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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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setzte sich in die Hollywoodschaukel und begann leise zu schwingen. Ein paar Wochen oder Monate Ruhe. Vielleicht sehnte sie sich dann wieder nach dem Leben, das sie geführt hatte. Aber im Augenblick hatte sie keinen anderen Wunsch, als das dämmrige Zwielicht zu genießen.
    Von der Schaukel aus sah sie die Lichter im Haus und in den Nachbarhäusern. Sie hatte mit ihrer Mutter in der Küche zu Abend gegessen – oder hatte es zumindest versucht. Es schien sie zu kränken, dass Vanessa nur wie ein Vögelchen am Essen gepickt hatte. Wie sollte sie ihr erklären, dass im Augenblick alles so schwierig war? Dieses unangenehme Ziehen in ihrem Magen wollte einfach nicht aufhören.
    Ein bisschen Ruhe, dachte Vanessa, und es wird vergehen. Es lag nur daran, dass sie im Augenblick so untätig war. Sie hatte weder heute noch gestern genug geübt. Auch wenn sie beschlossen hatte, vorübergehend nicht aufzutreten, gab es keinen Grund, ihre täglichen Übungen zu vernachlässigen.
    Morgen, dachte sie und schloss die Augen. Morgen war immer noch früh genug, um mit der Arbeit zu beginnen. Das Wiegen der Schaukel lullte sie ein, und sie zog ihre Jacke fester um sich. Sie hatte ganz vergessen, wie rasch es hier abkühlte, wenn die Sonne erst einmal hinter den Bergen verschwunden war.
    Sie hörte Motorengeräusch vor dem Haus und dann das Klappen einer Autotür. Irgendwo rief eine Mutter ihr Kind herein. Hinter einem Fenster ging das Licht an. Ein Baby weinte. Vanessa lächelte und wünschte, sie könnte das alte Zelt hervorholen, in dem sie und Joanie immer gespielt hatten, und es im Garten aufbauen. Dort könnte sie schlafen und auf die Geräusche der Stadt lauschen.
    Sie drehte sich um, als sie einen Hund bellen hörte, und dann sah sie das leuchtende Fell eines mächtigen Golden Retriever. Er sprang in langen Sätzen über den Rasen und das Beet, wo ihre Mutter bereits die Stiefmütterchen und Ringelblumen gesetzt hatte. Mit heraushängender Zunge umkreiste er die Schaukel. Bevor Vanessa noch entscheiden konnte, ob sie sich fürchten oder amüsieren sollte, legte er ihr die Vorderpfoten auf den Schoß und grinste sie freundlich an.
    „Hallo, du!“ Sie kraulte ihn hinter den Ohren. „Wo kommst du denn her?“
    „Von zwei Häuserblocks weiter, und das im Schweinsgalopp.“ Keuchend tauchte Brady aus dem Schatten auf. „Ich habe den Fehler gemacht, ihn heute mit in die Praxis zu nehmen. Als ich ihn wieder in den Wagen bringen wollte, ist er mir ausgebüxt.“ Er blieb vor der Schaukel stehen. „Kriege ich wieder eins aufs Dach, oder darf ich mich setzen?“
    Vanessa streichelte noch immer den Hund. „Ich glaube, du bist vorläufig sicher.“
    „Damit muss ich mich wohl begnügen.“ Er setzte sich auf die Schaukel und streckte die Beine aus. Sofort versuchte der Hund, auf seinen Schoß zu klettern. „Du brauchst jetzt gar nicht um gut Wetter zu bitten“, schalt Brady und schubste ihn hinunter.
    „Ein schöner Hund.“
    „Du darfst ihm nicht schmeicheln. Er ist schon eingebildet.“
    „Man sagt, Hund und Herrchen werden sich im Laufe der Zeit immer ähnlicher“, bemerkte sie trocken. „Wie heißt er?“
    „Kong. Er war der Größte in seinem Wurf.“ Als Kong seinen Namen hörte, bellte er zweimal. Dann rannte er los, um die Schatten zu jagen. „Ich habe ihn verwöhnt, als er noch ein Welpe war, und jetzt muss ich dafür büßen.“ Er legte den Arm auf die Rückenlehne der Schaukel und spielte mit Vanessas Haarspitzen. „Joanie erzählte mir, dass du heute draußen auf der Farm warst.“
    „Ja.“ Vanessa stieß seine Hand fort. „Joanie sieht fabelhaft aus, und so glücklich.“
    „Sie ist glücklich.“ Unbeirrt nahm er ihre Hand und begann mit ihren Fingern zu spielen. Es war eine altvertraute Geste. „Du musstest ja auch unser Patenkind endlich kennenlernen.“
    „Ja.“ Vanessa entzog ihm ihre Hand. „Lara ist zum Fressen süß.“
    „Oh ja.“ Er fasste wieder nach ihrem Haar. „Sie sieht mir ähnlich.“
    Vanessa lachte befangen. „Eingebildet wie eh und je. Wirst du endlich deine Finger von mir lassen?“
    „Das konnte ich noch nie.“ Er seufzte, rückte jedoch ein Stückchen von ihr weg. „Wir haben oft hier gesessen, erinnerst du dich?“
    „Ja.“
    „Ich glaube, bei unserem ersten Kuss haben wir auch hier gesessen. Genau wie jetzt.“
    „Nein.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast recht. Das erste Mal war drüben im Park. Du hast mir zugeschaut, wie ich Körbe werfen

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