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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Nehemia (2:7) und
    Esra (8:22) erwähnen beide die unsicheren Verhältnisse auf den Stra-
    ßen – und das galt selbst für königliche Boten. Esra gibt sein Unbeha-
    gen zu, den persischen König um »Geleit und Reiter« zu bitten, die ihn
    auf dem Weg durch Syrien beschützen sollten, denn vorher hatte er
    dem König versichert, daß Gott selbst diejenigen beschütze, die ihn
    suchten; jetzt aber fürchtete er sich. Nehemia jedoch trug einen Emp-
    fehlungsbrief des Königs an die Gouverneure »jenseits des Flusses«
    (Euphrat) bei sich, und eine Reiterabteilung sollte ihn auf den un-
    sicheren Wegen beschützen.
    Als Wenamun mit einem anderen Schiff in Byblos eintraf, erteilte
    ihm der Stadtfürst Zekarbaal den Befehl, den Ort zu verlassen: »Ich
    verbrachte 19 Tage in seinem Hafen und täglich ließ er mir sagen:
    ›Mach, daß du aus meinem Hafen kommst.‹«
    Der ägyptische Abgesandte wartete auf ein Schiff, das ihn hätte
    heimbringen können. Schließlich am Abend, als Wenamun gerade da-

    1 J. Breasted: Ancient Records, Bd. IV, Abschnitte 563ff; J. A. Wilson in J. B. Pritchard, Hrsg.: Ancient Near Eastern Texts (1950), S. 25 ff; M. A. Korostowtsew: Pooteshestviye Un-Amuna v'Bibl (Akademiya Naook S. S. S. R.; Moskau 1960); A. Erman, Ägyptische Literatur, 1923, S. 230.

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    bei war, abzureisen, fiel ein junger Mann aus dem Gefolge des Fürsten
    in einen Trancezustand und verkündete eine rätselhafte Prophezeiung
    über Wenamuns Mission. Daraufhin kam eine Einladung zu bleiben.
    Die ekstatische Besessenheit des jungen Mannes wird als »das früheste
    uns bekannteste Beispiel für eine prophetische Ekstase« bezeichnet.2
    Aber die letzten Propheten Israels waren schon tot.
    Der Fürst von Byblos gewährte Wenamun eine Audienz. »Ich fand
    ihn, wie er in seinem Obergeschoß saß und sein Rücken lehnte an ei-
    nem Fenster und die Wellen des großen syrischen Meeres schlugen an
    seinen Nacken.«3 Wenamun schilderte die Szene so frisch, daß wir das
    Gefühl haben, als seien wir dabei gewesen.
    Der Fürst fragte ihn: »Wie lange her ist es bis heute, daß du vom
    Wohnsitz des Amun gegangen bist?« Wenamun antwortete: »Fünf
    volle Monate bis jetzt.«
    Zekarbaal fragte Wenamun nach seinen Beglaubigungsschreiben; er
    antwortete, sie seien bei Nesubanebded in Tanis. Der Fürst wurde är-
    gerlich und forschte weiter, wo das Schiff wäre, das Nesubanebded
    Wenamun zur Verfügung gestellt hatte? Wo sich die syrische Schiffs-
    besatzung befände?
    Der Fürst wußte wahrscheinlich, daß Wenamun das Schiff verlassen
    hatte, das unter der Führung von Mengebet stand, als ihm im palästi-
    nischen Hafen Dor sein Gold und sein Silber gestohlen worden war.4
    Der Abgesandte, der gekommen war, Zedernholz für die heilige Barke
    des Amun zu erwerben, hatte weder ein Beglaubigungsschreiben noch
    ein Schiff, noch Gold oder Silber, um das Holz zu bezahlen.
    Diplomatisch lenkte Wenamun die Aufmerksamkeit auf das Pro-
    blem der Nationalität der Besatzung des Schiffes, auf dem er Tanis
    verlassen hatte – »doch ist es ein ägyptisches Schiff« –, und er fuhr wei-
    ter fort, daß Schiffe die von Ägypten segelten, keine syrischen Schiffs-
    besatzungen hatten. Darauf erwiderte der Fürst, daß in seinem eigenen
    Hafen 20 Schiffe lägen, die regelmäßig nach Ägypten segelten und fuhr
    fort:

    2 Breasted: Ancient Records, Bd. IV. Abschnitt 562.
    3 Diese Passage, wie auch die folgenden, werden zitiert nach: Adolf Erman, Die Literatur der Ägypter, (Leipzig 1923).
    4 Über Dor in persischer Zeit siehe: T. C. Mitchell: »Philistia«, in: Archaeology and Old Testament Study, D. W. Thomas, Hrsg. (Oxford 1967), S. 417.

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    »… und auch in diesem Sidon, an dem du vorbeigefahren bist, sind
    doch auch 50(?) Schiffe, die in Cheber (Verbindung) mit Birkath-El sind
    und sie fahren (?) zu seinem Haus.«
    Werket-El bzw. Birkath-El »war vermutlich ein phönizischer Han-
    delsherr, der in Ägypten residierte und der vor allem Handel mit Si-
    don betrieb«, kommentiert ein Übersetzer dieses Textes.5 Der Name ist
    ein wichtiger Anhaltspunkt, und wir werden darauf zurückkommen,
    wenn wir über den Rest des Gesprächs zwischen Zekarbaal und We-
    namun sowie über die nachfolgenden Ereignisse berichtet haben.
    Ungehalten sagte der Fürst: »Wenn der Herrscher Ägyptens der
    Herr meines Eigentums wäre und ich wäre auch sein Diener, so hätte
    er nicht Silber und Gold geschickt, als er sagte: ›vollziehe den Auftrag
    des Amun‹… Ich

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