Die Seevölker
solange
Kores, der König in Persien, lebte, bis ans Königreich des Dareios, des
Königs in Persien«. (Esra, 4:5). Als Dareios an die Macht kam, drängten
die Propheten in Juda, Haggai und Sacharja, auf die Wiederaufnahme
des Tempelbaus. Bald berichtete der Satrap Tatnai mit einigem Unbe-
hagen Dareios vom Wiederaufbau des Tempels; die Staatsarchive
wurden durchforscht und im Palast von Achmetha in der Provinz Me-
des wurde eine Rolle mit dem ursprünglich von Kyros erlassenen De-
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kret gefunden, das Dareios jetzt bestätigte. Die Propheten sahen die
Zeit des Messias kommen: »Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit hei-
ßen«, verkündete der Prophet Sacharja, und weiter: »Also werden viele
Völker und die Heiden in Haufen kommen, zu suchen den Herrn Ze-
baoth zu Jerusalem, zu bitten vor dem Herrn.« (Sacharja, 8:3 u. 8:22).
Im sechsten Jahr von Dareios war der Tempelbau vollendet. »Und
sie bestellten die Priester und die Leviten in ihre Ordnungen, zu die-
nen Gott.« (Esra, 6:18). Die frühen messianischen Erwartungen, die
man in Zerubbabel, einen weltlichen Führer, gesetzt hatte, wurden
bald erstickt, und die Priesterschaft übernahm die Führung derjenigen,
»die auf Hoffnung gefangen« lagen (Sacharja, 9:12). So wurde aus dem
Juda der »Kinder, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten« ein
theokratischer Staat mit einer Kaste von Erbpriestern.
Der letzte Prophet war Sacharja; Maleachi, der letzte im Kanon, war
nur ein Orakel, dessen Hauptanliegen die Opfer und die priesterliche
Reinheit waren; den ägyptischen Tempelorakeln nicht unähnlich, war
er der Wortführer der Priesterkaste. »Ist's recht, daß ein Mensch Gott
täuscht, wie ihr mich täuschet? So sprecht ihr: ›Womit täuschen wir
dich?‹ Am Zehnten und Hebopfer.«3
Die Stämme Israels – das nördliche Königreich –, von den assyri-
schen Königen ins Exil abgeführt, kehrten niemals zurück und gingen
der Geschichte verloren; ein Großteil der Bevölkerung des südlichen
Königreichs – Juda, Benjamin, Simon und Levi –, die in das babyloni-
sche Exil gehen mußten, blieben dort. Von den Rückkehrern zur Zeit
der persischen Könige wurde auf den Ruinen der früheren Glorie eine
neue Nation geschaffen, ständig von den Siedlern behelligt, die an die
Stelle der ins Exil gegangenen Vorfahren getreten waren: eine aufblü-
hende Gemeinschaft mit einem bescheidenen Gotteshaus als Brenn-
punkt. Diese Bevölkerung begründete eine Periode, die etwa sechshun-
dert Jahre andauern sollte, und die unter dem Namen Bait Scheni – das
zweite Haus bzw. das zweite Reich – bekannt geworden ist.
Bevor Dareios starb, unternahm er die ersten Einfälle in Griechenland
und mußte die ersten militärischen Rückschläge hinnehmen. Sein Sohn
Xerxes machte die Ressourcen des gesamten Imperiums mobil und
3 Maleachi, 3:8.
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konzentrierte alle Anstrengungen seiner Regierungszeit auf die soge-
nannten Perserkriege – eine militärische Konfrontation zwischen dem
in einzelne Stadtstaaten, Athen, Theben, Sparta und andere, zerrisse-
nen Griechenland und dem persischen Koloß; einem Krieg, über den
die griechischen Autoren ausführlich berichtet haben. Xerxes (persisch
Chschajarscha) war der biblische Ahasveros, der »der da König war
von Indien bis ans Mohrenland über hundertundsiebenundzwanzig
Länder« (Buch Esther, 1:1). Nach Herodot »war nicht einer an Schön-
heit und Ansehen würdiger, diese Macht zu besitzen«. Die Geschichte
von der Haremsromanze mit Königin Vasthi, Königin Esther, die an
deren Stelle trat, ihrem Onkel Mardochai und Haman, dem Sohn
Hammedathas, dem Agagiter (vom Samen Agags, dem Amalekiter),
wird im Buch Esther erzählt. Die Namen der jüdischen Akteure in die-
ser Intrige und Gegenintrige leiten sich von denen babylonischer Gott-
heiten ab (Marduk, Ischtar) und deuten auf einen Assimilationsprozeß
hin, der die nationale Identität derjenigen, die sich dazu entschlossen
hatten, in der Diaspora zu bleiben, allmählich auszulöschen begann.
Xerxes setzte den Bau von Persepolis fort, den sein Vater begonnen
hatte. In einer weiten Ebene, etwa 65 Kilometer nordöstlich von Schi-
ras, vor einem steilen Gebirge, errichtete Dareios eine steinerne Platt-
form – deren Einzelsteine eine Länge von über 15 Meter erreichten –,
zu der eine Rampe hinaufführte, die breit genug war, um zehn Reiter
gleichzeitig nebeneinander hinaufreiten zu lassen. Auf der
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