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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Schal dachte, den er ihr vor Dantons Palast gereicht hatte. Das Tuch war nach ihrem Abenteuer in Gansang zurückgeblieben, und er hatte ihr nicht geglaubt, als sie geleugnet hatte, dass es ihr gehörte. Wenn er den anderen Magistern verriet, wer sie war, fände sie nirgendwo auf der Erde mehr ein Schlupfloch, in dem sie sich verkriechen konnte. Das Magistergesetz sah für jeden Zauberer, der einen anderen tötete, die Todesstrafe vor.
    Doch seither war mehr als ein langer Monat vergangen. Und offenbar hatte er noch niemandem von ihr erzählt.
    Warum nicht?
    Er ist Magister , hielt sie sich vor Augen. Er will das Gleiche wie alle Magister … Geheimnisse aufspüren, Spiele spielen, das Leben der Mächtigen manipulieren … alles, womit er sich die Langeweile der Jahrhunderte vertreiben kann.
    Aber ging es hier nicht doch um mehr? War sie lediglich ein neues Spielzeug, das er seinen Standesgenossen zur Aburteilung ausliefern würde, sobald er seine Geheimnisse ergründet und seine Rätsel gelöst hatte? Oder wollte er noch etwas anderes von ihr?
    Lange stand sie reglos im Dunkeln und dachte nach. Im Osten kroch ein fahler Schein über den Horizont, vor dem sich die Ruinen der Türme abzeichneten. Eine einsame Eule drehte einen letzten Kreis am Himmel, bevor sie ihrem Tagesschlafplatz zustrebte. Sobald sie verschwunden war, begannen die ersten Singvögel zu zwitschern.
    Endlich faltete sie die Nachricht lautlos zusammen und steckte sie in ihren Ärmel. Dann ließ auch sie sich Flügel wachsen und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt.
    Das Versteck, das sie vorgeschlagen hatte, befand sich in einem Gebirgsmassiv östlich von Ulran in einer schüsselförmigen Senke, die durch natürliche – oder unnatürliche? – Kräfte in einen steilen Hang gegraben worden war. Sie hatte die Stelle entdeckt, als sie in Aethanus’ Auftrag Verwandlungszauber übte. Viele Nachmittage lang war sie im Schutz dieser Senke auf die grüne Wiese hinabgestoßen und wieder aufgestiegen. Der Ort war nur mit Flügeln – oder mit einem Beförderungszauber – zu erreichen, deshalb hatte sie geglaubt, in einem Baumstamm, der vor langer Zeit von einem Blitz gespalten worden war, den idealen Platz für geheime Botschaften gefunden zu haben.
    Sie näherte sich dem Massiv in Vogelgestalt und flog scheinbar willkürlich über dem Grat hin und her, um zu verschleiern, wohin sie unterwegs war. Dabei strengte sie ihre magischen Sinne aufs Äußerste an, um mögliche Gefahren im Vorfeld zu erkennen. Sie setzte auch ihr Zweites Gesicht ein. Das tat sie inzwischen nur noch selten, weil Zauberei viel stärker war, aber manchmal konnte sie mit dieser angeborenen Fähigkeit, die ihr das Wirken übernatürlicher Kräfte sichtbar machte, durch einen Riss in der Abwehr eines Magisters schlüpfen. Es handelte sich schließlich um eine Morati-Gabe, der die hochmütigen Zauberer keine Aufmerksamkeit schenkten.
    Doch weder die Magie noch das Gesicht zeigten ihr irgendwelche Spuren einer feindlichen Macht, und so strebte sie, ermutigt, wenn auch immer noch misstrauisch, dem eigentlichen Versteck zu. Im Anflug konnte sie mit ihren scharfen Vogelaugen das Gelände genau erkennen, auch den kleinen weißen Fleck auf dem Wiesengras, der zu exakt quadratisch war, um natürlich entstanden zu sein. Sie näherte sich vorsichtig und vergrößerte die Stelle mit Zauberei, bis sie eine menschliche Gestalt unterscheiden konnte, die zwischen vielen kleineren Gegenständen auf einer weißen Decke lag.
    Sie flog noch einige Kreise und landete schließlich hinter einer kleinen Baumgruppe, wo sie nicht zu sehen war. Dort kehrte sie in ihre menschliche Gestalt zurück und wartete, bis ihr Atem sich beruhigt hatte. Dann nahm sie allen Mut zusammen, setzte eine möglichst selbstbewusste Miene auf und trat so unbefangen aus der Deckung, als wäre sie zu einem harmlosen Mittagessen mit Freunden angereist.
    Auf dem Gras war Tuch aus weißem Leinen ausgebreitet, und darauf lag Colivar und blätterte, auf einen Ellbogen gestützt, achtlos in einem bebilderten Büchlein. Er trug feine Kleider aus schwarzer Seide und Leder, elegant, aber ohne jede magische Aura. Wie er sich so in der Sonne aalte und der Wind ihm durch das lange schwarze Haar fuhr, konnte man ihn ohne Weiteres für einen reichen jungen Herrn halten, der sich in der vertrauten Umgebung seines eigenen Anwesens der Muße hingab.
    Doch dann hob er den Kopf, sein Blick traf den ihren, und für einen Moment – einen

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