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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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für Bolithos Leistungen im Mittelmeer und bei den Vorgängen, die zur Schlacht von Abukir geführt hatten.
    Bolitho blickte auf. »Vielen Dank, Ozzard.«
    Blachford hieb mit der Faust auf die Armlehne. »Natürlich, jetzt weiß ich’s! Ozzard ist doch ein ungewöhnlicher Name, nicht wahr?«
    Allday hatte mit dem Polieren aufgehört.
    Blachford nickte gedankenversunken. »Ihr Sekretär und all die Briefe, die er zu kopieren hatte, brachten mich wieder darauf. Meine Leute bedienten sich einmal der Dienste eines gleichnamigen Schreibers unten bei den Londoner Docks – sonderbar, diese Namensgleichheit.«
    Bolitho blickte auf den Brief nieder, den er zu beenden gedachte, sobald die anderen ihn verlassen hatten. Er wollte seine Empfindungen Catherine mitteilen, ihr von der unsicheren Zukunft erzählen, die vor ihm lag. Als ob er mit ihr spräche wie in jenen Augenblicken, als sie beieinander gelegen hatten und sie ihn zum Reden ermutigte.
    Er entgegnete zerstreut: »Ich habe ihn nie danach gefragt.«
    Aber Blachford ließ nicht locker. »Wie konnte ich das bloß vergessen? Ich war selbst hineinverwickelt. Es war der grausamste Mord, fast gegenüber vom Laden des Schreibers. Na so was, wie konnte ich das vergessen?«
    In der Anrichte klirrte zerbrochenes Geschirr, und Bolitho erhob sich halb aus seinem Stuhl. Aber Allday kam ihm zuvor. »Ich sehe mal nach. Er muß gestolpert sein.«
    Blachford nahm das Buch wieder auf, in dem er gelesen hatte, und meinte: »Kein Wunder bei dieser Schlingerei.«
    Bolitho sah ihn an, entdeckte aber nichts anderes in seinem Gesicht als flüchtiges Interesse. Er hatte jedoch Alldays Miene bemerkt und seine stumme Warnung. Zufällige Namensgleichheit? Bolitho legte sich die Frage vor, ob er mehr wissen wollte. Er erhob sich.
    »Ich gehe an Deck spazieren.«
    Beim Hinausgehen fühlte er Blachfords Blicke im Rücken.
    Erst am nächsten Tag waren Herricks drei Schiffe so nahe, daß man Signale austauschen konnte. Fähnriche bedienten die Flaggleinen, angefeuert von Jenour, dem bewußt war, daß der Mißmut seinen Vizeadmiral überkam.
    Bolitho hielt sich am Stag fest und verglich die drei Hinzugekommenen mit seinem eigenen Vierundsiebziger, wie sie unter gekürzten Segeln im Wasser lagen. Als ob sie und nicht ihre Kommandanten Anweisungen erwarteten. Das Wetter hatte sich nicht gebessert, vielmehr über Nacht eine steile Dünung entwickelt. Bolitho bedeckte sein verletztes Auge mit der Hand. Seine Haut war feucht und heiß wie damals in dem Fieber, das Catherine und ihn zusammengebracht hatte.
    Keen kam über die schlüpfrigen Planken und stellte sich neben ihn, sein Fernrohr umgekehrt unterm Arm, um die Linsen vor Spritzwasser zu schützen. »Der Wind kommt stetig aus Nordost, Sir Richard.«
    »Danke.« Bolitho versuchte, das Quietschen der Pumpen zu überhören. Das alte Schiff arbeitete in allen Verbänden, und sie hatten jede Nachtwache pumpen müssen. Gott sei Dank verstand Keen sein Handwerk und kannte die Grenzen seiner Autorität. Haven hätte die unglücklichen Seeleute längst auspeitschen lassen, dachte er erbittert. Kaum eine Stunde war vergangen, ohne daß man die Leute nach oben gepfiffen hatte, um Segel wegzunehmen oder wieder zu setzen. Das Bedienen der Pumpen, das Festlaschen losegekommener Ausrüstung, all das erforderte sowohl Geduld als auch Disziplin, um die Männer davon abzuhalten, einander an die Gurgel zu gehen. Auch die Offiziere waren nicht frei von Temperamentsausbrüchen. Es kam zum Streit, wenn ein Leutnant seinen Vorgänger nur wenige Minuten verspätet ablöste. Bolitho hatte gehört, wie Keen einen zurechtwies, sich seiner Uniform entsprechend zu benehmen. Es war für alle nicht leicht.
    Bolitho sagte: »Wenn es noch rauher wird, können wir nicht mehr Boote aussetzen.« Er musterte die verstreuten Schiffe, die seine Führung erwarteten.
Benbow
schlingerte beim Wenden, ihre Segel wogten und knallten, glänzten dann in der gefilterten Helle wie Brustpanzer. Herrick kam, um mit ihm zu reden. Von Angesicht zu Angesicht, typisch für ihn.
    Herricks Boot brauchte drei Anläufe, ehe es der Bugmann an den Großrüsten festmachen konnte. Aber in der Kajüte klangen die Geräusche gedämpft, und nur der Horizont, verwischt durch das dicke Glas der Heckfenster, schwankte wie betrunken. Herrick kam gleich zur Sache.
    »Ich will wissen, was du vorhast.« Er schüttelte den Kopf, als Ozzard sich mit einem Tablett in der Hand näherte. »Nein, danke.«
    »Ich muß so bald wie

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