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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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dachte, den sie kannte – egal, ob er sich in derselben Welt wie sie befand oder nicht. Doch sobald die mentale Verbindung mit dem erwünschten Objekt ihrer Aufmerksamkeit unterbrochen war, verschwanden die Lichter, als ob bei einer Trennung der Verknüpfung die Leitung dann tot wäre.
    In ihrem Kopf schwamm alles, als Mina an die Auswirkungen ihrer Entdeckung zu denken versuchte. Sie stand in dem schmalen Spalt zwischen den Bäumen, starrte auf die Vorrichtung und war ganz in ihren Gedanken versunken, als sie das Krächzen von Saatkrähen hörte. Die Vögel saßen in den Bäumen, welche die angrenzenden Felder umgaben. Dann vernahm Mina den stechenden Geruch von Rauch, den brennendes Holz erzeugte: In den nahe gelegenen Bauernhäusern wurden offenkundig die Herdfeuer angezündet. Der kurze Tag schwand rasch dahin, und der Abend kam herbei. Wilhelmina verstaute die Ley-Lampe wieder sicher in ihrer Tasche und eilte zu dem Muli und dem Wagen zurück. Auf dem Rückweg in die Stadt war ihr Kopf voller Fragen und halb ausformulierter möglicher Antworten. Es würde tatsächlich einige Zeit in Anspruch nehmen, sich der besonderen Funktionen des neuen Instruments vollständig bewusst zu sein – gar nicht zu reden davon, sie nachzuvollziehen und sie alle zu verstehen.
    Aber das könnte später erfolgen. Es gab etwas, das sie zuerst tun musste. Und zwar auf der Stelle. Bevor sie irgendetwas anderes in Angriff nahm.
    Mina fuhr mit dem Wagen direkt in die Stadt zurück. Die Fackeln und die Kohlenpfannen waren für die Nacht angezündet, als sie die Tore passierte. Sie winkte den Torwächtern kurz zu und fuhrwerkte die lange Straße hoch, die zum Altstädter Ring führte. Als sie das Kaffeehaus erreichte, ließ sie den Wagen draußen stehen und ging hinein. Die Luft war warm und erfüllt von dem jugendlichen Duft, den aufsteigender Teig erzeugte. Mina holte Atem und sog die Luft tief in ihre Lungen ein. In einer Atmosphäre von Frieden und Ruhe faulenzten ein paar Stammkunden bei Kaffee und Strudel. In der Luft vermischte sich der Duft von warmem, frischem Kaffee mit dem des aufsteigenden Teigs. Ich liebe diesen Ort , dachte Mina. Ist es irgendwo besser als hier?
    Sie rief ihren Stammkunden und ihrem Personal ein paar fröhliche Begrüßungsworte zu, während sie durch den Speiseraum sauste, und marschierte direkt in die Küche. Dort wies Etzel zwei seiner jungen Hilfskräfte an, welche Vorbereitungen für den nächsten Tag zu treffen waren.
    »Wir backen morgen Rosinenbrot mit Zopfmuster«, sagte er gerade. »Seht zu, dass die Backbleche sauber sind und bereitstehen, bevor ihr heute Abend fortgeht.« Als er hörte, dass Wilhelmina den Raum betrat, drehte er sich halb um. »Ah, mein Schatz!« Er lächelte spontan, als er sie erblickte. »Da bist du ja. Hilda hat nach dir gesucht.«
    »Ich werde später mit ihr sprechen.« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wandte sich einem seiner Assistenten zu. »Hans, der Wagen steht draußen vor der Tür. Bring ihn bitte in den Stall und sieh nach, ob der Wassereimer für das Muli voll ist. Und gib ihm eine Handvoll Korn extra.«
    »Jawohl, Jungfer Wilhelmina«, antwortete der junge Bäcker höflich.
    Dann drehte sie sich dem anderen Gehilfen zu. »Barthelm, geh mit ihm. Ich möchte mit Herrn Stiglmaier unter vier Augen sprechen.«
    Die beiden Küchenhelfer verließen den Raum.
    »Komm, Etzel«, sagte sie, sobald die zwei nicht mehr zu sehen waren. Sie nahm seine Hand in ihre und führte ihn zum Arbeitstisch. »Ich möchte, dass du dich hinsetzt.«
    »Mina, was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    »Alles ist in Ordnung«, versicherte sie ihm. »Aber ich muss dir etwas erzählen.«
    Sie zog einen Schemel unter dem Tisch hervor und setzte Etzel darauf; dann hielt sie inne, um zu überlegen, wie sie anfangen sollte. Auf seinem gutmütigen Gesicht zeigten sich abwechselnd Besorgnis und Neugier. Wilhelmina lächelte.
    »Lieber Etzel«, seufzte sie. »Was würde ich wohl ohne dich machen?«
    »Ich hoffe, du wirst nicht ohne mich etwas machen müssen, Herzerl«, erwiderte er.
    »Aber genau das ist es, was ich zu sagen habe.« Sie nahm erneut seine Hand, ergriff sie fest mit ihren beiden und drückte sie an ihre Lippen. »Ich glaube, ich muss möglicherweise für eine Weile fortgehen; und ich möchte, dass du den Grund dafür kennst, damit du dir keine Sorgen wegen mir machst.«
    »Fortgehen?« Er zeigte einen verwirrten Gesichtsausdruck. »Warum? Wohin wirst du gehen?«
    »Ich muss

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