Die Sehnsucht der Pianistin
eine Unterwasserkamera geborgt und die … hm … Fische aufgenommen.“
„Es wird Wochen dauern, bis wir alles ausgepackt haben. Ich darf gar nicht daran denken.“ Seufzend setzte Loretta sich an den Tisch. „Ach, und der ganze Silberschmuck. Ich fürchte, ich bin in einen kleinen Kaufrausch verfallen.“
„In einen großen“, kommentierte Adam augenzwinkernd.
„Ihr dürft euch beide etwas davon aussuchen“, sagte sie zu Vanessa und Joanie. „Das heißt, wenn ich ihn erst mal gefunden habe. Brady, ist das Limo?“
„Auf Anhieb richtig geraten.“ Er schenkte ihr ein Glas ein. „Auf eure Rückkehr.“
„Warte nur, bis du deinen Sombrero siehst.“
„Meinen Sombrero?“
„Er ist rot und silbern – und fast drei Meter im Durchmesser.“ Sie zwinkerte Adam zu. „Ich konnte es ihm nicht ausreden. Ach, ist das schön, wieder zu Hause zu sein.“ Sie schaute auf die Arbeitsplatte. „Was ist denn das?“
„Ich wollte …“ Vanessa warf einen hilflosen Blick auf das von ihr angerichtete Chaos. „Ich habe versucht, euch etwas zu kochen. Ich … ich dachte, du hast sicher keine Lust, gleich am ersten Abend in der Küche zu stehen.“
„Gutes, ehrliches amerikanisches Essen!“ Adam verdrehte genüsslich die Augen. „Das ist genau das, was ich jetzt brauche.“
„Ich bin aber noch nicht …“
Joanie begriff sofort und trat an die Arbeitsplatte. „Sieht aus, als hättest du gerade erst angefangen. Komm, ich helfe dir ein bisschen.“
Vanessa trat einen Schritt zurück und stieß mit Brady zusammen. „Ich bin gleich wieder da.“
Sie lief hinaus und rannte kopflos die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Verlor sie jetzt allmählich den Verstand? Anders war es doch wohl nicht zu erklären, dass ein verpatztes Essen sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte.
„Vanessa.“ Loretta stand an der Tür. „Darf ich einen Augenblick hereinkommen?“
„Ich wollte gerade wieder herunterkommen. Ich habe nur …“ Sie wollte aufstehen, setzte sich dann aber wieder hin. „Tut mir leid. Ich will euch nicht den ersten Abend verderben.“
„Das hast du auch nicht. Das kannst du gar nicht.“ Loretta schloss die Tür, ging zu Vanessa und setzte sich neben sie. „Ich habe dir deine Verärgerung angesehen, als wir hereinkamen. Ich dachte, es wäre wegen … meinetwegen.“
„Nein, ganz und gar nicht.“
„Willst du darüber sprechen?“
Vanessa zögerte so lange, dass Loretta schon fürchtete, sie würde überhaupt nicht sprechen.
„Es ist wegen Brady. Nein, wegen mir. Er will, dass ich ihn heirate, aber ich kann nicht. Es gibt so viele Gründe dagegen, doch er begreift es nicht. Will es nicht begreifen. Ich kann nicht kochen oder Wäsche waschen oder irgendetwas von den Dingen, die Joanie mit links erledigt.“
„Joanie ist ein liebes Ding“, sagte Loretta ruhig. „Aber sie ist völlig anders als du.“
„Ich bin anders“, sagte Vanessa bitter. „Anders als Joanie, als du, als irgendjemand sonst.“
Vorsichtig berührte Loretta ihr Haar. „Es ist weder abnorm noch verwerflich, wenn man nicht kochen kann.“
„Ich weiß.“ Vanessa kam sich idiotisch vor. „Es ist einfach nur … Ich wollte euch etwas bieten, und jetzt stehe ich da wie ein Schaf.“
„Ich habe dir nie beigebracht, wie man kocht oder einen Haushalt führt. Zum Teil deshalb, weil du so viel üben musstest und keine Zeit hattest, aber zum Teil und vielleicht hauptsächlich deshalb, weil ich es gar nicht wollte. Ich wollte den Haushalt ganz allein für mich haben. Ich hatte ja sonst nichts, was mich ausfüllte.“ Sie seufzte und strich leicht über Vanessas Arm. „Im Grunde geht es doch gar nicht um Kochen und Wäsche waschen, oder?“
„Nein, ich fühle mich von Brady unter Druck gesetzt. Ehe … das hört sich so schön an, aber …“
„Aber du bist in einem Haus aufgewachsen, wo das nicht so war.“ Loretta nahm Vanessas Hand. „Es ist schon seltsam, wie blind man sein kann. Als du klein warst, war ich fest davon überzeugt, dass du gar nicht mitkriegst, was zwischen deinem Vater und mir vorging. Das war natürlich ein Irrtum.“
„Das ging nur euch etwas an.“
„Nein, das ging uns alle drei an“, widersprach Loretta. „Hör zu, Vanessa, Adam und ich haben in Mexiko über all das gesprochen. Er wollte, dass ich dir die ganze Wahrheit sage. Erst war ich dagegen, inzwischen sehe ich ein, dass er recht hat.“
„Aber unten warten sie.“
„Wir haben es schon
Weitere Kostenlose Bücher