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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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nicht letztere ihre Motive von den Asiaten übernom-
    men haben, denn es läßt sich nicht leugnen, daß bestimmte assyrische
    Motive, die ursprünglich auf einen ägyptischen Ursprung hinzudeuten
    schienen, tatsächlich aus Asien kamen.«2
    Die ägyptischen Szenen lassen Anleihen aus Asien erkennen, und
    andererseits stellt die Auswahl der Motive, die Konzeption und die
    Gestaltung der Themen sicher, daß die assyrischen Szenen nicht von
    den Ägyptern entliehen wurden. Die Motive wurden auf originale
    Weise von den Assyrern selbst entwickelt, und wenn es für sie einige
    Vorbilder gab, dann waren es elamische (frühpersische) und nicht
    ägyptische Motive.
    Bei den Jagdszenen von Ramses III. hat eine detaillierte Untersu-
    chung ergeben, daß sie sich auf asiatische Motive stützen; aber sobald
    wir für die Regierungszeit Ramses' III. nicht mehr das zwölfte Jahr-
    hundert ansetzen, stehen wir auch nicht mehr vor dem Problem, erklä-
    ren zu müssen, wie Motive aus dem 12. Jahrhundert von Szenen beein-
    flußt sein können, die erst im siebten Jahrhundert geschaffen wurden.
    Speleers war auch verblüfft über die Ähnlichkeiten bei der Darstel-
    lung von Tieren (Löwen) durch die Künstler unter Ramses III. und
    durch Künstler unter den späten Ptolemäern – ein charakteristischer

    2 a.a.O., S. 173.

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    Fall dafür sind die in Kom Ombo geschaffenen Figuren.3
    Auch daraus ergeben sich nicht die geringsten Schwierigkeiten für
    eine chronologische Zeittafel, in der Ramses III. nur rund ein halbes
    Jahrhundert vor dem Beginn der ptolemäischen Dynastie liegt. Es wäre
    nur natürlich, daß die im Ägypten des vierten Jahrhunderts üblichen
    Kunstformen von den Künstlern unter den nachfolgenden ptolemäi-
    schen Königen nachgeahmt worden sind.

    Tempelarchitektur und religiöse Kunst

    Nach seinem siegreichen Krieg gegen Pharnabazos und Iphikrates ver-
    brachte Ramses III. den Rest seiner Regierungszeit in Frieden und Si-
    cherheit. Er errichtete viele prächtige Bauten, die in dem Papyrus Har-
    ris aufgezählt werden. Einige dieser Bauten, wie der Tempel in Medi-
    net Habu, sind besser erhalten als andere Monumente aus dem Alten
    Ägypten.
    Wie konnte es geschehen, daß der Tempel Ramses' III. erhalten
    blieb, während Tempel aus »späteren« Dynastien heute Ruinen sind?
    »Dieses Bauwerk [Medinet Habu] ist der am vollständigsten erhalten
    gebliebene Tempel Ägyptens aus der Zeit vor der ptolemäischen Peri-
    ode … Der Medinet Habu-Tempel ist daher in seiner Art einzigartig.«1
    Ein Elephantine-Papyrus berichtet: »Als Kambyses nach Ägypten
    kam, fand er, daß der [jüdische] Tempel [von Elephantine] bereits er-
    baut war. Die Tempel der ägyptischen Götter waren allesamt zerstört;
    nur der eben genannte Tempel hatte keinen Schaden erlitten.«2 Aber
    der gleiche Papyrus informiert uns auch darüber, daß der Tempel von
    Elephantine an der ägyptischen Südgrenze, den Kambyses intakt vor-
    gefunden hatte, später durch den Pöbel zerstört wurde.
    Die Tatsache, daß die angeblich aus dem zwölften Jahrhundert
    stammenden Tempel von Ramses III. uns in einem guten Zustand er-
    halten geblieben sind, steht in Widerspruch zu der Information in dem
    eben genannten, aus dem Jahr –407 stammenden Papyrus, daß alle

    3 a.a.O., S. 170.
    1 Breasted: Ancient Records, Band IV, Abschnitt 1.
    2 Sachau: Aramäische Papyri und Ostraka, S. 21.

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    ägyptischen Tempel, die Kambyses bei seinem Einmarsch intakt vor-
    fand (–525), später von ihm zerstört worden sind. Medinet Habu, der
    Totentempel von Ramses III., und der von ihm in Karnak errichtete
    Chons-Tempel gehören zu den besterhaltenen Bauten Ägyptens. Die
    Bauten aus dem zwölften Jahrhundert hätten wohl kaum der Zerstö-
    rung durch Assurbanipal im siebten Jahrhundert entgehen können;
    und wenn wirklich der eine oder andere ägyptische Tempel zufällig
    die Zerstörungsaktionen der Assyrer überdauert hätte, dann wäre es
    ganz unwahrscheinlich, daß diese Tempel auch noch den 140 Jahre
    später stattfindenden persischen Eroberungszug überstanden hätten;
    zumindest wird ihr Fortbestand durch ein Dokument widerlegt, das in
    Ägypten während der Perserherrschaft geschrieben worden ist.
    Anders liegen die Dinge, wenn die Datierung für Ramses III. dra-
    stisch revidiert wird. Um das Alter der erhalten gebliebenen Bauten
    Ramses' III. aufgrund ihres wahren Wesens zu beurteilen, sollten sie
    mit denjenigen des hellenistischen Zeitalters in Ägypten

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