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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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immer, woran ich mich erinnern werde. Du hast vorhin gesagt, ich hätte dich in Ägypten gefunden.«
    »Genau. Du erinnerst dich doch bestimmt daran, nicht wahr?«
    »Kit, ich habe überhaupt keine Erinnerung daran. Für mich – für die Mina, mit der du genau in diesem Moment redest – hat sich das noch nicht ereignet.«
    Er hob seinen Kopf, öffnete die Augen und starrte sie an. »Mensch, das ist echt bizarr«, sagte er nach einem kurzen Augenblick. »Mina, du bist in Ägypten gerade noch rechtzeitig aufgekreuzt, um Giles und mich aus dem Grabmal herauszuholen. Du hast so etwas wie eine militärische Arbeitsuniform getragen, und dein Haar war hochgebunden und von einem hellblauen Kopftuch bedeckt. Du hast uns aus dieser schrecklichen Gruft herausgebracht, wo Burleigh uns eingesperrt und zum Sterben zurückgelassen hatte. Willst du mir etwa erzählen, dass du dich an nichts davon erinnern kannst?«
    »Ich habe das Kopftuch. Aber der Rest?« Sie zuckte mit einer Schulter. »Tut mir leid. Ich habe keinerlei Erinnerung daran.«
    »Nun, was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?«
    »Ich erinnere mich daran, dass ich nach Ägypten gegangen bin, um Thomas Young zu treffen und um dich, Giles und die Karte einzusammeln«, antwortete sie langsam. Danach sind wir nach Prag zurückgekehrt und Burleigh zufällig begegnet. Ich habe dich zur Schlucht geschickt, Giles nach Hause gebracht und bin hierhergekommen. Das ist alles.«
    »Aber davor … Du erinnerst dich nicht daran, wie du das erste Mal nach Ägypten gekommen bist und uns aus dem Grabmal herausgeholt hast?«
    »Tut mir leid.«
    Kit setzte sich auf, legte den Kopf in die Hände und rieb sich mit den Daumen die Schläfen. Mina befürchtete schon, dass sie eine Informationsüberflutung verursacht hatte. Sie legte Kit tröstend die Hand in den Nacken und massierte ihn sanft.
    »Doch es ist passiert«, sagte er; seine Stimme wurde immer leiser.
    »Nicht für mich«, entgegnete sie. »Noch nicht.«
    Kit nickte und versuchte, dieses neue Mysterium zu durchdringen.
    »Hör mal, wenn wir zusammen sind, dann nehmen wir denselben Zeitrahmen ein, und die Abfolge der Ereignisse ist für uns beide gleich«, behauptete Mina. »Doch wenn wir getrennt sind, bewegen wir uns in verschiedenen Zeiten, richtig? Doch wenn wir uns an einem dritten Ort wieder treffen, so wie gerade jetzt, warum sollte man dann annehmen, dass wir uns an genau demselben Punkt begegnen, wo wir stehen geblieben sind? Wir könnten uns vor oder nach irgendeinem beliebigen Punkt in der Abfolge von Ereignissen über den Weg laufen.« Sie tätschelte ihn beschwichtigend. »Hilft das irgendwie?«
    »Ein wenig«, räumte Kit ein. »Vielleicht.«
    Für einige lange Momente, die wie Stunden erschienen, breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus.
    »Cosimo hat behauptet, es würde sich nicht um eine Zeitreise handeln«, bemerkte Kit schließlich. »Er hat sich stets bemüht, das hervorzuheben, und ich habe nie verstanden, warum. Er sagte oft: ›Denk dran, Kit – das ist keine Zeitreise.‹ Ich erinnere mich, gedacht zu haben: Wenn es doch so offensichtlich ist, dass es sich tatsächlich um eine Zeitreise handelt, weshalb macht er dann solch eine große Sache daraus, es zu leugnen?« Kit drehte den Kopf, blickte Wilhelmina an und zeigte den Anflug eines Lächelns. »Ich denke, zu guter Letzt beginne ich langsam zu verstehen, warum er das tat.«
    »Nun, es ist eine Zeitreise – und wiederum auch nicht. Wenn wir einen Sprung durchführen, reisen wir jedenfalls in der Zeit. Aber das ist keineswegs schon alles, was wir dabei tun.«
    »Das stimmt. Wir verlassen eine Wirklichkeit und betreten eine andere, die sich in einem unterschiedlichen Zeitstrom befindet: Es ist so, als würde man von einem Karussell zum nächsten springen. Vielleicht hat ein Karussell nicht so viele Umdrehungen gemacht wie das andere, doch alles andere ist mehr oder weniger gleich.« Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, bevor er fortfuhr: »Einmal habe ich Cosimo gefragt, ob es für jemanden möglich sei, sich selbst in einer anderen Welt anzutreffen. Verstehst du? Nehmen wir mal an, du platzt in London herein und gehst zu deinem Haus. Dort klopfst du an der Tür und … trara! Da triffst du dich selbst von Angesicht zu Angesicht. Könnte das jemals passieren?«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Er sagte, er wüsste nicht, ob es passieren könnte, aber dass es irgendwie niemals geschehen war«, erwiderte Kit. »Es muss so sein, dass ein und

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