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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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bist heute Abend sehr neugierig.«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Ritt ist langweilig genug. Sei mir nicht böse.«
    Er seufzte und starrte lange schweigend in die Flammen. Sie waren so weit im Norden und so hoch oben in den Bergen, dass die Nächte auch im Sommer kühl waren; wenn die Sonne unterging, würden sie um die Wärme froh sein. »Ich weiß es nicht, Namanti. Und das ist die reine Wahrheit, ich schwöre es bei den Göttern. Nach allen gängigen Vorstellungen müsste ich der letzte Mensch sein, den sie im Haus haben will …«
    »Hast du dir irgendwie ihren Respekt erworben? Oder ist sie von deinem guten Aussehen so hingerissen?«
    Rhys schnaubte und nahm noch einen tiefen Schluck aus seinem Schlauch. »Wenn man bedenkt, dass ich gerade einmal zehn Jahre alt war, als sie mich zum ersten Mal sah, habe ich da meine Zweifel.«
    »In Skandir wird von einem Herrscher erwartet, dass er eine gewisse Zahl von Konkubinen hat, aber selbst bei uns sind die Kinder aus solchen Verbindungen im väterlichen Haus nicht willkommen. Der Grund sind die Erbfolgeregelungen. Wenn die Bastarde nicht öffentlich verleugnet würden, könnte das ganze System auseinanderbrechen. Jedenfalls hat man es mir so erklärt.«
    »Dann kann ich wohl von Glück reden, dass ich nicht in Skandir geboren wurde?« Er nahm noch einen Bissen von dem harten, trockenen Keks und spülte ihn rasch hinunter. Es war besser, wenn einem der Geschmack gar nicht erst zu Bewusstsein kam. »Ich weiß nur, dass ich noch ein Kind war, als ein Diener vom Königshof in unserem Haus erschien und nach mir fragte. Meine Mutter hatte immer angedeutet, mein Erzeuger sei jemand ›von Rang‹, deshalb nahm ich an, die Anfrage käme von jener geheimnisvollen Person. Ich war stolz darauf, dass mein Vater sogar einen Diener schickte, um sich nach mir zu erkundigen, als hätte ich mein Dasein nicht nur den Ausschweifungen einer durchzechten Nacht zu verdanken!« Er verzog das Gesicht, als er sich die letzten Krümel des Skandir-Kekses aus den Zahnlücken pulte und hinunterschluckte. »Aber der Mann musterte mich nur mit leicht angeekeltem Gesichtsausdruck, etwa so, wie man auf dem Markt eine überreife Melone auf Druckstellen oder gar auf Würmer untersucht.« Er hielt inne. »Erst sehr viel später fand ich heraus, dass es ihr Diener gewesen war. Evaine Keirdwyn hatte erst zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass ein Seitensprung ihres Mannes Folgen gehabt hatte, und wollte sich selbst davon überzeugen, ob der Samen auch im bäuerlichen Acker gedieh.« Er nahm einen tiefen Schluck Bier und wartete, bis sich die Wärme bis in seine Finger und Zehen ausgebreitet hatte. »Wäre der Erzprotektor nicht selbst Lyr , dann wäre ihr das vermutlich gleichgültig gewesen … aber da es so war, kam die Tradition des Protektorats ins Spiel. Ein Kind mit der ›Gabe der Götter‹ kann man nicht einfach vergessen. Auch wenn man eigentlich wünscht, es wäre nie geboren worden.«
    »Glaubst du, dass sie so denkt?«
    Er zögerte mit der Antwort. »Nein. Ich glaube nicht. Sie müsste so denken – ich würde an ihrer Stelle so denken –, aber mir gegenüber hat sie sich nie etwas dergleichen anmerken lassen. Wenn ich an den Hof komme, ist sie stets die Freundlichkeit selbst. Als wäre ich … etwas anderes als das, was ich bin.« Warum verbitterte ihn das so? Wieder nahm er einen tiefen Schluck und verbarg sein Gesicht hinter dem Schlauch. »Ich bemühe mich meistens, ihr aus dem Weg zu gehen. Aber Favias schickt mich auffallend oft mit seinen Botschaften an Keirdwyns Hof. Ich glaube, er genießt diese Situation.«
    »Wärst du denn bei der Krönung überhaupt willkommen gewesen?«
    Er starrte kurz ins Leere. »Salvator wird Großkönig, ob ich dabei bin oder nicht. Ich bin ganz froh, dass ich einen anderen Auftrag hatte. Wohin würde ich denn gehören unter all den gekrönten Häuptern und ihrem Gefolge? Würde ich als Gwynofars Gast womöglich einem hochgeschätzten Vasallen des Großkönigs den ihm zustehenden Platz im Palast wegnehmen? Oder würde man mich nach draußen in die hinterste Ecke des Heerlagers verbannen, wie es meinem gesellschaftlichen Rang angemessen ist, so weit entfernt, dass ich nicht mehr mitbekäme als ein Hausdiener oder ein Bauer aus dem Umland, der seine Waren verhökert?« Er drückte den Stöpsel in den Schlauch, legte ihn neben sich auf den Boden und seufzte. »Mein Platz ist hier. Gwynofar wird das verstehen. Und überhaupt …« Er lächelte schwach. »Ein

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