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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Mit welchen Werkzeugen haben die Ägypter in der Bronzezeit,
    von der frühesten Bronzezeit an, Hieroglyphen in harten Granit, in
    noch härteren Basalt oder in das von allen am härteste Diorit eingeritzt
    (Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, wäre bereits nach weni-
    gen Schlägen stumpf geworden), oder Steinskulpturen mit ungemein
    scharfen Konturen an Augenlidern, Lippen und Ohren gemeißelt? –
    beantworten, wenn Chromeisenerz für die Herstellung von Werkzeu-
    gen oder auch nur als Schmirgelpulver benutzt wurde. Während frü-
    herer Zeiten, seit der Zeit des Pyramidenbaus, hätte Chromeisenerz
    aus Rhodesien gebracht werden können, das reiche Vorräte davon be-
    sitzt.
    Es ist wahrscheinlich, daß Ramses III. Chromeisenerz und auch Py-
    rit (Eisenkies) gemeint hat – Erze, die es in Griechenland reichlich gibt
    und gegeben hat –, als er von Metall und Erz schrieb, das auf Galeeren
    von Atika nach Ägypten zur Vorbereitung auf den bevorstehenden
    Krieg gegen Persien gebracht worden ist. Wenn das der Fall gewesen
    ist, dann war das Erz aus Griechenland auf jeden Fall dem Kupfer vor-
    zuziehen, das aus Zypern oder Sinai kam.

    104

Kapitel IV
    Über Sprache, Kunst und Religion

    Der semitische Einfluß auf Sprache und Religion in Ägypten

    Nach dem Fall von Jerusalem hat in Ägypten über 200 Jahre lang eine
    jüdische Kolonie existiert. Der Einfluß der hebräisch-syrischen Spra-
    che, sichtbar schon im sechsten Jahrhundert, muß zur Regierungszeit
    Ramses III. noch ausgeprägter gewesen sein. Das ist in der Tat der Fall.
    Häufig traten semitische Wörter an die Stelle von ägyptischen, und die
    Schreiber von Ramses III. »ließen oft ein durchaus passendes ägypti-
    sches Wort« zugunsten seines hebräischen Äquivalents fallen. So ist
    beispielsweise bei den Inschriften am Tempel von Medinet Habu – um
    nur ein beliebiges Beispiel anzuführen – das semitische Wort »ba-rech«
    (segnen) an die Stelle des korrespondierenden ägyptischen Wortes ge-
    treten.1
    »Die Texte aus Medinet Habu gehen in ihrer Wortwahl bis an die
    äußersten Grenzen. Sie zeigen eine Bemühtheit um ungewöhnliche
    Wörter und Redewendungen … Sie gefallen sich besonders darin,
    fremdsprachliche Wörter zu verwenden, die sich in der Regel aus se-
    mitischen Sprachen ableiten. Darin zeigt sich ein Streben nach dem
    Eindrucksvollen, ein etwas kindliches Bestreben, einen möglichst ho-
    hen Bildungsgrad erkennen zu lassen, aber auch ein zunehmender
    Internationalismus. Daß semitische Ausdrücke so häufig in den Texten
    von Medinet Habu vorkommen, weist auf ein hohes Ausmaß an wech-

    1 Im Papyrus Harris wird das hebräische Wort aschek statt des ägyptischen Begriffs für
    »unterdrücken« benützt. Weitere Beispiele sind: aliah für »Rampe«, keseth für »Decke«, marcheschet für »Pfanne«, und tzaek für »Schrei«. Siehe J. H. Bondi: Dem hebräisch-phönizischen Sprachzweige ungehörige Lehnwörter in hieroglyphischen und hieratischen Texten. (Leipzig 1886).

    105
    selseitigen kulturellen Beziehungen im gesamten Raum des alten Ori-
    ent hin.«2
    Dieses Charakteristikum wird verständlich, wenn man dabei auch
    den Einfluß der jüdischen Kolonie in Ägypten berücksichtigt; es
    kommt allerdings sehr ungelegen, wenn Ramses III. ein Zeitgenosse
    der Richter Gideon, Jephta oder Samson sein soll – und das vor allem
    deswegen, weil in dem gesamten Buch der Richter keinerlei Kontakt
    zu Ägypten erwähnt wird.
    Ramses III. schrieb: »Ich gehe auf den Wegen … des Herrn des Alls,
    meines erhabenen göttlichen Vaters, des Königs der Götter.«3 Der Ein-
    fluß der jüdischen Siedlungen in Ägypten könnte auch einige Spuren
    im ägyptischen religiösen Gedankengut hinterlassen haben.
    Ramses III. hat auch häufig Baal erwähnt, und es wurde schon dar-
    auf verwiesen, daß der bislang in Ägypten kaum bekannte Baal-Kult
    zu dieser Zeit stark in den Vordergrund rückte. Das Aufblühen dieses
    Kults in Ägypten muß dem Einfluß der nichtjüdischen Bevölkerung
    von Palästina und ihren Wechselbeziehungen zu Ägypten zugeschrie-
    ben werden.
    Sehr tiefgehend oder dauerhaft ist der Einfluß der hebräischen Reli-
    gion auf die ägyptische Konzeption vom höchsten göttlichen Wesen
    offensichtlich nicht gewesen. Im Tempel von Medinet Habu finden
    sich zahlreiche Abbildungen von Göttern mit menschlichen Körpern
    und den Köpfen von Vögeln und Tieren, denen der König seine Vereh-
    rung entgegenbringt; er tritt auch vor

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