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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Ich habe schon eine Menge dieser angeblich neutralen Krämer erlebt, darum bewacht den Mann gut.«
    Und mit erhobener Stimme, die den schwedischen Kapitän aufhorchen ließ: »Nur ein verräterisches Zeichen, und ich lasse ihn an der Rah hängen!«
    Weitere Seeleute kamen mit ihren Waffen an Bord geklettert. Was scherten sie sich um Neutralität und jene, die sich dahinter verbargen, solange sie davon profitierten? Für ihr einfaches Denken war man entweder Freund oder Feind.
    Parris grinste in der Dunkelheit mit weißen Zähnen. »Hiernach, Sir Richard, überrascht mich nichts mehr.« Bolitho massierte sein Auge. »Gut für Sie.«
    Parris schritt davon, man hörte ihn jeden Mann beim Namen rufen. Sie antworteten ihm in vertrautem Ton. Kein Wunder, daß die kleine Besatzung des Schoners eingeschüchtert war. Die britischen Matrosen hantierten auf ihrem Deck herum, als ob sie es ihr ganzes Leben gekannt hätten. Bolitho entsann sich dessen, was ihm sein Vater einmal über britische Seeleute gesagt hatte: »Setze sie in völliger Dunkelheit auf ein fremdes Schiff, und sie werden in wenigen Minuten oben auf den Rahen auslegen, so gut beherrschen sie ihr Handwerk.« Was hätte er wohl hierzu gesagt?
    »Ankerspill besetzt, Sir!«
    Das war ein Fähnrich namens Hazlewood, dreizehn Jahre alt und in seiner ersten Stellung. Bolitho hörte, wie ihn Parris scharf anwies, in Rufweite zu bleiben. »Ich wünsche keine verdammten Helden, Mr. Hazlewood.«
    Genauso war Adam gewesen.
    »Hievt, ihr Burschen!«
    Aus der Dunkelheit kam die Stimme eines Spaßvogels: »Unser Dick besorgt uns heute spanisches Gold für Grog, eh?« Er wurde von einem Feldwebel schnell zur Ordnung gerufen.
    Bolitho stand neben dem schwedischen Kapitän und versuchte, sein Mitgefühl zu unterdrücken, das er trotz allem für den Mann empfand. Nach dieser Nacht würde sich sein ganzes Leben ändern. Eines war sicher: Er würde nie wieder ein Schiff führen.
    »Anker ist auf, Sir!«
    »Setzt die Segel, Jungs!«
    Bloße Füße klatschten auf die feuchten Planken, als der vom Ankerkabel befreite Schoner abfiel. Die Stagen zitterten und summten, das Großsegel blähte sich über geduckten Gestalten. Bolitho hielt sich an den Wanten fest und faßte sich in Geduld, bis der Schoner in Gang kam und mit Booten und Leichter im Schlepp seinen Bugspriet nach Osten richtete.
    Parris schien überall zugleich zu sein. Hatte der Überfall Erfolg, konnte er leicht der ranghöchste Überlebende sein. Bolitho war überrascht, daß er der Möglichkeit seines eigenen Todes ohne Gefühlsregung ins Auge sah. Nun bat Parris, die Geschütze laden zu dürfen. »Ich denke, es ist das Beste, die Sechspfünder mit Doppelkugeln laden zu lassen, Sir, und das braucht seine Zeit.«
    Bolitho war einverstanden, es schien ihm eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme. »Und, Mr. Parris, schärfen Sie Ihren Leuten ein, die Schonerbesatzung gut zu bewachen. Ich möchte sie nicht auf ihrem eigenen Schiff eingesperrt untergehen lassen, falls die Spanier uns beschießen, aber ich traue keinem von ihnen auch nur einen Fingerbreit.«
    Parris lächelte. »Bootsmannsgehilfe Dacie ist gut darin, Sir Richard.«
    Um die Geschütze flitzten Gestalten. Bolitho hörte sie flüstern, während sie Pulverladungen und Kugeln in die Rohre rammten. Nun taten sie etwas, das sie verstanden und das man ihnen täglich eingepaukt hatte, seit sie des Königs Schiff betreten hatten.
    Jenour schien ein wenig Schwedisch zu können und wechselte hin und wieder ein Wort mit dem Steuermann der
Spica.
Schließlich wurden zwei große Flaggen gebracht und von Fähnrich Hazlewood an die Leine geknüpft.
    Es wurde langsam heller. Bolitho bewegte sich an Deck, prägte sich Gesichter ein, sah nach, wo jeder Mann seine Station hatte.
Spica
zog gut unter dem Druck der Segel. Zunehmende Erregung erfüllte ihn, die auch der Singsang des Lotgasten nicht dämpfen konnte. Er sah den schlanken Rumpf des Schoners vor sich, der sich unablässig zwischen versteckten Sandbänken hindurchwand, zuweilen mit nur wenigen Fuß Wasser unterm Kiel. Bei Tage hätten sie den Schatten der
Spica
auf dem Meeresboden gesehen.
    »Alle Geschütze geladen, Sir!«
    »Sehr gut.«
    Bolitho fragte sich, wie es wohl Leutnant Dalmain mit seinen zwei Mörsern auf dem geschleppten Leichter ging. Für den Fall, daß der Angriff fehlschlug und
Thor
nicht mehr in der Lage war, die Leute abzuholen, sollte sich Dalmain an die Küste treiben lassen und sich ergeben. Bolitho

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