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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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der Götter in sich trugen. Doch die Lyr waren etwas Besonderes, denn sie konnten ihren Stammbaum über jeden Zweig bis zu den ersten Protektoren zurückverfolgen; in ihnen war die Gabe der Götter noch unverdünnt und in voller Stärke vorhanden. Die Mythen bezeichneten sie als die Hoffnung der Menschheit.
    Rhys war das Ergebnis eines Fehltritts des Erzprotektors und damit Halb- Lyr . Bei den Heiligen Hütern galt das viel. So mancher hätte für eine solche Abstammung mit Freuden alles gegeben.
    Warum also zerbrach er sich darüber den Kopf? Warum wurde er wütend, sooft jemand davon anfing?
    Weil es nicht mein Verdienst ist , dachte er verbittert. Ich kann noch so viele Schlachten schlagen, mich noch so vielen Gefahren stellen, zu noch so vielen Siegen beitragen – mein Bastarderbe wird immer alles in den Schatten stellen.
    »Rhys?«
    Er sah sich um. Eine von den Skandir hatte seinen Namen gerufen, eine Frau namens Namanti. Wie alle weiblichen Hüter aus diesem Protektorat trug sie ein Männerhemd und enge Hosen. Die Hemdsärmel hatte sie abgeschnitten – ein Zugeständnis an die Sommerhitze. Ihre muskulösen Arme waren über die ganze Länge mit breiten Metallarmreifen geschmückt, und Rhys wusste, dass in jedes dieser Bänder ein Muster geätzt war, das an eine gewonnene Schlacht oder eine bestandene Prüfung erinnerte. In ihr dichtes blondes Haar waren Lederriemen und Glasperlen eingeflochten, ihre Haut war rau und rot, weil sie sich so viel im Freien aufhielt. Skandir-Hüter waren ungewöhnlich wild, überlegte er, besonders die Frauen. Manchmal lebten sie diese Wildheit auch abseits des Schlachtfeldes aus, aber das war nicht immer so.
    »Du hast den ganzen Aufruhr verpasst«, sagte sie.
    »Weil ich weggegangen bin?«
    »Nein.« Sie grinste. »Ganz so wichtig bist du noch nicht, Lyr .« Er wusste genau, dass sie ihn mit dieser Anrede nur reizen wollte, also ging er nicht darauf ein. »Favias suchte nach Boten, die deinen Bericht zu den anderen Protektoraten bringen sollten; er bat um Freiwillige. Und dabei fiel uns allen auf, dass kein einziger Alkalier unter uns war.«
    »Überhaupt keiner?«, fragte er verwundert.
    Sie schüttelte den Kopf. Ein paar blonde Strähnen hatten sich aus der strengen Frisur gelöst, und der Wind wehte sie ihr ins Gesicht. Sie strich sie achtlos zurück und steckte sie hinter den Ohren fest. »Kein einziger. Offenbar hat schon seit Längerem niemand mehr einen Hüter von dort gesehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Das ist … sonderbar.«
    »Ja, das fand auch Meister Favias. Erst recht, weil wir hier so nahe an Alkal sind. Es hat auch niemand mehr die dortigen Speere aufgesucht – zumindest gibt es keine Meldung darüber. Und da wir annehmen, dass irgendwo eine Bresche in den Heiligen Zorn geschlagen wurde, ist das keine Kleinigkeit. Nun möchte der Oberste Hüter jemanden dorthin entsenden, der herausfinden soll, was los ist. Zumindest soll er nachsehen, ob die Speere irgendwelche Schäden aufweisen.« Ihre tiefblauen Augen blitzten. »Jemanden mit viel Macht im Blut. «
    Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er bei diesen Worten zusammenzucken würde, und gerade deshalb nahm er den Köder nicht an. »Klingt vernünftig, wenn er will, dass jemand zu den Speeren reitet. Andere müssten erst ein einwöchiges Ritual abhalten, das ihnen den Weg ebnet, sonst kämen sie nicht nahe genug heran. Wie ich höre, sind die Skandir in dieser Hinsicht besonders willensschwach.«
    Auch sie ließ sich nicht aus der Reserve locken. »Natürlich habe ich darauf hingewiesen, dass du den Auftrag wohl kaum übernehmen könntest, schließlich sprichst du nicht einmal die Sprache.«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Die Alkalier sprechen eine andere Sprache?«
    »Die Führung schon. Manchmal auch die Priester. Sie ist uralt, aus der Epoche vor den Finsteren Zeiten. Sie verwenden sie nicht, wenn … Außenstehende in der Nähe sind.«
    Sieht ihnen ähnlich , dachte er. Sie müssen immer aus der Reihe tanzen. Die Alkalier waren sehr stolz – man hätte sie auch arrogant nennen können – und ließen die anderen Protektorate nie vergessen, dass sie schon lange bevor der Krieg gegen die Seelenfresser Fremde an ihre Gestade geführt hatte, die Herren der Nordlande gewesen waren. Und das waren sie noch immer, jedenfalls in ihren eigenen Augen.
    Dass die alkalischen Hüter gerade jetzt von der Bildfläche verschwanden, wo wieder Seelenfresser gesichtet wurden, war in der Tat bedenklich. Hatten

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