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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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unmissverständlich zum Gruße erhoben. Neben ihr stand Braint, schweigend und mit stechendem Blick, sowie Nydd, Huw, der Schmied, und noch einige andere, deren Namen er einst gekannt hatte und vielleicht eines Tages auch wieder kennen würde, an die er sich im Augenblick aber beim besten Willen nicht mehr entsinnen konnte.
    An Madb gewandt fragte er: »Ist Longinus noch am Leben?«
    »Natürlich. Würdest du es denn nicht spüren, wenn er bereits tot wäre?«
    »Ich dachte, vielleicht hätte ich gerade um ihn geweint.«
    »Dachtest du? Dann bist du ein noch größerer Idiot, als ich geglaubt habe. Longinus lebt, er ist bei Bewusstsein, seine Augen sind geöffnet. Komm also endlich von deinem zwischen den Göttern gespaltenen Pferd herunter und sprich mit ihm. Und wenn du fertig bist, dann solltest du dich einmal mit jenen unterhalten, die für dich gekämpft haben und nicht etwa gegen dich. Du hattest Recht; das war ein Ablenkungsmanöver. Mona wird gerade angegriffen, Tethis hält die Meerenge mit dreitausend Kriegern gegen viermal so viele Legionssoldaten, und allein das Wasser und das Wohlwollen der Götter halten Rom noch von der Insel fern. Doch beides wird nicht auf ewig Bestand haben.«
     
    Einige Zeit später erwachte Longinus Sdapeze, ehemaliger Dekurio der Ala Prima Thracum, mit rasenden Kopfschmerzen.
    Nachdem er einmal begriffen hatte, dass er noch lebte und nicht etwa im Begriff war zu sterben, betastete er zunächst einmal prüfend seinen Körper. Dann öffnete er die Augen. Über ihm schwankte, recht gemütlich anzusehen und erhellt von einem Himmel, über den gerade die Morgendämmerung heraufzog, das Dach eines Karrens. Neben ihm lag, friedlich, doch wachsam, ein gescheckter Kampfhund. Und auf dem gut gefederten Sitz des Wagens saß ein schlanker, dunkelhaariger Mann, der allerdings den Großteil des von draußen hereinströmenden Lichts mit seinem Körper verdeckte.
    Für eine Weile lag Longinus einfach nur ruhig da und musterte den ihm so vertrauten, in geradezu störrischer Haltung aufragenden Rücken. Und er konnte genau jenen Moment spüren, in dem der Mann wiederum seinen, Longinus’, abschätzenden Blick fühlte. Longinus dachte daran, sich aufzusetzen, um wenigstens schon einmal eine der zahlreichen drängenden Fragen zu stellen, die gegen seine Schädelwände trommelten. Allerdings starrte der Hund ihn so durchdringend an, dass er es sich schließlich wieder anders überlegte.
    Er schlief also noch ein Weilchen, aß dann etwas, erbrach sich, trank Wasser und schlief erneut ein. Als Longinus das dritte Mal erwachte, hatte bereits die Abenddämmerung eingesetzt und der Hund war verschwunden. Das Schaukeln des Wagens war wie das Schaukeln einer Wiege, und es fiel ihm schwer, wach zu bleiben. Longinus zwang sich, sich nun endlich aufzusetzen, und berührte die Schulter jenes Mannes, der ihm das Leben gerettet hatte. »Wohin fahren wir?«
    »Nach Osten.«
    »Warum?«
    »Weil sich das Gehirn, das du in deinem Kopf trägst, offenbar in Brei verwandelt hat. Und erst, wenn dieser Brei wieder zu jener festen Masse erstarrt ist, mit der du früher einmal ausgestattet warst, wirst du auch wieder auf einem Pferd reiten können.«
    Wahrhaftig, sein Gehirn hatte sich in Brei verwandelt, und zweifellos war das auch der Grund dafür, dass Longinus sogleich wieder einschlief und die Nacht bereits halb verstrichen war, bis er überhaupt merkte, dass Valerius ihm im Grunde gar keine Antwort auf seine Frage gegeben hatte. Außerdem lag der Hund wieder bei ihm und wärmte ihn.
    Mit der Morgendämmerung des zweiten Tages, als sie noch immer nicht angehalten hatten, fragte Longinus: »Valerius, wo ist eigentlich dein Pferd?«
    »Was glaubst du wohl, wer dich die ganze Zeit befördert?«
    Longinus lachte, und das tat weh, so dass er rasch wieder verstummte. »Du hast das Krähenpferd dazu gebracht, einen Karren zu ziehen? Valerius! Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?«
    »Aber er macht seine Sache doch recht gut. Außerdem habe ich ja auch noch den Rotschimmel und deine Stute dabei. Jeweils zwei ziehen, und ein Tier läuft hinterher. Ich konnte ihn doch nicht dort zurücklassen. Braint hätte versucht, ihn zu reiten, und er wiederum hätte sie getötet, und das wäre schlecht. Denn sie wird noch gebraucht. Als Anführerin der Krieger in der Verteidigungsschlacht von Mona.«
    Wieder ernüchtert, entgegnete Longinus: »Sie können unmöglich siegen, deine Krieger. Suetonius Paulinus mag zwar ein

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