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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eingebildet.
    »Baker!« schrie ich wieder. »Wo
stecken Sie denn, zum Teufel?«
    »Hier.« Die Lautstärke hatte
sich um eine Idee erhöht, so daß die Stimme mir jetzt wie ein Flüstern
erschien. »Im Hinterzimmer. Ich kann mich nicht bewegen. Eines von diesen
verfaulten Bodenbrettern hat nachgegeben, und ich habe mir wahrscheinlich das
Bein gebrochen.«
    »Okay«, rief ich, »bin gleich
da.«
    »Bitte«, wimmerte die schwache
Stimme, »bitte helfen Sie mir.«
    Ungefähr in diesem Moment
setzte mein Verstand aus. Ich ging auf Hände und Knie nieder und kroch durch
die offene Tür, bis ich etwa den halben Flur durchquert hatte.
    »Wo sind Sie denn, Baker?«
sagte ich laut und preßte mich im nächsten Sekundenbruchteil flach an den
Boden.
    Gelbrotes Mündungsfeuer teilte
die Düsternis vor mir, und die Explosion der Schüsse hämmerte gegen meine
Trommelfelle. Ich hätte geschworen, daß ich die Kugeln über meinen Kopf hinweg
pfeifen hörte, aber das war vielleicht meine überaktive Einbildungskraft. Mein
Zeigefinger gehorchte seinem eigenen Reflex, und im nächsten Augenblick hatte
ich das Feuer erwidert. Das Echo verhallte langsam, während ich mich weiterhin
eifrig bemühte, mich in die Dielenbretter einzugraben. Da lag ich nun mit dem .38er
in der Hand, bis ich das schwache Klicken der zuschlagenden Tür hörte.
    Also war Baker durch die
Hintertür verschwunden — oder wollte er mich das nur glauben machen? Ich zählte
bis fünfzig, schickte dann einen letzten Schuß in die Dunkelheit und sprang in
der nächsten Sekunde auf die Füße. Die einzige Reaktion, die ich damit
erzielte, war heftiges Herzklopfen in meiner eigenen Brust.
    Auf dem Weg, den ich gekommen
war, kehrte ich hinaus auf die Veranda zurück. Die Nacht war jetzt endgültig
hereingebrochen, weder Mond noch Sterne gaben Licht, So mußte der Weg ins
Fegefeuer beschaffen sein, überlegte ich, als ich mich zu meinem Wagen
zurücktastete. Neben der rückwärtigen Tür ließ ich mich auf die Knie nieder,
griff nach oben und öffnete den vorderen Schlag. Das Innenlicht flammte auf,
als sei es Premierenabend in Las Vegas, aber niemand schoß danach. Nach einer
Weile wurde ich tatsächlich so tapfer, daß ich praktisch in den Wagen
hineinhechtete und den Motor anließ. Auf meiner Uhr war es halb neun, als ich wieder
vor der Klinik parkte, und mir schien es unglaubhaft, daß eine solche Ewigkeit
in eine halbe Stunde komprimiert sein sollte.
    Das Empfangspult war leer,
deshalb ging ich durch den Korridor zu Landels Büro und öffnete vorsichtig die
Tür. Er saß an seinem Schreibtisch, die abgeschirmte Lampe hob die grauen
Strähnen in seinem widerborstigen schwarzen Haar hervor. Die ganze Szene hätte
ein prachtvolles Reklamefoto für den »Arzt Ihrer Träume« abgegeben.
    »Die vielen kleinen Substituten
schlafen alle hoffentlich schon in ihren verschiedenen Bettchen«, begann ich.
    Überrascht schaute er auf.
»Boyd! Was in aller Welt suchen Sie zu dieser späten Stunde hier?«
    »Einen kräftigen Schluck«,
sagte ich. »Ich habe gerade einen schlimmen Schock hinter mir.«
    »Bitte ersparen Sie mir Ihre
Witze.« Er kniff sich in die Spitze seiner fleischigen Nase. »Ich bin einfach
nicht in der Stimmung dafür.«
    »Die rechte Stimmung will eben
bei keinem aufkommen«, sagte ich, »auch nicht bei den Leuten, die Baker
Erpressungsgeld zahlen sollen. Beverly Hamilton hat in diesem Punkt Morgans
volle Unterstützung, und auch Ellen Drury will keinen Cent bezahlen. Obwohl man
sie bisher noch nicht einmal darum gebeten hat.«
    »Hören Sie doch endlich auf, in
Rätseln zu sprechen«, fuhr er mich an.
    »Das liegt bloß daran, daß ich
so durstig bin«, beharrte ich. »Alkohol wirkt manchmal Wunder auf meinen
logischen Verstand.«
    »Also gut«, gab er
widerstrebend nach, »wenn Sie darauf bestehen?«
    Fasziniert sah ich zu, wie er
eine Flasche Schnaps und zwei Gläser aus der obersten Schublade eines
Aktenschrankes holte. Er schenkte zwei großzügige Drinks ein und schob dann das
eine Glas über den Schreibtisch auf mich zu
    »Danke.« Ich nahm einen
kräftigen Schluck und fühlte mich schon besser. »Wie hat sich Carole Drury bei
Ihnen eingelebt?««
    »Recht gut«, sagte er kurz.
»Wieso fragen Sie?«
    »Sie haben mir niemals erzählt,
daß sie bereits früher zu Ihren Patientinnen gehört hatte.«
    »Dafür bestand auch absolut
kein Grund«, knurrte er. »Ihre Krankengeschichte befand sich noch in den Akten,
nachdem Baker verschwunden war. Natürlich

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