Die Seevölker
Felsgestein, in denen die Garde des persischen
Monarchen dargestellt ist. Wieder ist die Kopfbedeckung der Pereset
leicht auszumachen.5
Außer den königlichen Garden mit ihrer vielblättrig zusammenge-
setzten Kopfbedeckung sieht man auf den Reliefs in Persepolis und in
Naqsch-i-Rustam Satrapen und den König selbst, die mit einfachen
Tiaren gekrönt sind. Auf den ägyptischen Wandreliefs Ramses' III.
tragen Gefangene ebenfalls derartige einfache Tiaren. Sie sind aller-
dings nicht während des Schlachtverlaufs abgebildet, jedoch sind eini-
ge der Gefangenen mit schmucklosen Tiaren in einem Triumphzug des
Pharaos dargestellt. Diese Gefangenen besaßen offenkundig einen hö-
heren Rang.
Diese typische und einzigartige Kopfbedeckung, die bei persischen
Garden und Rittern ebenso zu sehen ist wie bei den Soldaten der Pere-
set, und die Tiaren des Großkönigs und seiner Satrapen, die man auch
bei den Offizieren der Pereset findet, sind ein starkes Argument dafür,
die Pereset mit den Persern zu identifizieren. Aber der persische Kon-
takt mit Ägypten und die persischen Kriege mit Ägypten beschränkten
sich auf den Zeitraum von –525, als Kambyses Ägypten eroberte, bis
5 Diese Arten von Kopfbedeckungen sind in ihrer Art einzigartig; sie waren auch
jahrhundertelang für das persische Volk charakteristisch. In dem von den assyrischen
Königen der Spätzeit errichteten Palast von Kujunjuk fand man Reliefs, in denen einige
Figuren eine ähnliche Kopfbedeckung wie die Pereset trugen. Siehe A. H. Layard:
Niniveh and Babylon (London 1882), S. 76/77. De Clerq spricht in seinem Catalogue des antiquités assyriennes (Paris 1883), S. 139 (Palais de Koyaundjok) von »einer Federkrone«.
Die blattförmigen Einzelteile sind hier mit einem Federmuster verziert; die Figuren
tragen lange Tuniken. Diese Figuren wurden entweder von den spätassyrischen Köni-
gen angebracht, die – wie aus ihren eigenen Annalen bekannt – Krieg in Elam und im
persischen Hochland führten und von dort auch Gefangene mitbrachten, oder aber
von den persischen Eroberern Assyriens, das gemeinsam mit Babylonien in der zwei-
ten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor der Zeitwende ihrem Herrschaftsbereich einverleibt
wurde. Eine Ritterfigur auf einem Relief in Naqsch-i-Rustam, das aus der Zeit der
Sassanidendynastie zwischen dem dritten und siebten nachchristlichen Jahrhundert
stammt, trägt eine Kopfbedeckung, die derjenigen auf dem Kopf der Isis ähnelt, die
Ramses III. säugt.
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zum Jahr-332, in dem Alexander Ägypten erreichte und die persische
Herrschaft beendete.
Urteilen wir aufgrund der Tatsache, daß die Soldaten der Pereset in
den ägyptischen Reliefs bartlos dargestellt sind und nur die Offiziere
Bärte tragen, während auf den Reliefs von Dareios kurz vor –500 so-
wohl die Offiziere als auch die Soldaten der königlichen Garde Bärte
tragen, dann wird unsere Aufmerksamkeit auf das 4. Jahrhundert ge-
lenkt: Einhundert Jahre trennen Dareios vom 4. Jahrhundert. In der
Zwischenzeit war eine Reform durchgeführt worden, nach der die Sol-
daten ihre Barte abrasieren mußten, um dem Feind keinen leichten
Anfaßpunkt zu bieten.6 Die höherrangigen Offiziere durften jedoch
ihre Bärte behalten. Auf den ägyptischen Reliefs erscheinen die Ge-
sichter der höheren Offiziere der Pereset durchwegs bartgeschmückt.
Handelt es sich bei der reichgeschmückten Kleidung der Pereset,
die heutige Gelehrte so sehr beeindruckte,7 nicht gerade um die Klei-
dung der Perser, die die zeitgenössischen Griechen so beeindruckt hat?
In den Tagen Herodots – um die Mitte des fünften Jahrhunderts –
trugen die Perser »auf dem Kopf die sogenannte Tiara, einen weichen
Hut, am Körper einen farbigen, mit Ärmeln versehenen Panzerrock
aus fischartigen Eisenschuppen, um die Schenkel Hosen«. In der Ar-
mee des Xerxes trugen die Syrer »auf dem Kopf eherne Helme, die auf
eine fremdländische Art geflochten sind, die sich nicht gut beschreiben
läßt«.8 Ammianus Marcellinus, der zu einem viel späteren Zeitpunkt
die Rüstung der Perser beschrieben hat, berichtet uns, sie seien von
Kopf bis Fuß mit kleinen Eisenschuppen bekleidet gewesen, die federar-
tig angeordnet waren.9
6 Plutarch berichtet in seinen Lebensbeschreibungen (Theseus, 5), Alexander habe diese Sitte eingeführt, daß die Soldaten sich ihre Barte abrasieren mußten; er folgte darin
einer im Orient beim Militär allgemein üblichen Sitte.
7 G. Maspero
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