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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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»Wie kommt Ihr darauf?«
    »Aber mein König – vier männliche Erben hintereinander, kerngesund, in regelmäßigen Abständen, gefolgt in gleichen Intervallen von zwei hübschen Töchtern, die man günstig verheiraten kann. Glaubt Ihr wirklich, so etwas ginge völlig ohne Unterstützung? So gut meint es das Schicksal nur selten mit den Frauen. Auch nicht mit Königen.«
    »Ich habe Ramirus nie um Hilfe gebeten.«
    »Ich habe nie behauptet, Ihr hättet das getan.« Kostas trank seinen Wein in langsamen Schlucken, um das leicht betonte Ihr wirken zu lassen.
    Danton sah ihn empört an. »Das Haus Aurelius war bei der Zeugung seiner Nachkommen noch nie auf den Beistand eines Zauberers angewiesen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Und Ihr denkt also, meine Gemahlin …?«
    Kostas’ Augen glitzerten. »Woher soll ich das wissen? Es war vor meiner Zeit. Ich stelle nur fest, dass Hilfe auf diesem Gebiet für Mann und Frau nicht die gleiche Bedeutung hat. Schließlich steht bei der Geburt eines Kindes ihr Leben auf dem Spiel und nicht das seine.«
    »Sie weiß, dass ich so etwas niemals billigen würde.«
    Kostas neigte den Kopf. »Und sie würde sich gewiss hüten, Euren Unmut zu erregen.« Wieder nippte er an seinem Becher. »Vielleicht hatte sie einfach … Glück. Bei manchen Frauen ist das so.«
    Danton erhob sich und trat vor die Feuerstelle. Er liebte die Dramatik eines prasselnden Feuers, es erinnerte ihn an die brennenden Städte seiner Feinde nach dem Ende der Belagerung. Aber in der Hitze des Sommers musste man auf solch bescheidene Freuden verzichten. »Ramirus hätte so etwas niemals unaufgefordert getan.«
    »Ihr kennt ihn besser als ich, Majestät.«
    »Er war mein Diener. So wie Ihr.«
    Er wartete, ob Kostas sich gegen die Bezeichnung verwahren würde, aber der Magister schwieg. Endlich kehrte Danton zu seinem Stuhl zurück, schenkte sich ein weiteres Mal nach und trank, als müsse er einen üblen Geschmack hinunterspülen.
    »Ich muss gestehen«, sagte Kostas, »dass mich ein Punkt neugierig macht.«
    Danton sah zu ihm auf. »Nämlich?«
    »Sechs Kinder – jedes Jahr eines –, die vollkommene königliche Familie, und dann nichts mehr? Das finde ich … sonderbar.«
    »Es ist aber leicht zu erklären«, schnaubte Danton. »Sie bat mich nach Tiresias Geburt, ihr diese Pflichten in Zukunft zu ersparen. Sie hatte mein Haus gut versorgt, der Wunsch war nicht unvernünftig, und so erfüllte ich ihn.«
    »Sie hat Euch also … aus ihrem Bett vertrieben?«
    Aus Dantons Augen schossen Blitze. »Hütet Eure Zunge, Magister. Gewisse Könige könnten an solchen Bemerkungen Anstoß nehmen.«
    »Ich sorge mich lediglich um Euer Wohl. Und um die Loyalität all derer, die Euch nahestehen.«
    »Die Loyalität der Königin steht außer Frage.«
    »Dennoch bleibt dies meine Pflicht.«
    Danton nahm einen tiefen Zug, wischte sich mit dem Handrücken einen Tropfen Wein vom Kinn und lehnte sich aufatmend in seinem überreich mit Schnitzereien verzierten Sessel zurück. »Sie hat zu wenig Fleisch auf den Knochen. Als Mann hat man nicht viel Freude an ihr. Ich habe sie wegen ihres Familienwappens geheiratet, nicht damit sie mir mein Bett wärmt, und das weiß sie auch. Sie hat mir vier Söhne geschenkt, auf die jeder König stolz wäre. Mit unseren Töchtern konnte ich wertvolle Bündnisse erkaufen. Mir ist nicht bekannt, dass sie einen Liebhaber hätte, das wäre das Einzige, was ich ihr nie verzeihen könnte. Wenn sie beim Festmahl an meiner Seite sitzt, lächeln die fürstlichen Gäste mehr und intrigieren weniger. An ihren Leistungen als Königin gibt es nichts – aber auch gar nichts – auszusetzen. Und damit ist das Thema für mich erledigt.«
    »Wie Majestät wünschen.« Kostas schlug respektvoll die Augen nieder.
    »Natürlich stört mich dieser Unsinn mit den Felsen.« Der Großkönig schnaubte leise. »Aber sie bleibt damit in ihrem Garten. Solange sie nur mit ihrem eigenen Blut Opfer darbringt, betrifft mich das nicht weiter.« Er starrte in seinen Becher. »Was haltet Ihr von alledem? Heraus mit der Sprache.«
    Kostas legte die Fingerspitzen aneinander und erwog sorgfältig seine Antwort. »Ich war selbst im Norden und habe die sogenannten ›Speere‹ gesehen. Es handelt sich ganz einfach um Felsen, die von den Einheimischen mit Mörtel und Meißel zu grässlichen Figuren geformt werden, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu halten. Was diesen ›Heiligen Zorn‹ angeht, so ist in der Gegend ohne

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