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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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aber, ich, ich bin nicht dein Diener und ich bin auch
    nicht der Diener dessen, der dich ausgeschickt hat.« Und er knurrte:
    »… was soll da dieses kindische Gereise, das man dich machen läßt.«6
    Wenamun antwortete, es gäbe überhaupt kein Schiff, das nicht
    Amun selbst gehöre: »Sein ist das Meer und sein ist der Libanon.« Er
    bat den Fürsten zu gestatten, daß man eine Botschaft nach Tanis sende,
    und zwar mit der Bitte um ein Darlehen von Nesubanebded an We-
    namun, das nach Wenamuns Rückkehr von Herihor zurückgezahlt
    werden würde. Der Fürst stimmte zu, und nach einigen Wochen
    schickte Nesubanebded etwas Gold, etwas Silber, fünfhundert Rollen
    Papyrus, fünfhundert Kuhhäute und fünfhundert Seile. Der Fürst
    schickte dreihundert Männer aus, die Bäume in den Bergen zu fällen
    und die Stämme zur Küste zu befördern. Er forderte Wenamun auf, die
    Stämme zu verladen und abzureisen. Wenamun zögerte. Das Meer
    war stürmisch, und er fürchtete sich vor den Tjeker-Schiffen. Zekarbaal
    verlor die Geduld: »Komm du nun aber nicht und sieh auf die Schreck-
    lichkeit des Meeres. Wenn du doch auf die Schrecklichkeit des Meeres
    siehst, so sieh auch auf die von mir.«
    Der zornige Fürst sagte zu Wenamun, er solle seinem Schicksal
    dankbar sein: die Abgesandten, die in einer früheren Generation aus

    5 J. A. Wilson; er sagt auch »Die Redewendung ›die seinem Hause zugehören‹ könnte
    entweder bedeuten, daß diese Schiffe an der Küste vor seinem Kontor in Sidon vor
    Anker lagen, oder aber, daß sie entlang der Wasserstraße nach Ägypten treidelten.
    6 Nach Breasteds Übersetzung »klägliche Reisen«; bei Wilson heißt es »törichte«.

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    Ägypten in sein Land gekommen wären – in den Tagen von Cha-em-
    wese –, um Zedernholz zu kaufen, seien von einem seiner Vorfahren
    festgehalten worden und siebzehn Jahre später seien sie in Byblos ge-
    storben. »Und er sagte zu seinem Diener: ›Nimm ihn mit und zeig ihm
    ihr Grab, in dem sie liegen.‹« Darauf antwortete Wenamun: »Nein,
    zeige es mir nicht.«
    Als er erneut zum Aufbruch aufgefordert wurde, wurde Wenamun
    von der Angst übermannt, die »Tjeker-Schiffe« könnten ihn auf offener
    See aufbringen. »Und da sah ich elf Schiffe, die auf dem Meer heran-
    kamen, (mit dem Auftrag) nehmt ihn gefangen und laßt kein Schiff
    von ihm nach dem Lande Ägypten. Da setzte ich mich hin und wein-
    te.« Der Fürst von Byblos hatte Mitgefühl mit dem verängstigten
    Mann. Er antwortete den Kapitänen der Tjeker-Schiffe, die seine Aus-
    lieferung verlangten: »Ich kann den Gesandten des Amun nicht in
    meinem Lande gefangennehmen. Laßt ihn mich absenden und verfolgt
    ihn, um ihn gefangen zu nehmen.«
    In persischer Zeit war die Piraterie im Mittelmeer durchaus legal.7
    Athener, Spartaner und Sizilianer segelten mit ihren Schiffen in allen
    Richtungen über das Meer. Sidon war der größte Schiffsbauhafen, und
    der Verkauf von Schiffen war nicht nur auf ehrbare Kaufleute be-
    schränkt.
    Die Wahl eines Umweges sowie eine stürmische See verschlugen
    Wenamun und sein Schiff an die Küste Zyperns nach einer Stadt, die
    von einer Fürstin Heteb regiert wurde. Wie er schließlich Ägypten er-
    reichte, wissen wir nicht, da der Schluß des Papyrus' fehlt.
    Es ist interessant, daß Wenamun in seinem Reisebericht eine ganze
    Reihe hebräischer Wörter benutzt: für »Versammlung« das hebräische
    »moed« und für »Bündnis« bzw. Allianz den hebräischen Begriff »he-
    ver« ; auch in anderen Fällen gibt Wenamun in seiner Wortwahl hebräi-
    schen Wörtern den Vorzug vor ägyptischen.
    Zwei im Text vorkommende Namen verursachten unter Gelehrten
    Kopfzerbrechen. Einer davon war der von Chaemwese (Cha-em-wese),
    in dessen Tagen aus Ägypten nach Byblos entsandte Botschafter wider
    ihren Willen dort festgehalten wurden. Der andere Name betraf den

    7 Siehe Max Cary: »Piracy«, Oxford Classical Diaionary (Oxford 1949), S. 694. Während des Peloponnesischen Krieges wurde die Freibeuterei zu einer »ernsthaften Plage«.

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    Schiffseigner Werket-El bzw. Birkath-El, der die Handelsverbindungen
    zwischen Sidon und Tanis unterhielt.
    Auf die Frage nach der Identität von Chaemwese wurde keine
    Antwort gefunden. Zwei Könige wurden erwogen, aber verworfen:
    Ramses IX. bzw. Ne-ferkare-setpenre Ramesse-chaemwese-merer-
    amun und Ramses XI. bzw. Menmare-setpenptah Ramesse-
    chaemwese-merer-nutehekaon. Bei Chaemwese handelte es sich »mit
    Sicherheit um einen

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