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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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ägyptischen Dokumenten der 21. Dynastie
    waren Perser; sie zogen Steuern ein, führten Gerichtsprozesse durch
    und »ein jeglicher, der nicht mit Fleiß tun wird das Gesetz deines Got-
    tes und das Gesetz des Königs, der soll sein Urteil um der Tat willen
    haben, es sei zum Tod oder in die Acht oder zur Buße am Gut oder ins
    Gefängnis« – wie es in einem persischen Dekret heißt, das im Buch
    Esra zitiert wird (7:26). Die Residenzstadt ist die persische Hauptstadt;
    Pinehas, welcher Nationalität er auch immer gewesen sein mag –
    Ägypter oder Fremdling –, war ein persischer Statthalter. Er war es,
    der an der Spitze der »Barbaren« Theben und seine Tempel besetzte.
    Würden wir den Versuch unternehmen, den Zeitpunkt und die
    Umstände der Amtsenthebung des Amenhotep näher zu bestimmen,
    dann würden wir vor allem untersuchen, welcher Zeitpunkt in unse-
    rem Rekonstruktionsschema am besten zu dieser Schilderung von der
    Besetzung der Tempel durch die »Barbaren« passen könnte. Es ist der
    Augenblick, da Artaxerxes I. den Thron bestieg und den Bemühungen
    der Ägypter, ihre Unabhängigkeit wiederzugewinnen, mit harten
    Maßnahmen entgegentrat. Wenn diese Vermutung zutrifft, war es um
    –458. Es würde folgen, daß Herihor nicht unmittelbar nach der Amts-
    enthebung von Amenhotep als Hoherpriester Amuns ernannt worden
    ist, sondern einige Jahre später.

    174

Kapitel II
    DAS GERINGSTE DER KÖNIGREICHE

    »Ein kindisches Gereise«

    Seit den Tagen der persischen Eroberung unter Kambyses war Ägyp-
    ten das geringste der Königreiche gewesen (Hesekiel, 29:15). Die Pro-
    phezeiungen von Jeremia und Hesekiel, die Entwürdigung betreffend,
    hatten sich erfüllt, wohl nicht zu ihrer Zeit, aber gegen Ende der Regie-
    rungszeit von Amasis, als Kambyses Ägypten unterwarf, seine Bevöl-
    kerung demütigte und seine Tempel zerstörte – und das gleiche gilt
    auch während des größten Teils der persischen Herrschaftsperiode für
    die nachfolgenden Generationen.
    Als Golenischtschew den Papyrus mit Ourmais Klagebrief erwarb,
    erhielt er bei der gleichen Transaktion einen Papyrus mit einer weite-
    ren Klagegeschichte – den Bericht Wenamuns über seine Handelsex-
    pedition nach Byblosan der syrischen Küste. Wie der Klagebrief von
    Ourmai, datiert auch der Reisebericht des Wenamun aus der 21. Dyna-
    stie; beide waren von der gleichen Hand kopiert; aber man geht davon
    aus, daß sich Wenamuns Bericht auf Ereignisse bezieht, die mehrere
    Generationen später stattgefunden haben. Während Ourmais Brief erst
    in jüngster Zeit übersetzt und veröffentlicht wurde I (1961), ist Wena-
    muns Bericht bereits vor langer Zeit veröffentlicht worden – und zwar
    1899 von Golenischtschew selbst.
    Kein Dokument vermittelt eine bessere Vorstellung vom geringen
    internationalen Ansehen Ägyptens zur Zeit der späteren Perserherr-
    schaft als Wenamuns Bericht über seine Erfahrungen.
    Der Priester Wenamun wurde von seinem Vorgesetzten, dem Ho-
    henpriester Herihor, nach dem Libanon geschickt, um dort Zedernholz
    für den Bau einer heiligen Barke des Amun zu erwerben. Als er Tanis
    im Nildelta erreichte, überreichte er dem Gouverneur von Unterägyp-
    ten Nesubanebded und dessen Frau Ta-net-Amun Empfehlungsschrei-
    ben, und die Briefe wurden in ihrer Gegenwart verlesen. Sie schickten
    ihn mit dem Schiffskapitän Mengebet auf die weitere Reise.

    175
    Bevor Wenamun Byblos erreichte, gingen ihm das Gold und das
    Silber verloren, das er zur Bezahlung des Holzes für die heilige Barke
    mit sich führte: als sein Schiff in Dor, »einer Stadt der Tjeker an der
    palästinischen Küste ankerte, verschwand ein Matrose mit einer gol-
    denen Vase, vier Silberkrügen sowie mit einem »Sack voll Silber« –
    offensichtlich ein Beutel mit Silbermünzen. Wenamun blieb neun Tage
    lang in Dor, beklagte sich beim örtlichen Fürsten Bedel und machte ihn
    dafür verantwortlich, den Dieb zu finden. Bedel wies das Ansinnen
    eines Schadenersatzes von sich und machte darauf aufmerksam, daß
    der Dieb kein Einwohner seiner Stadt wäre, sondern ein Matrose des
    Schiffes. Wenamun setzte seine Reise nach Byblos fort.
    Die Mißgeschicke, die ihm auf der Reise widerfuhren, die Intoleranz
    und Verachtung, auf die er in den syrischen Städten wegen seiner
    ägyptischen Herkunft und Staatsbürgerschaft stieß, der Mangel an
    Schutz auf hoher See, werden in seinem Reisetagebuch lebendig be-
    schrieben.1
    In jener Zeit war das Reisen in Syrien gefahrvoll.

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