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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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der jede Bewegung, jedes Mienenspiel, jeden Atemzug des Mannes förmlich einsaugte.
    Endlich drehten die Glitzerschwingen nach Süden ab, und wenige Minuten später war der Seelenfresser nicht mehr zu sehen. Kamala hatte nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte. Nun ließ sie ihn ausströmen.
    »Colivar.« Ramirus sprach leise, doch die kalte Autorität in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Die Zeit für Geheimnisse ist vorbei. Verstehst du mich? Wir können uns solche Spielchen nicht länger leisten.« Als Colivar nicht antwortete, verfinsterte sich seine Miene. »Es ist höchste Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Und denke daran, ich bin alt genug, um erraten zu können, wie viele Geheimnisse du hütest, glaube also ja nicht, mich so leicht täuschen zu können.«
    Colivar schwieg noch immer. Seine Augen blieben auf den Horizont gerichtet, er ignorierte die Aufforderung … und den Sprecher.
    Ramirus trat unvermittelt vor, packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich herum. Das kam so unerwartet, dass Kamala unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
    »Du hast versagt , Colivar.« Tiefe Verachtung sprach aus Ramirus’ Zügen. »Hast du verstanden? Versagt! Dein Meisterschüler hat dich hereingelegt, und du hast es nicht gemerkt. Deine Morati-Liebste hat dir eine Falle gestellt, und du bist prompt hineingetappt. Ein Magister, der nur halb so mächtig und nicht einmal halb so intelligent ist wie du, hat dich gefangen gehalten, und du hattest nicht die Kraft, die Hand gegen ihn zu erheben. Und schließlich, ja, schließlich musste dich dein größter Rivale wie einen hilflosen Säugling auf seinen Armen in Sicherheit bringen.« Der Hohn in seiner Stimme war mit Händen zu greifen. »Du bist schwach, Colivar. Schwach. Du bist nicht fähig, andere zu führen. Höre endlich auf, dir etwas vorzumachen.«
    Er trat drei Schritte zurück, um Platz zu schaffen. Dann deutete er vor sich auf den Boden. »Auf die Knie mit dir!«
    Colivar bewegte sich nicht. Seine schwarzen Augen wurden schmal – in ihren Tiefen loderte die Wut –, aber er blieb stumm.
    »Du musst deine Schwäche eingestehen, bevor sie uns alle vernichtet«, beharrte Ramirus. Seine Stimme, sein Gesichtsausdruck waren gnadenlos. » Auf die Knie. «
    Kamala spürte, dass ein Sturm im Anzug war, und wollte vortreten. »Ramirus …«
    Er fuhr zu ihr herum. » Schweigt!« Die kalte Wut in seinen Augen war schrecklich anzusehen. » Ihr habt ebenso viel Schuld wie er, dass es so weit gekommen ist! Närrin! Wofür haltet Ihr denn unser Magistergesetz? Für ein Gesetzbuch wie jedes andere? Einen Vertrag in Schönschrift, vielleicht mit hübschen Bildchen verziert?« Er zog zischend die Luft ein. »Es war Zauberei , Weib! Eine große Beschwörung, der wir uns alle unterwarfen, um uns die menschliche Seele zu bewahren. Und was habt Ihr erwartet, als Ihr diese Vereinbarung mit Füßen getreten habt? Dass wir einfach eine Klausel streichen und so weitermachen würden wie bisher?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Was Ihr getan habt, hat uns mehr geschadet, als ein einfacher Verrat es jemals könnte. Und jeder Magister, der Euch für Euer Verbrechen nicht verfolgt – mich eingeschlossen –, schadet uns noch weiter. Welche Gründe man dafür anführt, spielt keine Rolle. Zauberer scheren sich nicht um Gründe. Der Pakt, der uns so lange das Menschsein bewahrt hat, fängt an zu bröckeln, und das wird nicht aufhören, solange der Verstoß gegen das Magistergesetz ungesühnt bleibt.« Er wandte sich wieder Colivar zu. »Irre ich mich?«, wollte er wissen.
    »Nein«, flüsterte Colivar. »Du irrst dich nicht.«
    »Wir beide spielen schon sehr lange nach menschlichen Regeln«, fuhr Ramirus fort. »Aber nun zerfällt uns das Spiel unter den Händen, und wir müssen auf ältere Regeln zurückgreifen. Sonst versinkt die Welt im Chaos.« Er nahm einen tiefen Atemzug. »Also sage mir, ob ich das, was geschehen ist, falsch deute, Colivar. Sage mir, ob ich falsch einschätze, was jetzt getan werden muss.«
    Der schwarzhaarige Magister sah ihn lange an. Heftig loderten die Gefühle in den Tiefen seiner Augen: Empörung, Trotz, Hass. Die Spannung zwischen den beiden Männern war so stark, dass Kamala am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Sie trat ein paar Schritte zurück. Wenn etwas von dieser Energie in Zauberei umgesetzt würde, könnte das schreckliche Folgen haben.
    Dann schien es, als würde Colivar von tiefer Erschöpfung erfasst; sein Groll

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