Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
über ihre Haut, quälend lustvoll …
Nein! , kam der Protest von innen.
Sein Mund war heiß und schmeckte nach Datteln und Bier.
Diesmal ist es ein Mann , versicherte sie der Ikata. Und erinnerte sich, wie sich die Verführung Petranas zur Katastrophe ausgewachsen hatte. Eine Ewigkeit war das her. Inzwischen war ihr die seltsame Symbiose vertrauter geworden, und sie verstand, warum sie damals gescheitert war. Er ist kein Konkurrent.
Er ist nicht würdig!
Nasaans derbe Zärtlichkeiten weckten einen Hunger, den sie zu lange unterdrückt hatte. Wie sollte sie klar denken, geschweige denn die Klippen ihres geteilten Bewusstseins umschiffen, wenn dieser Hunger wie Feuer durch ihr Fleisch raste? Aber sie wusste, wie gefährlich es war, sich über den Widerspruch des Seelenfresser-Weibchens hinwegzusetzen. Wieder dachte sie an jene Nacht, in der sie versucht hatte, Petrana zu verführen. Damals hatte sie ihre Lektion gelernt.
Er ist ein Fürst , sendete sie der Ikata. Mächtig. Stark. Ich muss ihn an mich binden. Und darunter nörgelte unausgesprochen ein anderes Argument: Auch ich habe Bedürfnisse.
Er ist nicht mit uns geflogen! Der Gedanke wurde von einem so mächtigen Schwall tierischer Empfindungen begleitet, dass Siderea der Atem stockte. Pure Entrüstung. Wie konnte sie einem Mann gestatten, ihren Körper zu besitzen, der die einzige Bewährungsprobe, auf die es ankam, noch nicht bestanden hatte? Einem Mann, der ihrem Flug noch nicht bis zur Erschöpfung gefolgt war, blutig gekratzt von den Klauen seiner Rivalen, zur Raserei getrieben vom Geschmack ihres Blutes auf seiner Zunge? Was war sein Werben wert, ohne dass er ihr die Körper unterlegener Freier als Hochzeitsgabe präsentierte und sie sich von den Schreien der Verwundeten verführen lassen konnte?
Der warme männliche Duft bekam eine säuerliche Note. Nasaans Geschmack auf ihrer Zunge wurde bitter. Die Zärtlichkeiten, die sie eben noch erregt hatten, erschienen ihr mit einem Mal widerwärtig und grob …
NEIN! Diesmal war sie es, die in den Tiefen ihres geteilten Bewusstseins aufschrie. Die Instinkte der Ikata zu teilen war gut und schön, aber sie durften ihr menschliches Bewusstsein nicht überschwemmen. Derart viel von sich selbst wollte sie dieser Union denn doch nicht opfern.
Irgendwo in weiter Ferne hob Nasaan auf einmal den Kopf, als hätte er gespürt, dass etwas nicht stimmte. Irgendwo in weiter Ferne ermutigte ihn ihr Körper, so erfahren in der Kunst der Verführung, dass kaum ein Gedanke nötig war, um ihn zu lenken, nicht darauf zu achten. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, drängte ihn, sich in ihr zu verlieren. Empfindungen, die lustvoll hätten sein sollen, durchbebten ihren Körper, doch ihr Geist fand den Anschluss nicht. Sie irrte durch einen Strudel innerer Konflikte, primitiv und unwiderstehlich, und sie versuchte verzweifelt, den Widersprüchen eine Struktur zu geben, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Aber die Ikata war nicht weniger entschlossen. Sie würde keinen Mann an sich heranlassen, bevor er sich nach den Regeln des Liebeswerbens in ihrer Spezies als Sieger erwiesen hatte …
Also tauchte Siderea ein in ihre Erinnerungen, versetzte sich zurück in die Nacht von Nasaans Sieg und suchte nach Stellen, wo die Schatten ineinanderflossen.
Ringsum tobt die Schlacht. Krieger mit Lanzen und Schwertern fegen auf ihren Pferden vorbei, jeder kämpft um sein Leben, aber auch für eine Sache. Der Lärm ist ohrenbetäubend: Kampfgeschrei von allen Seiten, Waffen krachen gegen Schilde, Pferde wiehern vor Schmerz. Die Gewalt umwogt sie wie ein Ozean, sie hält sie mit einem einzigen Gedanken von sich fern, lässt sich von der Energie des Geschehens umfangen, gestattet aber den Kriegern selbst nicht, ihr nahe zu kommen.
Nasaan ist nicht weit von ihr entfernt. Wie ungestüm er ist, wie furchtlos! Gerade stößt er sein Schwert einem feindlichen Krieger in die Seite, ein Schwall dampfenden Blutes bricht hervor. Es ändert nichts, dass ihre Macht die Feinde schwächt, sodass sie keine Chance gegen ihn haben. Davon wusste er nichts, als er sich Hals über Kopf in ihre Reihen stürzte. Das Opfer, die Absicht dahinter, das ist es, was zählt.
Er kämpft für uns , sendet sie ihrer Konjunkta. Was natürlich nicht heißt, dass er selbst es auch so sieht. Ihm geht es lediglich darum, eine Stadt zu erobern, ein popeliges Wüstenreich, das mühelos in Sankaras Mauern Platz gefunden hätte. Aber Siderea hat sich selbst zu einer
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