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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Nachdem er abermals eine Weile auf den Fluss gestarrt
hatte, erinnerte er sich an die geheime Dienstanweisung Nr. 1: Schnüffle bei
jeder Gelegenheit und überall in fremden Sachen — ohne Hemmung, aber auch, ohne
dich erwischen zu lassen.
    Jan öffnete den ersten Koffer
und war echt überrascht. Hatte er doch noch nie drei Millionen Schweizer
Franken gesehen. Auch der zweite Koffer war randvoll mit eidgenössischem Geld.
Die Banknoten rochen etwas modrig, waren aber durchaus zu gebrauchen.
    So ein Glück!, dachte Jan.
Robinson ist es. Er ist der Gesuchte. Und hier hat er die Beute. Kaum zu
glauben!
    Er war selbst geborener
Schweizer, stammte aus Bern und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er
erwog, das Geld nachzuzählen. Aber das hätte Tage gedauert — mindestens. Klüger
war’s, den Hort in Sicherheit zu bringen.
    Jans weißer Porsche parkte auf
der Uferstraße — etwa 1,5 km entfernt. Jan nahm die Koffer, stieg den Pfad
hinauf und begann, sich durch die Büsche zu zwängen.
    Auch hier verläuft Robinsons
Pfad. Aber er wächst im Sommer fast zu. Lediglich auf halber Strecke zur Straße
lassen die Büsche eine Lichtung frei. Sie ist etwa so groß wie ein
Elf-Meter-Raum auf dem Fußballfeld.
    Jan blieb stehn, sah die vier
Leute und begann, sich zu wundern.
    Der Erste sah aus wie Heinrich
Weierland — wenn man sich den Bart wegdachte. Der ehemalige Chefkassierer,
derzeitige Vagabund und künftige Gefängnisinsasse war mit Handschellen
gefesselt, hatte einen Knebel zwischen den Zähnen und eine schwarze Binde vor
den Augen.
    Die Frau in ihrem männlichen
Anzug war keine Schönheit. Erschrocken krallte sie beide Hände in ihr dünnes
rotes Haar.
    Der knochige Kerl mit dem bösen
Gesicht richtete eine Pistole auf Jan.
    „Hände hoch! Und keinen Mucks!“

    Jan ließ die Koffer fallen.
Schilfiges Gras fing sie auf. Mit erhobenen Händen dachte er nach. Was ging
hier vor?
    Zu Krause, der halb verdeckt
hinter ihm stand, sagte Sellig: „Mensch, ist das ein Glück! Satan hilft. Wir
haben Ersatz. Den nehmen wir.“
    „Wenn den die Viecher riechen“,
sagte Krause, „drehen sie durch. Und wie soll ich das aushalten? Ich muss ihn
verpflegen.“
    „Wir bringen dir morgen einen
Karton Deodorant, Sprühmittel zur Beseitigung von Körpergeruch. Damit kannst du
ihn einnebeln.“
    „Aber nicht vergessen“, mahnte
Krause. „Der riecht ja wie sämtliche Seuchen. Soll ich ihn fesseln?“
    „Dreh dich um!“, befahl Sellig.
Er meinte Jan und wedelte mit der Pistole.
    Jan war unbewaffnet, sah aber,
dass dieser Kerl eine echte Pistole hatte. Wenn die losging, konnte sie
Lebenslichter ausblasen. Deshalb gehorchte er.
    Sellig trat hinter ihn, holte
aus und schlug zu. Die Pistole traf Jans Hinterkopf. Bewusstlosigkeit war die
Folge. Jan fiel ins Gras.
    „Trotzdem fesseln und
knebeln!“, sagte Sellig.
    Krause besorgte das.
Anschließend nahm er Robinson die Handschellen ab.
    Ohne sich zu rühren, hatte der
Penner das Hörspiel verfolgt. Er war halb tot vor Angst, begriff nur die Hälfte
und war sich nicht sicher, ob sie ihn wirklich freilassen würden — wie sie
gesagt hatten. Immer noch hielt er die drei für ein ausländerfeindliches
Rollkommando.
    Sellig stieß ihn mit der
Pistole an.
    „Du zählst jetzt bis 1000,
Wurzel. Aber langsam! Und keine Zahl auslassen! Erst bei 1000 nimmst du die
Augenbinde ab. Bis morgen bleibst du in deiner Höhle. Wenn du irgendwem ein
Sterbenswörtchen erzählst, kommen wir wieder. Dann wirst du im Fluss ertränkt.
Klar?“
    Robinson nickte. Sprechen
konnte er nicht — wegen des Knebels. Er hörte, wie sich Schritte entfernten.
Die Männer ächzten. Die Frau sagte was, sprach aber so leise, dass er nichts
verstand. Er begann zu zählen.
    Als Sellig und Krause den
bewusstlosen Eulig hochhoben, stolperte Krause über einen der Geldkoffer.
Wütend versetzte ihm der Satansjünger einen Tritt. Ein Schloss sprang auf. Aber
der Deckel öffnete sich nicht.
    Sie schleppten den
Bewusstlosen. Claudia ging voran und bog über dem Pfad die Zweige zur Seite.
Einen ließ sie vorzeitig los, und ihr Mann fing sich einen Peitschenhieb ein —
quer übers Gesicht.
    „Tut mir Leid“, meinte sie.
„Hast du gesehen? Der Kerl hat dem Wurzel die Koffer geklaut. Nicht zu glauben.
Dieses Gesindel stiehlt untereinander. Als wäre der Plunder die Mühe wert.“
    Ihr Mann antwortete nicht.
    Krause keuchte, als er sagte:
„Es kommt immer darauf an, wer was tut. Unsereins würde die Koffer nicht
anrühren.

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