Die Sexklinik
einen
Schluck aus und griff nach dem Mixer. »Nein«, knirschte ich, »keinesfalls.
Soweit ich Dr. Landel verstanden habe, können manche Menschen ihre natürlichen
Funktionen nur mit Hilfe eines...«
»Meine saubere große
Schwester«, fuhr sie leise, aber mit gifttriefender Stimme fort, »wird jetzt
von einem Strichjungen erpreßt.«
Ich trank mein Glas vor Wut
schon wieder halb leer. »Hören Sie zu, Carole«, flehte ich. »Sie haben von der
Klinik eine völlig falsche Vorstellung und...« Meine Stimme versiegte, als sie
den Kopf wandte, offensichtlich auf ein anderes Geräusch lauschend.
»Wenn ich mich nicht irre«, sie
lächelte so bösartig, daß mir das Blut erstarrte, »wird meine ältere Schwester
gleich bei uns sein.«
Ich hatte die Geistesgegenwart,
noch schnell meinen Drink zu kippen, ehe ich zur Tür herumfuhr. Eine zweite
Blondine trat ins Zimmer und verhielt plötzlich den Schritt, als sie uns beide
an der Bar entdeckte. Sie war etwa drei Jahre älter als Carole, und ihre starke
Ähnlichkeit verriet sofort die Verwandtschaftsbande. Ellen Drurys Haar
allerdings war ein paar Töne dunkler als das Caroles und schmiegte sich an den
Kopf wie eine Samtkappe. Sie war hochgewachsen und wirkte sehr elegant in ihrem
eierschalenfarbenen Hosenanzug. In ihren blauen Augen stand ein stählernes
Glitzern, als sie uns musterte.
»Mache mich doch mit deinem
Freund bekannt, Carole«, sagte sie gepreßt. »Während wir dann Konversation machen,
kannst du dich ja zurückziehen und ein Kleid überwerfen.«
»Warum trinkst du nicht erst
einen Schluck, Schwesterherz?« fragte Carole zuckersüß. »Oder, wenn du es gar
nicht abwarten kannst, mit Danny ins Bett zu hüpfen, mixe ich schnell ein paar
frische Martinis für hinterher.«
Ellens Gesicht färbte sich
dunkelrot. »Unterstehe dich, so mit mir zu sprechen! Ich dulde es nicht, daß du
halbnackt vor deinen sogenannten Herrenbekanntschaften paradierst, während ich
nicht in der Wohnung bin. Geh und zieh dich anständig an, und zwar sofort!«
»Liebste«, säuselte Carole mit
Honigstimme, »ich habe Neuigkeiten für dich. Die alte Fuchtel zieht nicht mehr.
Du und ich, wir treten jetzt in eine neue Ära der Gleichberechtigung ein. Ab
sofort wird sich hier so allerhand ändern.«
»Du mußt betrunken sein«,
stellte Ellen trocken fest.
Carole knallte ihr Glas auf die
Bar und kam dahinter hervor. Wieder machten sich meine Augen selbständig. So
wie sie sich bewegte, hätte jede Stripperin der Stadt eine Menge von ihr lernen
können. Bei jedem Schritt bohrte sie die hohen Absätze so in den Boden, daß
ihre vollen Brüste unter der Spitze frei vibrierten, ihre Hüften schwangen in
wilder Übertreibung hin und her, und die Vibrationen ihres Hinterteils hätten
jeden Basketballspieler überzeugt, daß er doppelt sah. Etwa einen halben Meter
vor ihrer älteren Schwester blieb sie stehen und stemmte die Hände in die
Hüften.
»Wie hast du’s noch genannt?
Eine Schönheitsfarm?« Ihre Stimme troff vor Hohn. »Das war doch dieses
fabelhafte Haus, wo du dich wieder ganz in Form bringen lassen wolltest. Nur
hast du verschwiegen, mit welcher Art Gymnastik.«
»Ich habe keinen Schimmer,
wovon du sprichst«, sagte Ellen gelangweilt.
»Ich spreche von Dr. Landels
reizender Klinik«, keifte Carole. »Du hast sie doch noch nicht schon vergessen.
Liebste? Es ist dieses Bordell, wo jede Besucherin großzügigerweise einen
männlichen Substituten ganz allein für sich bekommt. So ein männliches
Muskelpaket, der jederzeit mit dir ins Bett hopst, wenn dir danach ist, stimmt’s?«
»Ich sage dir doch, ich lasse
nicht in diesem Ton mit mir sprechen«, fuhr Ellen sie an. »Du weißt ja gar
nicht, wovon du redest. Dr. Landels Klinik ist...«
»Das sage ich doch«, meinte
Carole. »Ein Puff für Frauen.«
»Jetzt ist aber Schluß mit dieser
Gossensprache«, schnappte Ellen Drury.
»Und die ganze Zeit hast du
dich als Hüterin meiner Moral aufgespielt«, höhnte Carole. »Du hast mir
überhaupt kein Privatleben gestattet. Während du selbst die ganze Zeit in
dieser Klinik mit den Substituten herumgespielt hast.«
»Halt bloß die Klappe!« sagte
Ellen mit drohendem Unterton.
»Ich?« Carole lachte. »Ich habe
noch gar nicht richtig losgelegt. Wenn ich...«
Ein scharfes Klatschen folgte,
und auf Caroles linker Wange prangte weiß der Abdruck von Ellens rechter Hand.
Einen Augenblick stand Carole wie versteinert da und starrte ihrer älteren
Schwester nur ungläubig ins Gesicht,
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