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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Fauna, die verschiedenen Einzelpersonen und ihre Ausrichtung auf den Clan und auf ihre Welt, ihre uneingeschränkte Fürsorge, Unterstützung und ihren Respekt füreinander – und ihre außergewöhnlichen Kommunikationsmittel.
    Wilhelmina, die sich auf ihre Ellbogen stützte und deren Kinn in einer Hand ruhte, hatte ihre dunklen Augen weit aufgerissen. Während sie zuhörte, hielt sie einen stetigen, murmelnden Strom an übersetzten Worten für den Geistlichen aufrecht, der immer wieder verwundert seinen Kopf schüttelte. Kit, dessen verfilzte, zottelige Lockenpracht geschoren und der nun sauber rasiert war, sah nicht mehr länger aus wie der »wilde Mann« in der Nebenvorstellung eines Zirkus. In seiner reinen schwarzen Soutane hätte er für einen der ansässigen Mönche des Klosters durchgehen können – wenn nicht die Tatsachen, die er beschrieb, Sachverhalte gewesen wären, die kein Ordensbruder jemals in Worte gefasst hatte. Eine Geschichte nach der anderen, von denen jede erstaunlicher war als ihre Vorgängerin, strömte heraus in einer wahren Flut verbaler Überraschungen. Hin und wieder schrieb Bruder Lazarus eine Frage oder ein Stichwort auf, um später darauf zurückzukommen. Doch weder er noch Mina wollten Kit unterbrechen, da sie fürchteten, es könnte ihnen dann etwas Erstaunliches entgehen.
    Sie redeten lange – die ganze Nacht und bis in den nächsten Morgen hinein. Nachdem sie das Thema angeschlagen hatten, eine Expedition zu Kits Höhle zu organisieren, um sie zu erforschen und die an der Wand gemalten Symbole zu bergen, flitzte Bruder Lazarus fort, um seine Oberen zu befragen. In der Zwischenzeit saßen Kit und Wilhelmina draußen vor dem Observatoriumsturm auf einer Holzbank und genossen die strahlende Morgensonne.
    »In der Kirche von Sant’ Antimo in Italien fand ich dieses Schild und folgte der Spur«, erzählte Mina. »Sie führte mich hierher zu Bruder Lazarus. Sein richtiger Name ist Giambattista Beccaria, und er ist ein Reisender – wie wir.« Ihre Stimme nahm einen sachlichen Tonfall an. »Das ist ein Geheimnis, das du mit ins Grab nehmen wirst – zu seinem Wohl ebenso wie zu unserem, denn niemand darf von irgendeinem von uns wissen.« Sie entspannte sich wieder. »Du kannst ihm vertrauen, Kit. Er ist einer von uns. Genau genommen ist er derjenige, der verantwortlich ist, dass ich dich damals das erste Mal gefunden habe.«
    »Ich habe mich immer gefragt, wie du das geschafft hast.«
    »Es ist kompliziert.«
    »Das hab ich mir gedacht.« Er kreuzte die Arme vor seiner Brust, streckte die Füße vor sich aus und legte den Kopf auf die Banklehne. Dann schloss er die Augen, neigte sein Gesicht der Sonne zu und genoss die Wärme. »Versuch es mal.«
    »Okay«, erwiderte sie und wandte die Augen dem Tal zu, das in einem blauen Dunst des Morgennebels verschwunden war. »Ich weiß ja nicht, wie es dir ergeht, doch mein Leben hat aufgehört eine lineare Chronologie zu haben. Ich scheine hier zu sein, dort zu sein und überall. Die Zeit ist ein wenig unscharf geworden.«
    »Kann man wohl sagen«, bestätigte Kit, dessen Stimme heiser davon war, dass er in den letzten zwölf Stunden mehr gesprochen hatte als in den vorhergehenden zwölf Monaten zusammen. »Fahr fort.«
    »Seit ein paar Jahren komme ich nun zum Montserrat. Bei einem meiner frühen Besuche bin ich tatsächlich angekommen und habe dann bemerkt, dass ich vor der Zeit zurückgekehrt bin, zu der ich beim letzten Mal hier war! Aus der Perspektive von Bruder Lazarus hatten wir noch nicht den vorhergehenden Besuch gehabt.« Sie lachte kurz auf. »Da wurde wirklich der Verstand auf den Kopf gestellt. Letzten Endes musste ich wieder fortgehen, weil alles viel zu bizarr war.«
    Kit stieß eine passable Imitation von En-Uls Grunzen der Zustimmung aus.
    »Jedenfalls hat es mich gelehrt, zunächst keinerlei Voraussetzungen zu machen, ruhig zu bleiben und zu beobachten, was um mich herum vor sich geht – und zu versuchen, mich dann unter den Menschen so zu verhalten, dass ich niemanden erschrecke. Ich habe ebenfalls gelernt, meine Sprünge besser abzustimmen. Ich kann jetzt direkt weggehen, für einen Monat oder zwei nach Prag zurückkehren und dann wieder hierherkommen – und du würdest noch nicht eingetroffen sein.«
    »Ja«, murmelte Kit. »Doch du würdest tatsächlich wissen, dass ich letztendlich eintreffen werde, nicht wahr?«
    »Vielleicht. Manchmal.« Sie faltete ihre Hände und nahm sie wieder auseinander. »Ich weiß nicht

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