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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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besetzten den Tempel«

    Während der gesamten persischen Periode blieb der Amun-Kult in
    Ägypten der dominierende Kult. Da Amun (Jupiter) das Äquivalent
    für den iranischen Gott Mazda (Ahuramazdah) war, hatten die Perser
    gegen die Fortsetzung des thebanischen Kultes nichts einzuwenden.
    Den Amun-Priestern in den Oasen unterstand auch das sakrale Zen-
    trum in Karnak (Theben). Da es in Ägypten keine einheimische Dyna-
    stie gab, und da die Nachfolger von Dareios dem Großen auf dem per-
    sischen Thron – nämlich Xerxes, Artaxerxes I. und Dareios II. – niemals
    Ägypten aufgesucht haben, sondern dort nur Satrapen einsetzten, be-
    saßen die Amun-Priester, denen auch das Oberkommando über die
    Garnisonstruppen anvertraut war, eine ausgeprägte Autorität.
    In einem Dokument der 21. Dynastie heißt es, im Jahre 1 irgendei-
    nes Königs – es wird nur als das »Jahr eins« bezeichnet (Monat und
    Tag werden genannt) – habe es eine Untersuchung gegeben, hinsicht-
    lich der Plünderung von Königsgräbern der großen Könige der 18. und

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    der 19. Dynastie. Bei der Verhandlung vor einer zur Klärung der Grab-
    räubereien eingesetzten Kommission wurde neben einer Anzahl ande-
    rer Zeugen sowie der Angeklagten auch ein gewisser Träger namens
    Ahautinofer einvernommen. Im sogenannten Papyrus Mayer A, der
    sich heute im Museum von Liverpool befindet, heißt es:
    »Er sagte: ›Die Barbaren kamen und besetzten den Tempel, wäh-
    rend ich einige Esel meines Vaters vor mir hertrieb. Da ergriff mich
    Pahati, ein Fremdling, und nahm mich mit nach Ipip (zu der Zeit), als
    man dem Amenhotep, der (damals) Hoherpriester des Amun war,
    sechs Monate lang Gewalt antat.‹ Der Zeuge sagte aus, ihm sei erlaubt
    worden, zu seinem Domizil zurückzukehren ›neun Monate nachdem
    man dem Amenhotep, der damals Hoherpriester war, Gewalt angetan
    hatte…‹.«1
    Das ist der einzige Hinweis auf die Amtsenthebung des Hohenprie-
    sters Amenhotep; aus seiner Amtszeit, in der er zunächst als Dritter,
    dann als Zweiter und schließlich als Erster Prophet amtierte, sind meh-
    rere Inschriften erhalten. Ein Relief zeigt ihn, wie er einem König mit
    Blumen huldigt, dessen Name Neferkere-setpenre war und der von
    modernen Historikern als Ramses IX. angesehen wird. Da auf diesem
    Relief die Figur des Priesters ebenso groß ist wie diejenige des Königs –
    eine Situation, wie sie aus der erhalten gebliebenen ägyptischen Kunst
    sonst unbekannt ist –, hat man vermutet, Amenhotep sei ein Rivale des
    Königshauses um die Autorität im Lande gewesen, und das habe dann
    auch zu seiner Amtsenthebung geführt.2 Eine recht ausführliche Litera-
    tur zum Thema von der Amtsenthebung von Amenhotep hat keine
    anderen Vermutungen für die Gründe seines Sturzes hervorgebracht.
    Dagegen besteht – nach den Zeugenaussagen des oben zitierten
    Ahautinofer – offensichtlich doch ein Zusammenhang zwischen der
    Besitznahme des Tempels (von Amun in Karnak) durch die »Barbaren«
    und der Amtsenthebung oder des Sturzes des Hohenpriesters.
    Die Besitznahme des Tempels wurde von Barbaren durchgeführt,
    »die zumindest soweit organisiert gewesen zu sein schienen, daß sie

    1 Papyrus Mayer A, 6, veröffentlicht in: T. E. Peet: The Mayer Papyri A and B (London 1920); Peet: The Great Tomb Robberies of the Twentieth Egyptian Dynasty, Band 2 (1930), S.
    xxiv. E. F. Wente: »The Suppression of the High Priest Amenhotep«, in: Journal of Near Eastern Studies, XXV, 2 (April 1966), J.v. Beckerath, Tanis und Theben (1951).
    2 A. H. Gardiner: Egypt of the Pharaohs, S. 299 und 301.

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    hryw-pdt = ›Truppen-Hauptleute‹ besaßen«.3 Diese Barbaren waren
    weder Araber noch Libyer: diese Nachbarn der Ägypter wurden in der
    Regel als »Zeltbewohner« bezeichnet; auch wurden die Äthiopier, die
    südlichen Nachbarn, nie als ›Barbaren‹ bezeichnet.
    Das akzeptierte chronologische Schema, nach dem die 21. Dynastie
    in Ägypten regierte, während Saul, David und Salomon als Könige
    über Israel herrschten, muß herausfinden, wer diese »Barbaren« wa-
    ren; und da sie nicht als Libyer, Äthiopier oder Araber bezeichnet
    wurden, sollte da der Schluß gezogen werden, es handle sich um Israe-
    liten? Eine derartige Schlußfolgerung ist jedoch – und das mit Recht –
    nicht aufgestellt worden. Hätten David oder Salomon jemals die Herr-
    schaft über Ägypten ausgeübt, dann wäre dieses Ereignis in den
    Schriften bestimmt nicht unerwähnt geblieben.
    Aber in der

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