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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Experimente so sehr schätzten. Quasi als Gegenleistung – wenn nicht gar als Rache dafür, dass seine Vorgesetzten ihn missachteten – versorgte der junge Rosenkreuz sie mit nützlichen Informationen und glücklicherweise auch mit einer verbotenen Kopie von Burleighs neuestem Instrument zur Auffindung von Leys. Wenn Seine Lordschaft jemals herausfinden würde, dass Mina einen Spion im Palast hatte – bei dem es sich tatsächlich um denselben Mann handelte, den man dazu abgestellt hatte, für den Earl dessen Spezialvorrichtungen zu fertigen –, wäre das volle Ausmaß von Wilhelminas Täuschung enthüllt und ihr Leben verwirkt. Sie schauderte bei dem Gedanken, was der Earl of Sutherland tun würde, falls er je herausfand, dass sie Kopien von seinen besonderen Apparaten besaß. Und wie auch immer seine Rache aussähe, sie hatte keinerlei Zweifel, dass seine Vergeltung vollständig und höchst unangenehm sein würde.
***
    An einem hellen Tag zu Beginn des Winters, etwa einen Monat nach Kits Verschwinden, zog Wilhelmina einen Mantel an und legte sich ein Schultertuch über. Dann nahm sie das Muli und den Wagen und fuhr aufs Land, um mit der neuen, verbesserten Ley-Lampe zu experimentieren. Obwohl sie bereits wiederholt Versuche damit angestellt hatte, musste sie noch die ganze Bandbreite der mutmaßlichen Erweiterungen entdecken. Sie zweifelte nicht daran, dass man Verbesserungen durchgeführt hatte; denn gemäß Rosenkreuz waren Lord Burleighs Investitionen für den neuen Apparat beachtlich gewesen. Alle seltenen Bestandteile, mit denen die Lampe betrieben wurde – einschließlich Gold, Platin und anderer kostbarer Metalle, exotischer chemischer Elemente wie Radium, Lithium und Phosphor sowie einiger Komponenten, die sogar die Alchemisten nie zuvor gesehen hatten –, waren vom Earl mit einem hohen Kostenaufwand bezogen worden. Es war anzunehmen, dass man glaubte, der vermehrte Nutzen sei den hohen Preis wert, der für die Realisierung dieses Apparats bezahlt wurde. Die Verbesserungen waren vorhanden und warteten darauf, entdeckt zu werden. Mina wusste nur nicht, um was es sich dabei handelte.
    Als sie den Fluss-Ley erreichte, steuerte sie das Muli auf den schmalen Pfad, der zwischen einer Doppelreihe von Buchen schnurgerade wie ein Pfeil verlief – das Ende, wenn es eines gab, verlor sich in der immer düsterer werdenden Ferne. Sie band das Muli an und setzte dem stämmigen Tier einen Futtersack auf, sodass es fressen konnte, während sie fort war. Dann zog sie das Umhängetuch fester um ihre Schultern und zog die neue Ley-Lampe aus der Rocktasche hervor. Die grundlegenden Abmessungen und die Form waren weitgehend die gleichen wie bei dem ursprünglichen Gerät, das sie Kit gegeben hatte und nun fort war. Die Ley-Lampe war aus Messing hergestellt; und auf ihrer polierten Oberfläche befand sich eine Filigranarbeit aus wirbelnden Linien, die winzige Löcher miteinander verbanden. Sie besaß eine abgerundete Form wie ein Flussstein, den das Wasser geglättet hatte, und war groß genug, um bequem in der Hand gehalten zu werden. Allerdings war sie schwerer als ein Stein von gleicher Größe. Das neue Modell besaß mehr Löcher als das alte und eine Serie von kleinen genoppten Ausbuchtungen – vielleicht, um es besser halten zu können? Oder handelte es sich um irgendeine Art von Bedienelementen? Wilhelmina konnte dies nicht erkennen.
    Sie fing an, in einem langsamen, gleichförmigen Tempo zu gehen, und hielt dabei die Lampe bequem vor sich. Sie hatte erst ein paar Schritte gemacht, als wie erwartet die kleine Reihe von Löchern entlang der gerundeten Seite in dem charakteristischen indigoblauen Licht zu leuchten begann. Mina wusste, dass dies auf die Anwesenheit eines Leys hinwies. Sie spürte, wie es an den Haarwurzeln in ihrem Genick kribbelte, was durch die Energie um sie herum ausgelöst wurde. Da sie nicht jetzt schon einen Sprung durchführen wollte, blieb sie auf dem Pfad stehen.
    Während sie darauf wartete, dass sich die Energie auflöste, ertappte sie sich dabei, wie sie an Etzel dachte, den sie im Kaffeehaus zurückgelassen hatte, und was für ein geduldiger, verständnisvoller Mann er doch war: ein zufälliger Gedanke, für den es keinen offenkundigen Grund gab. Die neue Ley-Lampe erwachte flackernd zum Leben. Eine bislang unentdeckte Reihe von winzigen Löchern leuchtete auf – ein blasses, gelbliches Schimmern. Bei näherer Betrachtung erkannte Mina, dass diese Reihe von Löchern in der Messingschale

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