Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
bin von Hafen zu Hafen gesegelt«, sagte er und ließ die Krankheiten und Härten aus, ebenso wie die Zeiten, in denen er geglaubt hatte, niemals wieder nach Hause zu finden. »Außerdem habe ich nach meiner Mannschaft gesucht. Ich befehligte eine kleine Flotte, bevor mein Flaggschiff zerstört und meine Leute in alle Winde verstreut wurden. Ich wollte herausfinden, was aus ihnen geworden war.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie waren meine Familie.«
Das war die Wahrheit, im tiefsten Sinne des Wortes, aber er hatte nicht vor, in Anwesenheit von Honoria und Diana Ardmore in Sentimentalitäten zu verfallen.
»Was hat Euch nach London geführt?«, erkundigte sich Diana, während sie ihren Sohn wiegte. Sie klang, als würde sie auf einer Dinnerparty Smalltalk betreiben. Er erwiderte ihren Blick so unbefangen, wie er konnte. Zweifellos würde sie ihrem Gemahl jedes Wort berichten, das er sagte. Und sie wusste, dass Christopher dies wusste. Er dagegen wusste, dass sie wusste, dass er … Es reicht! , unterbrach er sich.
»Ich suche immer noch nach meiner Mannschaft«, antwortete er. »Mein erster Offizier soll sich angeblich in England aufhalten. Eigentlich wollte ich nach Charleston, aber das Schicksal hat meine Reise ein wenig verkürzt.«
Honoria hob ihre Brauen. »Was um alles in der Welt wolltest du in Charleston?«
Er dachte daran, wie ihre Brüste vor noch nicht einmal einer halben Stunde unter seiner Berührung angeschwollen waren. Wenn er richtig sah, verhärteten sich sogar jetzt in diesem Moment ihre hinreißenden Knospen unter seinem Blick. »Meine Frau finden, natürlich. Zum Glück schlug ich eine Londoner Zeitung auf und sah ihren Namen.« Kühl fuhr er fort: »In einer Verlobungsanzeige.«
Sie zuckte weder zusammen, noch senkte sie schamerfüllt den Kopf oder sank in einer bezaubernden Ohnmacht vom Stuhl. »Ich dachte mir, dass wir darauf zu sprechen kommen würden.«
»Warum sollte ich sonst hier sein?«
Ihre Lippen wurden weiß. »Ich dachte, du wärst tot. Seit langer Zeit.«
»Das hoffe ich. Sonst könntest du wegen Bigamie verhaftet werden.«
»Du bist offiziell in Charleston gehenkt und für tot erklärt worden«, erwiderte sie aufgebracht.
»Nein. Ich wurde offiziell überführt. Es gab keinerlei Aufzeichnungen über meine Hinrichtung und meinen Tod. Ist dir nie in den Sinn gekommen, das zu überprüfen, bevor du dich in eine neue Ehe stürzt?«
»Du hast mir keinerlei Veranlassung gegeben, zu glauben, dass du noch am Leben bist. Du bist einfach nur verschwunden.«
»Aber jetzt bin ich wieder da. Und ich beharre auf unserer Ehe.«
Sie drehte sich im Stuhl herum und legte einen Arm auf die Lehne. »Warum solltest du das tun?«
Ihr Haar fiel über ihre Schultern, und eine Fülle schwarzer Locken rahmte ihr Gesicht ein. Ihre Arme und Beine waren lang und wohlgeformt. Sie besaß die Schönheit eines Rehs, war geschmeidig, entzückend und anmutig. Es schoss Christopher durch den Kopf, dass er gern sehen würde, wie sie rannte. Über einen weißen, von der Sonne gewärmten Strand einer karibischen Insel vielleicht, und zwar ohne ihr Kleid. Er würde sie verfolgen, selbstverständlich, und sie würde nicht allzu sehr versuchen, ihm zu entkommen.
»Ich habe dich nicht zum Scherz geheiratet«, erwiderte er. »Sondern weil ich dich wollte. Also richte Mr. Tuppeny aus, dass du bereits gebunden bist und dich außerstande siehst, ihn zu heiraten.«
Sie wurde rot. »Mr. Templeton ist ein anständiger, respektabler Gentleman.«
»Warum solltest du ihn dann unter Vorspiegelung falscher Tatsachen heiraten?«
Honoria funkelte ihn wütend an. In ihren Augen war keine Spur von Liebe zu erkennen. »Ich werde darum ersuchen, von dir freizukommen, damit ich ihn rechtmäßig zum Mann nehmen kann.«
Christophers berüchtigtes Temperament flammte auf. Er ließ ihm nicht oft freien Lauf, doch wenn, dann flohen selbst kleinere Flottillen um ihr Leben. Er hatte freilich nicht erwartet, dass Honoria ihn mit offenen Armen empfangen würde. Es hatte ihn sogar überrascht, dass sie noch unverheiratet war. Aber als sie ihm damals in dieser Zelle in Charleston versprochen hatte, die Seine zu sein, hatte er in ihrem Blick die Trauer um ihn gesehen, nicht nur Mitleid. Sie hatte ihn geliebt.
Als er ihre Verlobungsanzeige gelesen hatte, war Christopher von seiner starken Reaktion selbst überrascht gewesen. Vorher hatte er nur beabsichtigt, mit ihr zu reden, über alte Zeiten zu plaudern und sie dann gehen zu
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