelenfeuer, um den Geschmack erträglicher zu machen. Ihr Blick wich nicht von seinem Gesicht. Und das schwache Lächeln wich nicht von ihren Lippen.
    Du hast dich geirrt, Aethanus. Die Prüfung ist eine andere. Erst wenn man fähig ist, einem Menschen sein Leben zu rauben, um den Wein zu verbessern, den man trinkt, erst dann ist man wirklich ein Magister.
    »Euer Diener sagte, Ihr wolltet mich sprechen.«
    »Richtig. Macht es Euch bitte bequem.« Wieder deutete er auf die Stühle, und nach kurzem Zögern nahm sie Platz. Er setzte sich gegenüber, stellte seinen Becher auf den Tisch und legte nachdenklich die Fingerspitzen zum Giebel aneinander, als müsste er erst überlegen, was er sagen wollte. Die Geste war etwas zu gekünstelt, um echt zu sein; sie erriet, dass er die nächsten Worte schon viele Male heimlich geprobt hatte.
    »Ich habe von Eurem Kampf im ›Viertel‹ gehört«, sagte er endlich. »Eine beeindruckende Demonstration Eurer Macht.«
    Sie zuckte die Achseln, sagte aber nichts.
    »Hexen gehen nur selten so verschwenderisch mit ihren Kräften um.«
    »Hexen lassen sich nicht gern vergewaltigen«, gab sie knapp zurück.
    Die Antwort entlockte ihm ein glucksendes Lachen. Kamala spürte, wie ihr der Abscheu die Kehle zusammenschnürte, und kämpfte ihn nieder. Du darfst diesen Mann nicht unterschätzen , warnte sie sich. Er mag aussehen und sich benehmen wie ein

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