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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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vibrieren.
    »Ihr habt das Zweite Gesicht?«, fragte Ramirus, der sie scharf beobachtet hatte.
    Sie nickte.
    »Was kann es Euch zeigen, das Ihr nicht auch mit der Zauberei sehen könnt?«
    Sie kniff die Augen zusammen und überlegte. »Ich kann sehen, wo der Anker liegt. Er ist mit seinem Fleisch verschmolzen, aber die Macht hat sich nicht im übrigen Körper verteilt. Sie ist immer noch örtlich begrenzt.«
    »Ihr sprecht von diesem Netz, das wir gesehen haben.«
    »Ja.« Sie schloss kurz die Augen, um ihre Eindrücke zu ordnen. Ging im Geiste verschiedene Lösungen durch. »Wenn man das Netz zerstört, könnte man vielleicht auch den Bann aufheben, der daran verankert ist.«
    »Aber wenn es fest mit seinem Fleisch verwachsen ist, wie können wir dann das eine ohne das andere zerstören?«
    Sie schlug die Augen wieder auf. »Indem wir nur den Teil zerstören, an dem das Netz verankert ist, und den Rest verschonen.«
    Ramirus zog zischend die Luft ein. »Könnt Ihr seine Form so deutlich erkennen, dass Ihr Euch das zutraut?«
    Sie zögerte kurz, dann nickte sie.
    »Ihr wisst, dass durch einen solchen Eingriff sein Fokus gestört werden könnte. Wenn danach der Bann nicht sofort aufgehoben wird, wäre das womöglich sein Tod.«
    »Ein paar Sekunden bleiben ihm schon«, erinnerte sie ihn. »Hoffen wir, dass die Frist ausreicht.« Sie schaute zu ihm auf. »Wie schnell könnt Ihr den Bann aufheben, sobald ich den Anker entfernt habe?«
    Seltsam, vor ihm so offen von der Translatio zu sprechen! Als wäre es ganz natürlich, dass sie das finsterste Geheimnis der Magister kannte.
    »So schnell wie nötig«, versicherte er.
    Sie setzte sich auf die Fersen zurück und schickte sich an, ihre volle Macht zu beschwören. Nun liegt dein Leben also in unseren Händen, Colivar. Kannst du hören, was wir planen? Würdest du uns von diesem Versuch abraten, wenn du könntest?
    Sie holte tief Luft und richtete ihre Aufmerksamkeit nach innen, auf die Quelle ihrer eigenen Macht. Kaltes gestohlenes Athra, seiner Lebenswärme längst beraubt. Sie musste es zu einer Kraft formen, die das Fleisch um den eingewachsenen Anker nicht bloß zerstörte, sondern auch ausbrannte. Sonst würde Colivar womöglich aus tausend Wunden verbluten, bevor er genügend Macht beschwören konnte, um sich zu retten.
    Und sie kannte keine Möglichkeit, dabei schonend vorzugehen.
    Vergib mir, Colivar. Du hast mich immer gut behandelt, wenn auch nicht aus reiner Nächstenliebe. Ich wünschte, es gäbe einen besseren Weg.
    Als sie endlich das Gefühl hatte, bereit zu sein, schlug sie die Augen auf. Das Gespinst, das sich in Colivars Fleisch gefressen hatte, loderte vor ihrem inneren Auge hell auf, silbrige Linien schlängelten sich schillernd wie Quecksilber über seine Haut. Sie spürte die Macht, die davon aufstieg, als schlüge ihr Wärme ins Gesicht. Keine Zauberei, aber auch keine einfache Hexerei. Eine abartige Mischung aus beidem, heiß und giftig und brodelnd vor Hass.
    »Jetzt«, flüsterte sie.
    Sie schickte ihre Macht in das Gespinst. Magisches Feuer flammte auf und versengte alles, was es berührte. Sie hörte Colivar schreien, als die Flammen an den Machtfäden entlangglitten, bis sie seinen Körper vollständig eingehüllt hatten. Ein abscheulicher Geruch nach verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Colivar wand sich vor Schmerzen, sein Rücken bog sich so weit nach hinten durch, dass seine Wirbelsäule zu brechen drohte. Das Feuer wütete immer noch weiter, es wollte den fremden Anker mit Haut und Haaren verschlingen. Tiefe Rinnen brannten sich in sein Fleisch, das Feuer verschloss sie von innen. Der Anker wurde zerstört, und sie spürte, wie Ramirus seine Zauberkräfte einfließen ließ und sich um die Aufhebung des Einschlussbanns bemühte, bevor der sich anderswo in Colivars Körper festsetzen konnte. Wenn das geschähe, würde ihn nicht der Bann selbst töten, sondern Kamalas Zauberei würde ihn durch jeden Zoll seines Körpers verfolgen, bis alles zu Asche verbrannt wäre.
    Schließlich ging dem Feuer doch die Nahrung aus, es flackerte noch ein paar Mal auf und erlosch. Danach herrschte Stille. Der Körper vor ihnen bot ein grausiges Bild. Ein Netz aus schwarzen und blutigen Linien lag über jeder sichtbaren Fläche. Sogar durch Colivars Gesicht zogen sich tiefe Rillen, und wo eines seiner Augen ins Leere gestarrt hatte, klaffte nun ein leeres Loch mit schwarzen Rändern. Schmerzwellen durchliefen seinen Körper, unkontrollierte Zauberei

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