Die Seelenquelle
dir ein Geständnis machen«, verkündete sie. »Dies wird nicht das erste Mal sein, dass ich fortgehe.«
»Ich weiß, du gehst hinaus aufs Land«, sagte er. »Um mit den Bauern und Imkern zu sprechen.«
»Das ist richtig«, pflichtete sie bei. »Aber da gibt es noch etwas. Ich bin auch zu anderen Orten gereist. Zu vielen anderen Orten.«
Er starrte sie an und schwieg verwirrt.
»Etzel«, erklärte sie leise, »es ist an der Zeit, dass du die ganze Wahrheit kennst. Einige der Orte, zu denen ich gehe, sind nicht von dieser Welt.«
Weiterhin blickte er sie starr an, bis schließlich ein Ausdruck des Verstehens in seinen Augen aufleuchtete. Er nickte langsam und erwiderte: »Ach, mein Schatz, niemand von uns gehört dieser Welt an.«
FÜNFTES KAPITEL
A rchibald Burley ging so, wie er überall zurzeit ging – er schritt voller Elan voran. Das Leben in all seiner einzigartigen und uneingeschränkten Herrlichkeit erstreckte sich vor ihm in glänzenden Ausblicken voller Glück, Erfolg und unbegrenztem Reichtum. Als der Mann, der auch als Lord Archelaeus Burleigh, Earl of Sutherland, bekannt war, hatte er sich durch seinen Geschäftssinn bei der Auffindung, Sicherstellung und Veräußerung der besten Artefakte an reiche Londoner Sammler auf den oberen Sprossen der gesellschaftlichen Leiter etabliert. Sein Auge für die Echtheit von Originalen war außergewöhnlich, und was das Urteilsvermögen anbelangte, so stand er darin niemandem nach. Als erster Lieferant von allerbesten Antiquitäten und objets de désir für die Aristos und die Möchtegernhighsociety setzte Burleigh Preise fest, die ebenso atemberaubend waren wie die Artefakte exquisit und schön. Und aufgrund des aktuellen Wahns nach allen klassischen Dingen konnte der junge Earl die Knete karrenweise wegbringen und zu Hause horten.
Das Geschäft lief gut – und sein Privatleben sogar noch besser. Er konnte sich wirklich an keine Zeit erinnern, in der er jemals solche Freude verspürt hatte: Er war selbstsicher, optimistisch und schäumte fast über vor guter Stimmung, während er spazierte. Nach dem vorzeitigen Ableben seines Beschützers, Mentors und Wohltäters Lord Gower blieb es Archie unbenommen, zu sein, zu tun und zu gehen, wie es ihm gefiel; und er schwelgte in dieser Freiheit. Auch verschwendete er nicht seinen Reichtum und die günstigen Gelegenheiten, wie es viele von seiner Sorte taten: die armen Straßenhändler, Gassenjungen und Schmuddelkinder, die es gelegentlich auf die eine oder andere Weise schafften, sich über ihre soziale Stellung zu erheben und ein wenig Fuß fassten auf einer höheren Sprosse der gesellschaftlichen Leiter.
Ungeachtet des ständig wachsenden Vermögens und anderer Glücksfälle gab es eine erfreuliche Tatsache, die in Archibalds Liste von Gründen, um gut gelaunt zu sein, ganz oben stand: Er hatte sich verliebt. Das Objekt seiner Zuneigung war die beachtenswerte Schönheit Phillipa Harvey-Jones, Tochter von Reginald Harvey-Jones, des berühmt-berüchtigten Erbauers von Wirtschaftsimperien, dessen Verzeichnis industrieller Eroberungen genauso lang war wie seine Liste von Feinden. Um die Wahrheit zu sagen, war der Earl of Sutherland nicht der Mann, den Harvey-Jones für seine geliebte Pippa ausgewählt hätte. Reg, der stets ein schlau berechnender Geschäftsmann war, hielt den jungen Burleigh für einen emporgekommenen Schurken aus dem Norden mit einem zweifelhaften Titel. Doch aus Gründen, die er nicht begreifen konnte, liebte Phillipa den dunkelhaarigen Lord, und daher gab es nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als den Champagner einzuschenken und die Hochzeit zu verkünden.
Dass dies bislang noch nicht geschehen war, hatte nicht daran gelegen, dass Pippa es nicht versucht hätte. Sie bemühte sich, ihren Geliebten dazu zu überreden, und schmeichelte ihm so süß, wie keine Maid je ihren Liebhaber umschmeichelt hatte. Doch es schien immer irgendeine Entschuldigung zu geben, warum dieser oder jener genaue Termin nicht gutgeheißen werden konnte. Das jüngste Hindernis war eine dringende Geschäftsreise nach Italien, um bestimmte zugesicherte Objekte für einen einflussreichen Kunden abzuholen.
»Wir werden heiraten, sobald ich zurückkehre«, erklärte Burleigh und streichelte ihre Hand in der Hoffnung, auf diese Weise seine Worte für sie schmackhafter zu machen.
»Du hast das schon beim letzten Mal gesagt«, betonte sie und streckte schmollend ihre
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