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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erfahren Ihre Zukunft
Madame Lulu Carima-Zelda
Erkenne die Zukunft
Sei auf alles vorbereitet
Vergewissere dich

     Hier war nichts zu finden. Die alte Frau murmelte das Übliche und stellte die älteren Frauen der Reihe nach zufrieden. Neben Madame Lulu Carima-Zeldas Bude gab es jedoch eine zweite, schäbige, völlig unbeachtete. Hier saß ein zweiter Wahrsager. Die billige und grelle Helligkeit von Madame Carima-Zeldas Bude war hier jedoch verblaßt; das glitzernde Licht erstarb in düsterer Dunkelheit. Cussick ging nicht mehr durch die wandernden, künstlichen Lichter; er stand in einer grauen Zwielichtzone, zwischen funkelnden Welten.
     Auf dem nackten Podium saß ein junger Mann, nicht viel älter als er selbst, vielleicht sogar ein wenig jünger. Sein Schild erregte Cussicks Interesse.
    Die Zukunft der Menschheit (Keine persönliche Prophezeiung)
     Cussick betrachtete den jungen Mann einige Zeit. Er saß zusammengesunken da, rauchte mit mürrischem Ausdruck und starrte ins Leere. Niemand wartete hier; die Bude blieb unbeachtet. Sein Gesicht war von einem stoppligen Bart umrahmt; es war ein merkwürdiges Gesicht, tiefrot angeschwollen, mit vorspringender Stirn und dicken Kinderlippen. Er trug eine Nickelbrille. Er blinzelte mehrmals, sog an seiner Zigarette, glättete mit ruckartigen Bewegungen seine Ärmel. Seine nackten Arme waren blaß und mager. Er wirkte angespannt und grämlich, wie er so allein auf dem großen Podium saß.
    Keine persönliche Prophezeiung. Ein seltsamer Lockspruch für einen Jahrmarktsstand; niemand interessierte sich für abstraktes Wahrsagen und für Gruppenzukunft. Es klang, als verstehe der Wahrsager nicht viel; das Schild versprach vage Gemeinplätze. Aber Cussick war interessiert. Der Mann hatte schon verloren, bevor er anfing; aber trotzdem saß er dort. Schließlich bestand die Wahrsagerei zu neunundneunzig Prozent aus Schau, der Rest war kluges Raten. Auf einem Jahrmarkt konnte er die Grundkenntnisse lernen – aber warum wählte er diese ausgefallene Methode? Dahinter stand Absicht, das war klar. Jede Linie des geduckten, häßlichen Körpers verriet, daß der Mann auszuhalten gedachte, daß er schon lange ausgehalten hatte. Das Schild blätterte bereits ab, vielleicht schon seit Jahren.
     Das war Jones. Aber damals wußte Cussick das natürlich noch nicht. Cussick beugte sich zum Podium, legte die Hände an den Mund und rief: »He.«
     Einen Augenblick später drehte der junge Mann den Kopf. Seine Augen begegneten Cussicks Blick. Kleine, kalte, graue Augen, hinter einer dicken Brille. Er blinzelte und starrte Cussick wortlos an. Seine Finger trommelten unablässig auf die Tischplatte.
     »Warum?« erkundigte sich Cussick. »Warum kein persönliches Wahrsagen?«
     Der junge Mann antwortete nicht. Sein Blick trübte sich, er drehte den Kopf und starrte wieder auf den Tisch.
     Es gab keinen Zweifel: Dieser junge Mann hatte keine Masche. Irgend etwas stimmte nicht; er war fehl am Platz. Die anderen Schausteller strengten sich an, schrien, zerrissen sich, um Schaulustige anzulocken, aber dieser Junge saß einfach da und starrte grimmig vor sich hin. Er unternahm nichts, um Kunden anzuwerben, und er bekam auch keine. Warum war er dann hier?
     Cussick zögerte. Schnüffeln schien sich hier kaum zu lohnen; im Grunde vergeudete er nur die Zeit des Staates. Aber sein Interesse war geweckt. Er erspürte hier ein Rätsel, und Rätsel mochte er nicht. Als Optimist glaubte er, alles sei lösbar; das Universum mußte einen Sinn ergeben. Und das hier widersprach jeder Vernunft. Cussick stieg die Stufen hinauf und trat auf den jungen Mann zu.
    »Na schön«, sagte er. »Ich spiele mit.«
     Die Stufen bogen sich unter seinen Füßen; das baufällige Podium schwankte gefährlich. Als er sich dem jungen Mann gegenübersetzte, ächz te der Stuhl unter ihm. Aus der Nähe sah er, daß die Haut des Jungen von dunkleren Farbflecken übersät war, die von Hautverpflanzungen herrühren konnten. War er im Krieg verletzt worden? Ein schwacher Geruch nach Medizin umgab ihn, ein Hinweis, daß sein gebrechlicher Körper behandelt wurde. Über der Rundung seiner Stirn war das Haar verwirrt; seine Kleidung hing faltig an dem knochigen Körper. Er starrte Cussick an, nahm Maß, betrachtete ihn zurückhaltend.
     Aber nicht ängstlich. Er hatte etwas Unangenehmes, Rohes an sich, sein hagerer Körper zuckte, seine Augen waren scharf und kalt. Er wirkte linkisch, aber furchtlos. Es war keine schwächliche

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