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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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zusammengehalten wurde, rollte es auf und hielt es sich vors Gesicht. »In der letzten Zeit bereiten mir meine Augen Schwierigkeiten«, enthüllte er, während er las. »Diese Räume hier sind so düster, und ich kann niemals genug Kerzen bekommen.« Er überflog die Rolle genauer. »Ja!«, rief er aus und begann dann, schneller zu sprechen. »Ich erinnere mich an dies hier. Ihr seid der Gelehrte aus Tyndyrn. Habt Ihr das geschrieben?« Er schüttelte das Pergament in seiner Hand. »Einst habe ich ein Simulakrum davon erstellt, glaube ich.«
    »Ja, Magister, das stimmt«, bestätigte Douglas.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, was damit geschehen ist.«
    »Wir erörterten die Herkunft des Textes, und Ihr habt mir in sehr großzügiger Weise eine Übersetzung zur Verfügung gestellt«, erklärte Douglas, der rasch über die Tatsache hinwegging, dass er Snipe befohlen hatte, die Notizen des Professors zu stehlen, damit er bei seiner Entschlüsselungsarbeit auf sie zurückgreifen konnte. »Ich bin gekommen, um Euch zu bitten, zu überprüfen, ob ich den Text korrekt wiedergegeben habe.«
    »Ah!« Bacon begann, das Manuskript einer sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen. Während er las, bewegten sich ab und an seine Lippen ein wenig, und manchmal nickte er vor sich hin. Zu guter Letzt schaute er wieder auf und sagte: »Gut, gut. Ich glaube, wir sollten damit anfangen, Euch Professor zu nennen.«
    »Aber ist es fehlerfrei? Was ich geschrieben habe – ist es richtig?«
    »O, gewiss doch. Richtig in der Hauptsache und in den meisten Einzelheiten.«
    »Den meisten?«
    »Es gibt ein paar kleine Fehler«, meinte der Magister, der ganz natürlich in die Rolle eines Lehrers verfiel. »Wenn man jedoch die Schwierigkeit in Betracht zieht, der Ihr gegenübergestanden habt, dann ist es eine Leistung von höchster Wertschätzung. Man darf Euch beglückwünschen, Bruder.«
    »Danke schön«, erwiderte Douglas. Eine Erleichterung durchfuhr ihn, die ebenso unerwartet wie angenehm war. Es war eine bessere Neuigkeit, als er zu hören gehofft hatte. »Doch würde es Euch etwas ausmachen, mir zu zeigen, wo ich auf Irrwege geraten bin?«
    »Überhaupt nicht.« Er hielt die Rolle hoch zu den behelfsmäßigen Gittern seiner Zelle. »Ihr seht dieses Symbol – wie es sich nach links hin dreht? Was zeigt eine sich nach links windende Spirale an?«
    »Einen rückläufigen Intervall«, antwortete Douglas.
    Bacon nickte. »Und die vier kleinen Punkte entlang dieses Symbols?«
    »Sie repräsentieren physikalische Wegmarkierungen, die benutzt werden, um die Zeit zu kalibrieren.«
    »Genau so«, bekräftigte Bacon. Belehrend hob er einen Finger. »Falls solche Markierungen wie diese über der Linie sind oder an der Außenseite einer Krümmung, dann repräsentieren sie Wegmarkierungen, wie Ihr sagt.«
    »Ja?«
    »Aber die Bedeutung verändert sich, wenn solche Markierungen unter der Linie oder an der Innenseite der Krümmung gefunden werden wollten.« Der Geistliche lächelte. »Und was haben wir hier?« Er tippte mit dem Mittelfinger auf das fragliche Symbol.
    »Drei Punkte an der inneren Krümmung«, antwortete Douglas.
    »Und was stellt diese Konfiguration dar?«
    Douglas starrte auf das winzige Symbol und zerbrach sich den Kopf, um sich zu erinnern. »Kreuzungen?«
    »Portale würde noch genauer sein, glaube ich … Verbindungen von mehreren Pfaden – ein Geflecht, wenn Ihr wollt.«
    »Portale«, seufzte Douglas zustimmend. »Natürlich.«
    »Was das Übrige anbelangt … die Orientierungs- und Positionseinstellungen – dies alles ist richtig wiedergegeben.« Er rollte das Pergament wieder auf und reichte es durch die Absperrung zurück. »Natürlich würde ich einen Zugriff auf meine Unterlagen in meinem Arbeitszimmer benötigen, bevor ich Euch eine abschließende Beurteilung Eurer Arbeit anbieten könnte. Doch für Diskussionszwecke, glaube ich, können wir den Schluss ziehen, dass Ihr die Chiffre mit bewunderungswürdigem Erfolg übersetzt habt. Es ist eine höchst subtile und anspruchsvolle Kunst, aber Ihr habt die Tiefen des Mysteriums, das Euch vorgesetzt wurde, sehr genau untersucht. Ich bezeige Euch die Ehre, Bruder. Meinen herzlichen Glückwunsch!«
    »Euer Lob bedeutet mir mehr, als ich auszudrücken vermag, Magister.«
    »Ich hoffe, ich muss Euch nicht daran erinnern, dass das Wissen, welches Ihr erworben habt, nur bei Euch selbst aufbewahrt werden darf. Es soll nicht mit einer breiteren Öffentlichkeit geteilt werden.« Er

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