Die Seevölker
(The Struggle of the Nations 1896, S. 463) spricht den Pereset »einen Sinn für eine gewisse Kultiviertheit und ein gewisses Maß an Luxus« zu.
8 Herodot, VII, 61, 63.
9 Ammianus, XXIV, iv, 15.
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Abb. 6
In einigen Fällen sind die Schuppengebilde auf dem kronenförmi-
gen Helm der Pereset mit einem Federmuster verziert; dies veranlaßte
einige Historiker dazu, von »Federkronen« der Philister nach Art der
amerikanischen Indianer zu sprechen. Von Ammianus erfahren wir,
daß die eisernen Schuppenteile bei den Persern so geformt waren, daß
sie Federn ähnlich sahen.
Das ägyptische Klima verbietet während des größten Teils des Jah-
res das Tragen von Rüstungen. Die Soldaten der Pereset waren mit
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Abb. 7 Abb. 8
Abb. 6 bis 8: Die gefangenen Pereset auf den Reliefs von Ramses III. (Abb. 7 und 8)
tragen dieselbe typische Kopfbedeckung wie die persische Garde auf einem Relief des
Palastes von Dareios.
leichten Tuniken bekleidet, zusätzlich mit einigen gepanzerten Ge-
wandstreifen und mit aus Schuppen gefertigten Helmen. Bei den
Ausgrabungen in Daphnae (dem Tah-penes in den Schriften), dem
griechischen Militärstützpunkt in Ägypten, fand man Eisenschuppen.
»Die schuppenartigen Rüstungsteile sind der ungewöhnlichste von
allen Funden.«10 Aber identische Rüstungsteile, eigentlich » eine Art
Schuppenharnisch ist im Grab von Ramessu (Ramses) III. abgebildet«,
stellte Flinders Petrie einigermaßen verwundert fest.11
Die Tatsache, daß Eisenschuppen von Petrie in Daphnae ausgegra-
ben wurden, das für griechische Söldner, die in Ägypten dienten, im
siebten Jahrhundert gegründet wurde, und daß ein ähnlicher Schup-
pen-Harnisch auch im Grab Ramses' III. auftaucht, gehört zu der stän-
dig zunehmenden Anzahl von Anachronismen, die mit der Zeit dieses
Pharaos in Verbindung zu stehen scheinen.
Bei den Pereset handelte es sich ganz offensichtlich nicht um Philister,
sondern um Perser. Diese Interpretation des Namens muß überprüft
10 Petrie: Tanis, Teil II, »Nebesheh and Defenneh (Tahpanhes)«, S. 78
11 a.a.O.
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werden. Fast zwei Jahrhunderte lang stand Ägypten unter persischer
Oberhoheit – oder es befand sich im Kriegszustand mit Persien –, und
es sollte daher nicht schwerfallen herauszufinden, mit welchem Na-
men Persien und die Perser in den ägyptischen Texten der persischen
und der ptolemäischen Periode bezeichnet wurden.
In den Hieroglyphentexten der persischen Epoche zwischen –525
und ca. –390, als Ägypten vorübergehend unabhängig wurde, gibt es
eine Anzahl von Hinweisen auf Persien – es wird stets P-r-s genannt
(im Hebräischen wird Persien ebenfalls als P-r-s bzw. Paras bezeich-
net); diesem Namen wird dann noch, wie in der ägyptischen Schrift
üblich, das Zeichen für »Fremdland« beigefügt.
Unter dem dritten Ptolemäer, im Jahr –238, fand ein priesterliches
Konklave statt, das einen Beschluß faßte, den es in Stein hauen ließ – er
ist wegen des Ortes in Ägypten, in dem dieses Konklave stattfand, als
Kanopusdekret bekannt. Es handelt sich dabei um eine Kalenderre-
form: mit dem Text werden wir uns noch zu einem späteren Zeitpunkt
in diesem Buch befassen. In diesem Dekret findet sich ein Hinweis auf
die Pereset als Nation, und, was für unsere These wichtig ist: Die
Schreibweise dafür lautet: P – r – s – tt.12
Das Kanopusdekret bezieht sich auf jene Zeit, in der die heiligen
Statuen von den Pereset fortgeschleppt wurden. Es ist auf einer stei-
nernen Tafel in drei verschiedenen Schriften wiedergegeben – in Grie-
chisch, in demotischem Ägyptisch (Kursive) und in hieroglyphischer
Schrift. »Was die Götterbilder angeht, die die Elenden von Pers [P – r –
s – tt] (griechischer Text: Perser) aus Bahet (Ägypten) weggeführt hat-
ten, so ist seine Majestät nach den Ländern von Setet (Asien) gezogen,
und er hat sich ihrer bemächtigt. Er hat sie an ihre Stelle in dem Tem-
pel gesetzt, von der sie früher weggeholt waren.«13
12 Dr. N. B. Millet vom Royal Ontario Museum hat auf meine Bitte hin freundlicher-
weise aus ägyptischen Texten einige Hinweise auf Persien und die Perser zusammenge-
stellt. Seiner Meinung nach verwendete man das Doppel-t in Peresett aus rein ästheti-
schen Gründen, wie das bei der Hieroglyphenschrift gelegentlich vorkommt. Eddie
Schorr weist darauf hin, daß im Kanopusdekret bei anderen geographischen Bezeich-
nungen ebenfalls ein zusätzliches t
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