Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
vollständig um das Instrument herum verlief. Das Leuchten war schwach und würde in stärkerem Sonnenlicht fast nicht wahrnehmbar sein; doch inmitten der Bäume konnte sie es gut genug erkennen.
    Gerade als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, wurden die kleinen gelben Lichter schwächer und erstarben.
    Sie starrte das Gerät an und widerstand dem Verlangen, es sanft zu schütteln. Stattdessen begann sie wieder zu gehen, um zu sehen, ob dadurch das Leuchten zurückkehren würde. Dies geschah nicht. Bewegung war also nicht der Auslöser. Dann fing sie an, verschiedene Kombinationen von Gehen, Berühren und Richtungsänderungen auszuprobieren, so wie es ihr gerade einfiel. Damit beschäftigte sie sich geraume Zeit, ohne dass dies zu irgendeinem Ergebnis führte: Die Löcher rund um das Instrument widerstanden jedem Versuch ihrerseits, sie wieder zum Leben zu erwecken.
    Zum Schluss übermannte sie die Frustration, und sie hatte die Nase voll von diesen Versuchen. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück zu dem Muli und dem Wagen. »Gustavus«, murmelte sie laut, »was hast du mir da bloß gegeben?«
    Bei der Erwähnung des Namens ihres befreundeten Alchemisten entzündeten sich die gelben Lichter und schimmerten schwach. Die Wirkung erfolgte so rasch und eindeutig, dass ihr die Verbindung nicht entging. Sie hielt an und holte tief Luft, um ihren Kopf von allen Gedanken zu befreien. Dann erzeugte sie mit voller Absicht das Bild von Kit in ihrem Bewusstsein und hielt es fest.
    Das hellgelbe Leuchten verschwand, und die winzigen Löcher wurden dunkel.
    »Das ist es!«, rief Wilhelmina aus. »Es reagiert auf Töne.«
    Sie starrte auf die Vorrichtung, hielt es sich vor das Gesicht und sagte langsam und deutlich: »Kit.«
    Doch die Löcher blieben schwarz. »Kit«, wiederholte sie, jedoch ohne Erfolg.
    »Mist«, brummte sie. »Gerade als ich dachte –«
    Plötzlich kam ihr eine Eingebung. Einmal mehr erzeugte sie in ihrem Bewusstsein ein Bild von Etzel – so, wie sie ihn zuletzt bei seiner Arbeit in der Küche gesehen hatte. Sofort zeigte die Lichterreihe das erhoffte Schimmern.
    Wilhelmina starrte das Instrument fassungslos an. »Nicht Töne, sondern Gedanken«, wisperte sie. Während sie sich immer noch Etzels angenehmes rundes Gesicht vor ihrem inneren Auge hielt, fügte sie ein Bild von Prag hinzu, wie es sich ungefähr aus ihrer Richtung ergeben würde. Die Lichter wurden langsam heller, und diejenigen, die mehr in Richtung der Stadt hingewandt waren, nahmen einen satteren, wärmeren Farbton an. Als sie dann zur Probe wieder ein mentales Bild von Kit erstellte, verdunkelten sich augenblicklich die kleinen Lichter und gingen aus.
    »Ich bin vollkommen baff!«, rief sie, hob die Ley-Lampe hoch und drückte sie sich an die Lippen. »Du schlaues kleines Ding.«
    Sie führte das gleiche kleine Experiment ein paar weitere Male durch, und stets erhielt sie das gleiche Ergebnis: Die Lichter flackerten auf, wenn sie an Etzel dachte – von dem sie wusste, dass er in Prag war –, und erloschen augenblicklich, sobald sie ihre Aufmerksamkeit Kit zuwandte. Dann versuchte sie einen schwierigeren Test und formte in Gedanken ein Bild von Thomas Young, dem Archäologen, den sie ausgesucht hatte, damit er Kit half, das Grabmal auszugraben, in der sich das Teilstück der Meisterkarte befand. Erneut zeigten sich die gelben Lichter, diesmal jedoch schwächer. Es gab aber einen geringfügig helleren Bereich an dem Gerät, der ungefähr in südöstlicher Richtung lag und somit dorthin deutete. Richtungszeichen … nettes Detail , dachte sie.
    Sofort gingen die Lichter aus.
    »Was nun?« Sie starrte auf das Ding. Was hatte sie getan, dass es sich auf dies Weise verhielt? Sie entschloss, es wieder zu versuchen, und erstellte abermals bewusst das Bild von Thomas Young: Die Lichter schalteten sich ein und leuchteten in der gleichen Stärke wie zuvor. Dann verabschiedete sie sich aus einer Laune heraus von dem Gelehrten und dachte stattdessen an Giles. Erneut flackerten die kleinen Lichter ein wenig und begannen danach zu leuchten. Doch es kam Bewegung in den Ring aus winzigen Leuchtkörpern rund um das Gerät: Die helleren Lichter wiesen nun in eine andere Richtung. »Echt unglaublich«, murmelte Wilhelmina.
    Um sicherzugehen, überprüfte sie ihre Theorie ein paar weitere Male, und bei jedem Test nahm sie eine andere Person. Es schien tatsächlich der Fall zu sein, dass die Vorrichtung reagierte, wann immer sie an jemanden

Weitere Kostenlose Bücher