Die Sekte Satans
lächerlich machen. Der spielt
hier den Obermotz?“
Im Haus ertönten Schreie. Das
war Krause. Klaus wandte erschrocken den Kopf.
„Das klingt ja, als würde Jan
ihn foltern.“
Sie liefen hinein. Humphrey
kletterte auf Tims Schulter und verstand die ganze Aufregung nicht. Seine
gelben Augen glühten belustigt. Er war erst ein Jahr alt, aber schon recht
schlau.
Vor Ort bot sich ein seltsamer
Anblick. Jan Eulig war tatsächlich übergegangen zu einem Verhör dritten Grades.
Doch niemand hätte ihn deshalb der Brutalität bezichtigt.
Jan hatte Joppe sowie Pullover
abgelegt und zu einem Bündel gerollt. Das hielt er Krause vors Gesicht.
Der Teufelsanbeter verdrehte
die Augen und brüllte: „Aufhören! Ich ertrage das nicht — diesen Gestank!“
Tim verkniff sich ein Lachen.
„Er muss weiterreden“, erklärte
Jan. „Aber er will nicht mehr.“
„Ich sag’s ja“, rief Krause.
„Nachher um 23.23 Uhr findet ein Fest statt. Als Generalprobe für die
Mephistopheles-Nacht. Alle aus der Sekte werden dabei sein. Ich soll ein Huhn
mitbringen als Opfertier. Und der Oberpriester will uns mit einer Rede
erfreuen. Treffpunkt ist die Wildfütterung im Naturschutzgebiet Schroffwald.“
*
Auf Tims Uhr war es 20.41 Uhr —
also noch Zeit genug.
Erstmal zum Polizei-Präsidium
und Krause abliefern. Sieben Personen quetschten sich in das BMW-Coupé. Niemand
wollte dicht bei Jan sitzen — wegen seiner Ausdünstung — und auch nicht bei
Oswald Krause, denn Nähe zu einem Brutalo dieser Sorte macht Schüttelfrost und
Übelkeit.
Klaus lenkte den Wagen mit
einer Hand, benutzte mit der anderen sein Handy und verständigte Inge. Tim und
Gaby saßen vorn. Draußen glitt die abenddunkle Landschaft vorbei. Rehe ästen am
Waldrand, und der holprige Weg setzte dem Fahrgestell zu.
„Inge ist erleichtert“,
erklärte Klaus. „Sie gratuliert uns.“
„Es war ihre Idee“, meinte
Gaby. „Von ihr kam der Anstoß.“
Sie erreichten die Großstadt.
Im Polizei-Präsidium war der
Betrieb noch so hektisch wie tagsüber.
Gaby umarmte ihren Vater. Er
wurde rasch informiert. Krause, der völlig geschafft und immer noch
geständnisbereit war, saß in einem der Verhörzimmer und musste abermals Fragen
beantworten. Ein Tonband zeichnete auf.
Kommissar Glockner schickte sofort
Streifenwagen zu Robinsons Höhle am Flussufer, zu den Selligs und zu Glänzers
Adresse. Bald erfolgte Nachricht über Sprechfunk — und die war zunächst
negativ.
Keiner der Satansjünger war zu
Hause.
„Wahrscheinlich sind sie
unterwegs zur Generalprobe“, meinte Tim.
Glockner stimmte dem zu. „Wenn
alle — alle Satansjünger — im Schroffwald ihre Show abziehen, greifen wir ein.
Ich rechne mit ein paar Dutzend Typen und muss genügend Beamte aufbieten. Damit
niemand entwischt. Alle Satansjünger haben sich schuldig gemacht.
Tierdiebstahl! Tieropfer! Angeblich ist sogar — was ich allerdings nicht glaube
— ein Menschenopfer geplant. Das reicht. Das rechtfertigt jeden Großeinsatz.“
„Um mich wäre es doch
jammerschade gewesen“, flachste Jan. „Kaum ist man hier Azubi — schon droht
Lebensgefahr. So habe ich mir den Job bei der Kripo nicht vorgestellt.“
„Langweilen werden Sie sich bei
uns nicht“, lächelte Glockner. „Demnächst kommt es noch schlimmer.“
Der nächste Rückruf erfolgte.
Diesmal eine Erfolgsmeldung. Die Kripobeamten hatten Robinson, alias Heinrich
Weierland, angetroffen und festgenommen. Auch das gesamte Geld war
sichergestellt. Außerdem hatte man unter seinem Lager jenen Brief gefunden, aus
dem seine Reue hervorging und die Absicht, den Schaden wieder gutzumachen.
Gabys Vater ließ sich den Brief
am Telefon vorlesen und erklärte dann: „Offensichtlich wurde er nur durch die
Entführung an seiner guten Tat gehindert. Im Übrigen glaubte er, er wäre
unheilbar krank. Er hatte Glänzer aufgesucht, und der konnte ihm das offenbar
einreden. Mein Kollege meint, Robinson hätte lediglich Gallenbeschwerden.
Glänzer hätte sicherlich versucht, ihn finanziell auszunehmen. Immerhin war
Robinson der reichste Vagabund aller Zeiten. Glänzer hat das wohl gewusst. Und
die Gurus der Sekten haben ja nichts anderes vor, als jedermann — auch die
Mitglieder — abzuzocken. Das ist der einzige Sinn einer Sekte — und gängige
Praxis. Leider gibt es immer genügend labile, Ich-schwache Menschen, die auf
leere Versprechungen reinfallen. Davon profitieren brutale Sekten, die dieses
System perfektioniert haben — zum
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