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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Zweifel eine seltsame Macht am Werk – ich habe sie selbst gespürt –, aber sie ist längst nicht so stark, wie die Großkönigin sie schildert. Man spürt eher ein gewisses Unbehagen, wenn man sich den Steinen nähert. Man munkelt ja, die Protektoren hätten auch Hexenblut in den Adern, und deshalb vermute ich, dass es sich einfach um Hexerei handelt. Nur deshalb habe ich mich nach den Vorfahren der Großkönigin erkundigt. In meinen Augen sind es gerade die Blutrituale der Protektoren, die diese Wirkung erzeugen, einzig und allein in der Absicht, die Gläubigen einzuschüchtern. Um mehr zu tun, ist die Macht nicht stark genug, das versichere ich Euch.«
    »Da oben gibt es doch sicherlich auch Magister? Müssten die nicht Genaueres darüber wissen?«
    Um Kostas’ Lippen zuckte es. »Sie gäben die Staatsgeheimnisse ihrer Patrone wohl ebenso wenig preis wie ich die Euren, mein König.« Er neigte respektvoll das Haupt. »Außerdem lieben Magister nichts so sehr, wie ihren Brüdern auf die Schliche zu kommen. Womit sollten wir uns sonst die Zeit vertreiben, während unsere königlichen Herren ihre nächsten Eroberungen planen?«
    Danton schnaubte verächtlich. Er war ein stolzer Mann, und Kostas’ Andeutungen bezüglich seiner Familie schwärten wie ein Dorn in seinem Fleisch; er vermochte kaum an etwas anderes zu denken. »Gibt es eine Möglichkeit, sich Gewissheit zu verschaffen?«, fragte er endlich.
    »Worüber, Sire?«
    »Über die Kinder. Gwynofar. Kann man feststellen, ob die Geburten meiner Söhne in irgendeiner Weise unnatürlich waren?«
    »Ach so. Eine Frau würde sagen, jede Geburt ist unnatürlich, aber Frauen sehen diese Dinge ohnehin mit anderen Augen.«
    »Ihr wisst, was ich meine.«
    Der Magister stellte seinen Becher ab. »Wenn Ihr wirklich Gewissheit haben wollt, könnte ich versuchen, die Wahrheit herauszufinden. Eventuell haften Spuren von Ramirus’ Zauberei an ihr oder an den Kindern. Aber nach so vielen Jahren wären sie nur noch sehr schwach, und wenn ich nichts fände, könnte man daraus höchstens schließen, dass es in der Magie keine Gewissheit gibt.«
    Danton knurrte unwillig und starrte in seinen Becher. Er fand die Antwort offensichtlich unbefriedigend.
    »Ihr sagt, sie sei loyal, Majestät. Ihr sagt, sie hätte Ramirus nicht gegen Euren Willen um Hilfe gebeten. Ihr sagt, Ihr seid dessen sicher und zweifelt nicht an ihr. Ist Euch das nicht genug?«
    »Doch.« Der Wein war ein blutroter Spiegel, aus dem Danton sein eigenes finsteres Gesicht entgegenblickte. »Es sollte mir jedenfalls genug sein, nicht wahr?«
    »Die Götter wollten den Männern nicht alle Geheimnisse um Schwangerschaft und Geburt offenbaren«, sagte Kostas ruhig. »Dieses Wissen schenkten sie nur den Frauen, und es hat einen hohen Preis, denn es wird mit Schmerzen bezahlt. Das sagen die Priester.« Der Magister zuckte die Achseln. »Ich finde, die Stämme im Süden haben den richtigen Weg gefunden – sie schließen ihre Frauen vor anderen Männern und vor den Magistern weg, bis sie so alt sind, dass sie keine Kinder mehr empfangen können. Auf diese Weise kann kein Fremder die natürliche Erbfolge stören. Und natürlich sollte sie doch sein, nicht wahr, Majestät?« Er hielt inne. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass man sich dort unten auf Abmachungen einlässt, wie Ihr sie mit Eurer Gemahlin geschlossen habt, aber wir sind schließlich weitaus zivilisierter und müssen gewisse Dinge respektieren.«
    Danton schwieg.
    Draußen schob sich eine Wolke vor die Sonne, und ein Schatten fiel über den Raum. Aber die feuchte Schwüle hing auch weiterhin über allem und erzeugte einen dünnen Schweißfilm auf der Haut. Für Danton war es kein angenehmer Nachmittag. Seine Stimmung wurde davon nicht besser.
    »Die Sache geht Euch nichts an«, sagte der Großkönig endlich. »Ihr werdet nicht mehr davon sprechen.«
    »Sehr wohl, Majestät.« Der Königliche Magister neigte abermals respektvoll das Haupt. Mit seinem dünnen Hals und den scharfen Zügen erinnerte er an einen Geier, der auf einem Stück Aas herumhackte.
    Aber das fiel Danton nicht auf. Er war im Geist mit anderen Dingen beschäftigt. Und als er endlich zu einer Entscheidung gelangt schien, stellte er den Becher auf den reich geschnitzten Tisch und verließ ohne ein weiteres Wort und ohne einen Blick zurück den Raum.
    Die verzerrte Grimasse des Magisters hätte auf einem menschlicheren Antlitz ein Lächeln sein können.

Kapitel 19
    Seine Hochwohlgeboren

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