Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
aufschnallte, die den Harnisch zusammenhielten, spürte sie seine innerliche Anspannung wie ein Stück glühender Kohle. Ein Mann wie er kam mit Unsicherheit nicht gut zurecht.
Er war so leicht zu lenken. Keine Überraschungen. So gut wie keine Herausforderungen.
»Du wirst meine Fürstin sein«, erklärte er ohne Gruß oder Einleitung.
Sie schaute zu ihm auf.
»Einige von den Ältesten meldeten Widerspruch an. Diejenigen, die sich nicht in die Hosen machten vor Angst, ich würde ihnen die Köpfe abschneiden.« Er schnaubte. »Sie sagten, du wärst eine Fremde, sie wüssten nicht, wer du bist, und deshalb wollten sie dich in keiner Eigenschaft auf Jezalyas Thron sehen. In Wirklichkeit meinten sie, sie wüssten nicht, was du bist … und ich habe sie nicht aufgeklärt.«
Sie nickte. So viele von Nasaans Männern hatten die seltsame Frau auf dem Schlachtfeld gesehen oder ihre Ikati-Königin am Himmel gespürt, dass einige Gerüchte unvermeidlich waren. Nun, wenn man sie in die richtigen Bahnen lenkte, konnten sie sogar nützlich sein.
»Sie brauchen es auch nicht zu wissen«, sagte sie ruhig und nahm ihm den schweren Harnisch ab. Das dicke verschrammte Leder lag ihr schwer in den Händen, und ihre ikati-geschärften Sinne fingen den Duft vergangener Schlachten auf: Blut, Pferde, die Angst von Gefangenen und etwas Bierdunst von der Siegesfeier. Das Hemd, das Nasaan unter dem Harnisch trug, war schweißdurchtränkt und klebte an den schwellenden Muskeln. Er war ein Krieger und sicherlich an diesen Zustand gewöhnt, aber als eine abendliche Brise durch den Raum zog und die feuchte Haut kühlte, war der Ausdruck des Wohlbehagens auf seinem Gesicht unübersehbar. Auf seinen Schultern stellten sich winzige Härchen auf, und sie strich mit den Fingerspitzen darüber. Bei der selbstverständlichen Intimität dieser Geste stockte ihm der Atem.
Sie war jetzt seine Fürstin. Sollte sie diese Rolle nur in der Öffentlichkeit spielen oder auch im Privatleben? Sie sah, wie er die Frage erwog, und spürte die wachsende Spannung in seinem Körper, als sie die Bänder löste, mit denen das Hemd am Hals zusammengehalten wurde, und es ihm dann über den Kopf zog. Sie musste den Stoff abschälen wie die Haut eines Pfirsichs. Er würde nicht von sich aus nach ihr greifen, bevor sie es ihm ausdrücklich erlaubte. Da er sie für eine Djira hielt, würde er den ersten Zug in diesem Spiel erst machen, wenn sie ihm die Regeln erklärt hatte. Man hütete sich, einen Dämon zu verärgern.
So viel Macht war schwindelerregend.
»Damit wir uns richtig verstehen«, sagte er, »es ist nur ein Titel. Du bekommst keine eigene Machtbefugnis.«
Sie ließ das Hemd neben sich zu Boden fallen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie selbst noch nicht entschieden, wie sich ihre Beziehung gestalten sollte. Es mochte Vorteile haben, ihn auf Abstand zu halten, gleichzeitig aber unmerklich die Glut seines Begehrens zu schüren; unerfüllte Lust war eine gewaltige Kraft, wenn man sie zu lenken wusste. Wurde die Beziehung dagegen vollzogen, dann wäre ein starkes Band zwischen ihnen geschmiedet, besonders wenn er glaubte, dass ihm ein Dämon zu Willen war.
Außerdem ergaben Wollust und Angst zusammen mit dem Leichtsinn und der Arroganz des Kriegers eine aufregende Mischung, wie Siderea sie nicht oft zu kosten bekam.
Sie trat so dicht an ihn heran, dass sie die feuchte Hitze seines Körpers spürte. Dann legte sie die Hand an seine Wange, zeichnete die Berge und Täler der alten Narben nach und rieb genussvoll über die rauen Stoppeln auf Wangen und Kinn.
»Ich brauche keine eigene Machtbefugnis«, murmelte sie. »Oder doch?« Nun war sie ihm so nahe, dass ihre Körper sich berührten. Ihre Absichten waren unmissverständlich.
Er streckte die Arme nach ihr aus, zunächst noch zögernd, doch als sie keinen Widerstand leistete, mit mehr Entschlossenheit. Die starken Hände mit den Schwertschwielen zogen sie unsanft an seine vom Schweiß glänzende Brust. Der Geruch seines Körpers stieg ihr in die Nase. Er beugte sich hinab, streichelte ihre Schenkel, schob mit beiden Händen das seidene Gewand nach oben und legte ihre Beine frei. Seit wann mochte das Verlangen in ihm sieden, um zu solcher Stärke anzuwachsen? Auch in ihr brannte es schon lange. Sie hatte keinen Mann mehr gehabt, seit sie Sankara verlassen hatte, und ihr Körper sehnte sich danach, das lange Fasten zu beenden.
Die rauen Hände wanderten zu ihren Brüsten empor, die feuchte Seide scheuerte
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