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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kurz angebunden: »Ich bin ein britischer Offizier – und Sie?«
    »Ich bin der Kapitän dieses Schiffes, Rolf Aasling.« Er betonte das »ich«. »Und ich versichere Ihnen, daß Sie ihn noch bedauern werden, diesen – diesen Akt der Piraterie!«
    In diesem Augenblick warf Parris ein Bein über die Reling und sah sich um. Er war nicht einmal außer Atem. »Es ist der Schoner
Spica,
Sir Richard«, sagte er gleichmütig.
    Aasling fuhr zurück. »Sir Richard?«
    Parris beäugte ihn näher. »So ist es. Darum achten Sie auf Ihre Manieren.«
    Bolitho sagte: »Ich bedaure diesen Zwischenfall, Kapitän, aber Sie ankern in feindlichen Gewässern. Ich hatte keine Wahl.«
    Der Mann beugte sich vor, bis sein Rock Alldays unerbittliches Entermesser berührte.
    »Ich gehe hier friedlichen Geschäften nach! Sie haben kein Recht …«
    »Ich habe jedes Recht«, unterbrach ihn Bolitho.
    Er hatte natürlich nichts dergleichen, aber die Minuten rannten ihm davon. Sie mußten die Mörser in Stellung bringen. Sobald es hell genug war, um auf die Reede vorzustoßen, mußte der Angriff beginnen. Jeden Augenblick konnte eine Feldwache an der Küste merken, daß auf dem kleinen Schoner etwas nicht stimmte. Oder sie konnten von einem Wachboot angerufen werden. Selbst wenn Parris’ Leute dann den Rufer überwältigten, würde dies Alarm auslösen. Der hilflose Leichter – man würde sie alle in die Luft jagen.
    Bolitho dämpfte seine Stimme und befahl Parris: »Nehmen Sie einige Leute und sehen Sie unten nach.«
    Der Schoner trug mehrere Geschütze und Drehbassen, aber sie hatten noch Glück gehabt, daß sie sich nicht mit einem Freibeuter herumzuschlagen brauchten. Die Schweden suchten Verwicklungen mit den Flotten Frankreichs und Englands zu vermeiden. Ein Handelsschiff also? Zu gut bewaffnet für ein solches Fahrzeug.
    Kapitän Aasling ereiferte sich: »Würden Sie endlich mein Schiff verlassen, Sir, und Ihren Leuten befehlen, meine freizugeben?«
    »Was machen Sie überhaupt hier?«
    Diese plötzliche Frage traf ihn unvorbereitet. »Ich treibe Handel, das ist legal. Ich dulde nicht …«
    Parris, der zurückgekommen war, stellte sich neben Jenour und bemerkte fast beiläufig: »Abgesehen von gewöhnlichem Stückgut, Sir, hat das Schiff spanisches Silber geladen. Für die Franzosen, soweit ich’s beurteilen kann.«
    Bolitho verschränkte die Hände auf dem Rücken. Spanisches Silber, das ergab einen Sinn. Wie nahe sie einem Reinfall gewesen waren!
    Er sagte: »Sie haben also gelogen! Ihr Schiff ist bereits für die Heimfahrt beladen. Sie warten nur ab, um sich dem spanischen Schatzkonvoi anzuschließen.«
    Der Mann schrak zurück, zögerte und murmelte dann: »Dies ist ein neutrales Schiff. Sie sind nicht ermächtigt …«
    Bolitho winkte ab. »Im Augenblick bin ich das wohl, Kapitän.
    Antworten Sie!«
    Der Kapitän der
Spica
entgegnete achselzuckend: »Na und? Es gibt eben viele Piraten in diesen Gewässern und feindliche Kriegsschiffe.«
    »Sie beabsichtigen also, in Begleitung der Spanier zu segeln.« Bolitho fühlte, daß seine scharfen Worte den Mann einschüchterten. »Es wäre besser für Sie, wenn Sie jetzt reden würden. Wann also …«
    »Übermorgen«, platzte der Schwede heraus. »Die spanischen Schiffe werden übermorgen auslaufen, wenn …«
    Bolitho unterdrückte seine Aufregung. Also mehr als nur ein Schiff. Die bewaffneten Geleitfahrzeuge wurden aus Havanna erwartet, konnten aber auch bereits in Puerto Cabello sein. Haven würde direkt in sie hineinlaufen!
    Parris sah ihn aufmerksam an. Wie würde er sich verhalten?
    Bolitho wies den Schweden an: »Machen Sie alles klar zum Ankerhieven, Kapitän.« Dessen Protest übergehend, wandte er sich an Parris: »Übermitteln Sie Mr. Dalmain, daß wir ihn in den Hafen schleppen werden. Ihre Boote nehmen wir auch mit.«
    Der Kapitän der
Spica
brüllte: »Das lasse ich nicht zu! So was Verrücktes mache ich nicht mit!« Seine Stimme bekam einen triumphierenden Klang. »Die spanischen Kanonen schießen Sie in Grund und Boden, sobald Sie versuchen, ohne Erlaubnis einzulaufen!«
    »Aber Sie haben doch ein Erkennungssignal?« Aasling gab es kleinlaut zu.
    »Dann benutzen Sie es, wenn’s gefällig ist.«
    Jenour flüsterte warnend: »Schweden mag darin eine Kriegshandlung sehen, Sir Richard.«
    Bolitho spähte zum dunklen Land hinüber. »Neutralität im Krieg gibt es nicht, Stephen. Ehe Stockholm davon erfährt, ist hoffentlich alles vorbei und vergessen.« Grob fügte er hinzu:

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