Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
vorsichtig auf den Esszimmertisch. Er hatte immer gehört, dass sich Ladys, wenn sie etwas zu besprechen hatten, Tee bringen ließen. Diese Frau hier, die James Ardmore geheiratet hatte, war geradewegs auf die Whiskykaraffe zugesteuert und hatte sogar Honoria einen Schluck aufgenötigt.
Honoria hatte einmal an ihrem Getränk genippt und das Gesicht verzogen. Dann stellte sie das Glas mit spitzen Fingern auf den Tisch und hielt sich an den Armlehnen des Stuhls fest, als befände sie sich auf einem untergehenden Schiff.
Sie weigerte sich, Christopher oder Diana oder die Urkunde anzusehen. Aber sie hatte das Schriftstück behalten, das war eine Tatsache. Sie trug es sogar immer mit sich herum.
Ihr schwarzes Haar fiel ihr offen um die Schultern, und eine Locke hatte sich in den Ausschnitt ihres Morgenmantels verirrt. Halb bekleidet und zerzaust sah sie zum Anbeißen aus.
Christopher war ihr den ganzen Abend gefolgt. Als er sie aus dem Theater hatte kommen sehen, wäre er am liebsten über die Straße geeilt, hätte sie gepackt und weggeschleppt. Sie war seine Ehefrau; bestimmt würden sie eine gemütliche Herberge finden, in der sie absteigen und sich wieder miteinander bekannt machen könnten.
Die Lage des Hauses in der Mount Street in Mayfair, in dem sie wohnte, hatte er bereits herausgefunden. Es gehörte einem gewissen Admiral Lockwood, dessen Tochter Diana James Ardmore geheiratet hatte. Was unglaublich war.
In das Haus zu schleichen und lautlos die Treppe zu Honorias Schlafgemach hinaufzusteigen, während die Ladys ihren Tee schlürften, war ein Kinderspiel gewesen. Er hatte sofort erkannt, welches Schlafzimmer Honoria gehörte, nämlich das sorgfältig aufgeräumte, in dem die Bücher auf dem Sekretär fein säuberlich nebeneinander aufgestellt waren und ihre Federhalter in einer peniblen Reihe auf der Ablage lagen.
Er hatte wirklich nur mit ihr sprechen wollen, herausfinden, was sie noch für ihn empfand, aber als er beobachtete, wie sie hereinkam und sich mit Hilfe einer verhärmt aussehenden Zofe entkleidete, war sein Blut in Wallung geraten. Es wunderte ihn, dass die Vorhänge, hinter denen er stand, sich nicht plötzlich ausbeulten.
Er hatte gewartet, bis er sicher war, dass die Zofe nicht zurückkam. Honoria hatte an dem Sekretär gesessen, in vorbildlicher Haltung, und etwas in ein Buch geschrieben, bevor sie den Kopf gehoben und in die Ferne gestarrt hatte. Ihre Lippen hatten sich geöffnet, ihre Wangen gerötet, und er hatte inbrünstig gehofft, dass sie nicht etwa an diesen Mr. Templeton dachte, oder wie auch immer der Mensch hieß, den sie heiraten wollte.
Plötzlich war es unmöglich gewesen, mit ihr zu reden. Er war aus seinem Versteck hervorgekommen, wollte zu ihr gehen, ihren Kopf packen und sie küssen, bis sie keinen Gedanken mehr an diesen Mr. Toodlewink verschwendete.
Sie hatte ihn angesehen, mit trotzig erhobenem Kinn, und ihn gebieterisch gefragt, wieso er noch am Leben war. Aber ihre Küsse … sie waren noch genauso süß wie in seiner Erinnerung.
Jetzt fragte er sich, ob Mrs. Ardmore ihn wohl erschossen hätte, wenn er Honoria nicht losgelassen hätte. Der Ausdruck in ihren graublauen Augen ließ ihn das stark vermuten.
Er gab ihr eine Antwort auf ihre Frage. »Es war der Wunsch eines Verurteilten. Der Kaplan, der die Gefangenen besuchte, war ein Romantiker. Er hat seine Beziehungen spielen lassen, um die Heiratsurkunde zu beschaffen, und dann hat er uns vermählt. Am nächsten Tag sollte ich gehenkt werden.«
Honorias Lippen wurden weiß. »Wozu es, offensichtlich, nicht gekommen ist.«
Was sie ziemlich zu verärgern schien. »Ich wurde begnadigt«, erwiderte er. »Aber die Richter fürchteten einen allgemeinen Aufstand, wenn sie meine Begnadigung offiziell verkündeten. Also haben sie einem der Männer, die gehenkt wurden, eine Kapuze übergestreift und der Menge und den Journalisten weisgemacht, er wäre ich. Er ist glorreich zur Hölle gefahren«, schloss er trocken.
Diana Ardmore rückte das Baby auf ihrem Arm zurecht. Der Junge hatte einen schwarzen Haarschopf und schlief so entspannt, wie es nur ein Baby auf dem Arm seiner Mutter konnte. Männer schliefen auch so, nachdem sie eine Frau geliebt hatten. Wenn man sich an den Busen einer wunderschönen Frau schmiegte, verlieh einem Mann das aus irgendeinem Grund einen friedlichen Schlaf.
»Was ist Euch widerfahren?«, fragte sie.
Christopher drehte das Glas auf dem Tisch. Das Licht brach sich in der goldgelben
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