Die Seevölker
ruhigen
Süden an die bedrohte Ostfront des Landes verlegt wurden.
In den Jahren 1953 und 1954 wurden weitere, in Ägypten gefundene
aramäische Dokumente publiziert: sie hatten in europäischen und
amerikanischen Sammlungen jahrzehntelang unveröffentlicht herum-
gelegen, und ihre Existenz war daher den Wissenschaftlern im großen
und ganzen verborgen geblieben. Einige von ihnen – geschrieben auf
Häuten – sind in die Jahre –411 bis –408 zu datieren, und sie waren von
4 E. Sachau: Aramäische Papri und Ostraka aus einer jüdischen Militär-Kolonie zu Elephantine (Leipzig 1911). Vor diesem Buch war von dem gleichen Autor noch eine andere Publikation erschienen: Drei Aramäische Papyrusurkunden aus Elephantine (Berlin L908).
Diese Papyri wurden auf der Insel Elephantine in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahr-
hunderts gefunden.
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dem persischen Satrapen Arsham geschrieben worden:5 eine andere
Gruppe privater Briefe, die von Mitgliedern der jüdischen Militärkolo-
nie in Elephantine geschrieben worden waren, sind in die Jahre zwi-
schen –499 und –399 zu datieren.6 Aus dieser zuletzt genannten Samm-
lung ist auch zu erkennen, daß Artaxerxes II. auf der Insel Elephantine
–401 immer noch als König anerkannt wurde. Im übrigen lassen sich
hinsichtlich der Identität der mareinu die gleichen Schlüsse ziehen wie
aus den bereits früher in diesem Jahrhundert veröffentlichten Briefen.
Das Erz aus dem Lande »Atika«
Zur Zeit von Ramses III. (Nektanebos I.) hatte sich der Handel zwi-
schen Griechenland und Ägypten in bisher ungekanntem Ausmaß
ausgeweitet. Während der Regierungszeit früherer Könige – seit der
ersten Hälfte des siebten Jahrhunderts – hatten sich griechische Söld-
ner und Kaufleute in Ägypten niedergelassen, und im sechsten Jahr-
hundert wurde unter Amasis auch der geistige Austausch gefördert:
griechische Philosophen besuchten das Land, das sie anlockte und ih-
rem Wunsch entgegenkam, die Geschichte und das Sagengut aus der
Frühzeit kennenzulernen. Aber während der Regierungszeit von Ram-
ses III. wurde der Kontakt zwischen beiden Ländern sehr intensiv, und
Athen in Attika spielte eine wesentliche Rolle im militärischen, politi-
schen und wirtschaftlichen Leben Ägyptens. Söldner kamen und gin-
gen und kehrten wieder zurück; Schiffe mit landwirtschaftlichen Pro-
dukten segelten nach Griechenland, und von dort kamen Schiffe mit
Handelswaren.
Diese Beziehungen – die im fünften Jahrhundert stark zurückgin-
gen, als Ägypten von Persien beherrscht wurde, und später, als Grie-
chenland durch den Peloponesischen und den Korinthischen Krieg
innerlich zerrissen war – erlebten ihr Blütezeit, als Ramses III. an die
Macht kam, noch bevor er mit den Persern gebrochen hatte.
5 Sie wurden in den 1930er Jahren von L. Borchardt angekauft und später von G. R.
Driver unter dem Titel veröffentlicht: Aramaic Documents of the Fifth Century B. C. (Oxford 1954).
6 Sie wurden in Assuan von C. E. Wilbour angekauft (1893); veröffentlicht hat sie E. G.
Kraeling unter dem Titel: The Brooklyn Museum Aramaic Papyri (New Haven 1953).
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Im Papyrus Harris sagt Ramses III.:
»Ich sandte meine Botschafter in das Land Atika aus…, zu den großen
Kupferminen, die dort liegen. Ihre Galeeren transportierten das Erz; ande-
res wurde zu Lande auf den Rücken ihrer Esel befördert. Man hatte von
ihm noch nicht gehört, seit Könige regieren. Es stellte sich heraus, daß ihre
Minen einen Überfluß an Kupfer besaßen; es wurde von Zehntausenden in
ihre Galeeren verladen.«1
Wo befand sich das Land »Atika«, von dem in diesem Text die Rede
ist? Nach Breasted handelte es sich um eine »Ungewisse Region, die
sowohl auf dem Seeweg als auch auf dem Landweg von Ägypten aus
zu erreichen war, d.h. möglicherweise auf der Halbinsel Sinai.«
Aber Sinai konnte es nicht sein – denn sonst würde Ramses III. von
ihm nicht gesagt haben: »Man hatte von ihm noch nicht gehört, seit
Könige regieren«, bzw. seit die Monarchie in Ägypten bestand, und
das war bereits seit mehreren tausend Jahren der Fall. In Sinai wurde
bereits zur Zeit des Mittleren und des Neuen Reiches Kupfererz geför-
dert, und wahrscheinlich auch schon im Alten Reich. Weder zur Zeit
Ramses' III. noch in einer früheren Zeitperiode wären Sinai-Häuptlinge
in der Lage gewesen, Erz mit eigenen Schiffen zu transportieren. Au-
ßerdem ist aus diesen früheren Zeiten kein
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