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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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fuhr ihr die Frage wie ein Messer durch die Seele. Auch bei Ramirus hatte sie solche Stiche gespürt, wenn er seine Macht einsetzte, um zu ergründen, ob sie die Wahrheit sprach. Die Vorstellung, nun auch von den Kräften dieses hohlwangigen Magisters eingesponnen zu werden, war ihr ein Gräuel, aber sie ließ sich auch jetzt ihren Abscheu nicht anmerken und blieb gelassen, obwohl sie ihn innerlich dafür hasste, dass er sich diesen magischen Übergriff erlaubte, diese schmutzige und zugleich intime Berührung, die sie wie eine Vergewaltigung empfand.
    Zugleich fragte sie sich, warum sie so betroffen war, und erinnerte sich an Rhys’ Worte in ihrem Garten: Die Gründe, die du mir nennst, stehen in keinem Verhältnis zu dem Hass in deinem Herzen.
    Die königlichen Jagdhunde können den neuen Magister auch nicht leiden , dachte sie bei sich. Und sie brauchen die Gründe nicht zu kennen.
    »Die Protektoren stammen von den Feldherren ab, die die große Schlacht überlebten. Die Priester verfügten, ihre Nachkommen sollten als Könige über den Norden herrschen, und so ist es seither geblieben.« Sie hielt inne und beobachtete ihn scharf. »Was wolltet Ihr sonst noch wissen?«
    »Heißt es nicht auch, die Götter hätten ihnen Gaben verliehen? Besondere Kräfte, die ihnen helfen sollten, die Welt zu beschützen, falls die Dämonen zurückkehrten. Zumindest ist dieses Gerücht im Umlauf.«
    Sie erstarrte wie ein Reh, das die Witterung des Jägers aufnimmt. Das ist die Frage, die er von Anfang an stellen wollte , dachte sie. Deshalb ließ er mich rufen, anstatt sich die Sagen meines Volkes von Danton erzählen zu lassen.
    Ihr Misstrauen war geweckt. Sie wollte die Wahrheit verbergen. »Gerüchte gibt es viele.«
    »Nichts als Aberglauben«, schnaubte Danton.
    Sie errötete und schlug die Augen nieder, als wäre sie ein schüchternes Weibchen; manchmal ließen sich argwöhnische Männer davon blenden. »Vielleicht, Sire.«
    »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet«, drängte Kostas.
    Sie zuckte die Achseln, als sei die Sache nicht weiter von Belang. »Die Protektoren haben den Auftrag, die Speere zu hüten, deshalb sollen ihnen die Götter die Fähigkeit verliehen haben, sich ihnen weiter zu nähern als gewöhnliche Menschen. Ich weiß nicht, ob man das eine ›Gabe‹ nennen kann, Magister. Die Speere sind furchterregend, wer sollte den Wunsch haben, ihnen nahe zu sein, wenn ihn die Pflicht nicht dazu zwingt?«
    »Mag sein«, sagte Kostas gleichmütig. »Aber man sagt, in Euren Adern flösse auch das Blut der Hexen.«
    Ihr blieb das Herz stehen, und sie atmete langsam und tief ein, um nach außen hin Ruhe zu bewahren. Wenn seine Macht jetzt auf sie gerichtet war, konnte sie ihn nicht belügen, aber sie hatte auch nicht vor, die ganze Wahrheit preiszugeben. »Ich weiß nicht, welche von den Sagen Ihr kennt«, sagte sie. »Es wird erzählt, sieben Hexen hätten überlebt, wären die Gemahlinnen der großen Feldherren geworden und hätten ihnen jeweils als erstes Kind einen Sohn geboren. Es heißt aber auch, das Land selbst hätte die Macht aller verstorbenen Hexen aufgesogen und in ihrem Namen den ersten Protektoren Glück und Erfolg vererbt. Doch die ersten Generationen sind seit Langem tot, edler Magister, und die Hexenkunst übernimmt man weder mit dem Vaternamen, noch kann sie durch Geschichtenerzählen übertragen werden.«
    »Sie selbst ist keine Hexe«, sagte Danton. »Falls Eure Frage darauf abzielt. Das hat Ramirus festgestellt, bevor wir getraut wurden.«
    Wieder errötete Gwynofar, doch diesmal war sie aufrichtig verlegen. »Magister Ramirus …?«
    »Ich hatte es befohlen«, erklärte Danton und wehrte jeden Protest mit einer Handbewegung ab. »Was dachtet Ihr denn? Ich hätte doch keinen Abkömmling eines Zauberergeschlechts zur Frau genommen. Und Ihr wisst selbst, dass man euch das nachsagt.« Er sah Kostas an. »Offenbar versprachen die Götter den Protektoren etwas wie: Wenn und falls ihr die Macht benötigt, werdet ihr sie bekommen. Was immer das heißen mag.« Er lachte leise in sich hinein. »Wer könnte die Götter durchschauen?«
    »Gewiss«, sagte der Magister bedächtig.
    »Immerhin haben die Erzprotektoren auf solchen Märchen ein Imperium aufgebaut, und das finde ich bewundernswert. Nach Eurem Zauberergeschlecht solltet Ihr allerdings anderswo suchen, Kostas. Meine Gemahlin ist eine reinblütige Protektorin, und Ramirus hat mir versichert, dass sie nicht mehr Hexenkräfte besitzt als jede andere

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