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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Keen: »Signal an
Phaedra:
zum Flaggschiff aufschließen. Und wenn das kleine Schiff dicht genug heran ist, im Klartext: gut gemacht.«
    Als Keen gegangen war, äußerte Herrick plötzlich entschlossen: »Ich mache mit! Sag mir, was ich tun soll.«
    Bolitho starrte durch die fleckigen Fenster. »Möglichst wenig signalisieren, Thomas, wir sprachen schon darüber.«
    »Und dein Auge?« Es klang bedrückt.
    »O nein, nichts mehr davon, Thomas. Die kleine
Phaedra
hat meine Blindheit aufgewogen. Aber wenn meine Flagge niedergeholt wird, muß
Benbow
die Führung übernehmen.«
    Herrick nickte. »Einverstanden.«
    »Darum sei nicht so streng, mein Freund. Zusammen können wir doch noch gewinnen.«
    Er wandte sich wieder ab und schaute reglos aufs Wasser hinaus, bis er die Tür ins Schloß fallen hörte.
    Bolitho setzte seine Unterschrift unter das letzte Schreiben und verfiel für mehrere Minuten in Nachdenken.
    Der Seegang war so steil wie zuvor, aber der Wind hatte nachgelassen, so daß sich das Schiff mit majestätischer Schwerfälligkeit hob und senkte. Bleiches Licht durchdrang den Dunst und ließ die Salzflecken auf dem Fensterglas wie Rauhreif funkeln. Die Luft war getränkt mit Feuchtigkeit, mit den Ausdünstungen von Hängematten, Kleidung, Menschen.
    Er überflog noch einmal den Schluß des Briefes, den
Phaedra
zur Flotte bringen sollte. Nelson würde als Seemann besser als alle anderen verstehen, was Bolithos Männer und Schiffe versuchen wollten.
    Der Brief endete mit dem Satz: »Und ich danke Euch, Mylord, daß Ihr meinen Neffen mit der gleichen Begeisterung erfüllt, die Eure Flotte so inspiriert.«
    Er schob ihn Yovell zum Versiegeln hin und wog den anderen zwischen den Fingern. Dabei malte er sich Catherines dunkle Augen aus, wie sie jene Worte las, mit denen er ihr seine Liebe versicherte. Auch eine Menge anderer Briefe gingen mit der
Phaedra
ab. Was würde Herrick seiner Dulcie erzählen? Ihr gestriges Gespräch hatte bei ihm einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Früher wäre so etwas unmöglich gewesen. Vielleicht änderten sich die Menschen doch, und er hatte sich geirrt.
    Keen mochte seiner Zenoria geschrieben haben. Es war ihm ein großer Trost, daß Catherine bei ihr wohnte. Er stand auf, trotz der lauen Luft fror er plötzlich bis ins Mark. Val durfte nichts zustoßen. Nicht nach allem, was sie miteinander durchgemacht hatten.
    Keen erschien und meldete: »Der Kommandant der
Phaedra
kommt an Bord, Sir Richard.«
    Bolitho blickte überrascht zur Tür, als Dunstan hereinplatzte: ein junger Mann voll unerschöpflicher Energie und sicherlich einer der zerrauftesten Kommandanten, die ihm je unter die Augen gekommen waren. Bolitho streckte die Hand aus. »Gut, daß Sie selbst kommen. Man wollte Ihnen schon die Post an einer Leine übergeben.«
    Dunstan verbeugte sich und schaute sich um. »Ich dachte, pfeif auf den Seegang und fahre selbst rüber, Sir Richard.«
    Bolitho deutete auf den Poststapel. »Ich lege alles in Ihre Hände. Es ist ein Brief für Lord Nelson dabei, den sollten Sie ihm selbst aushändigen.« Er lächelte flüchtig. »Es ist mir offenbar bestimmt, ihm nie persönlich zu begegnen.« Er hob den Blick.
    »Ich höre, Sie hatten Verluste?«
    »Aye, Sir Richard. Zwei Tote und zwei Mann durch Splitter verwundet.«
    Einen Augenblick sah Bolitho den Kommandanten hinter der Maske des jungen Draufgängers; die Erfahrungen und Risiken, den Moment der Wahrheit, wenn Tod in der Luft lag.
    Dunstan fuhr fort: »Ich bedaure nur, daß ich nicht so lange bleiben konnte, um die Kampfkraft der Spanier genau abzuschätzen. Aber die verdammte Fregatte saß mir im Nacken, und der Dunst verbarg viel.« Er zuckte die Achseln.
    Bolitho bedrängte ihn nicht. Keen würde Dunstans Beobachtungen und Kalkulationen neben seine eigenen in die Seekarten eintragen.
    Dunstan sagte: »Dabei kam mir in den Sinn, wie seltsam es im Krieg zugeht, Sir Richard. Es war nur ein kleines Gefecht, aber mit eigenartigen Gegnern.«
    »Ich weiß. Eine gekaperte britische Fregatte kämpfte unter spanischen Farben gegen eine französische Prise unter englischer Flagge.«
    Dunstan sah ihn voll an. »Ich möchte Sie bitten, jemand anderen zu Lord Nelson zu schicken. Mein Platz ist hier bei Ihnen.«
    Bolitho nahm ihn am Arm. »Die Flotte muß wissen, was vor sich geht, und erfahren, daß ich die gesichteten Schiffe daran hindern will, sich mit Villeneuve zu vereinigen. Es ist lebenswichtig. Und ich kann keinen anderen erübrigen.«

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