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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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recht
gehabt, überlegte ich auf dem Weg zur Tür. Er hatte behauptet, daß
Handgreiflichkeiten auch in den besten Familien vorkämen.
     
     
     

4
     
    Beverly Hamilton lebte in einer
jener schicken Villensiedlungen von Connecticut, wo die Baukosten eines Hauses
niemals unter einhunderttausend Dollar liegen. Die Straßen waren so angelegt,
daß sie jedem Haus eine beherrschende Lage gaben und außerdem eine vorzügliche
Abgeschirmtheit, weshalb — soweit ich wußte — sich hier jeder einen Wachhund
mit brillantbesetztem Halsband hielt.
    Die breite, sorgsam geharkte
Auffahrt teilte einen frisch manikürten Rasen. Ich parkte vor der imposanten
Freitreppe, kletterte drei Marmorstufen empor und läutete die Glocke. Melodiös
schlug sie irgendwo im Haus an, und dann leuchtete das Außenlicht auf. Die Tür
öffnete sich vor einem Mann, der mich so betrachtete, als sei ich der Postbote,
der die nicht bestellte Nachnahme kassieren wollte.
    »Ja?« fragte er mit dem Flair
eines Vier-Sterne-Generals, der niemals im Leben einen Rückzugsbefehl gegeben
hatte.
    »Ich möchte zu Beverly
Hamilton«, sagte ich. »Mein Name ist Danny Boyd.«
    Er war etwa 45 Jahre alt und
hatte dichtes, ergrauendes Haar mitsamt passendem Schnauzbart. Seine
schlammbraunen Augen saßen eng an der fleischigen Nase, und die schmalen Lippen
waren in chronischer Mißbilligung zusammengepreßt. Doch selbst mit dem
maßgeschneiderten Anzug konnte er seine dreißig Pfund Übergewicht nicht
kaschieren. Er war genau mein Typ für Abneigung auf den ersten Blick.
    »Danny — wer?« bellte er mich
an.
    »Boyd«, wiederholte ich.
    »Und wen wollten Sie sprechen?«
    »Was ist los mit Ihnen?«
schnarrte ich. »Haben Sie vielleicht Ihr Hörrohr verlegt?«
    Sein dunkelroter Teint
vertiefte sich um etliche Schattierungen. »Himmelkreuzdonnerwetter«,
explodierte er. »Diesen Ton verbitte ich mir, verstanden?«
    »Nigel?« fragte eine
Frauenstimme hinter ihm. »Wer ist da?«
    »Irgendein Idiot namens Boyd«,
sagte er. »Ich habe keine Ahnung, was er verkaufen will, aber wir brauchen es
bestimmt nicht.«
    »Sei nicht dumm!« fuhr sie ihn
scharf an. »Mr. Boyd ist der Mann, von dem uns Dr. Landel erzählt hat. Bitte
ihn herein.«
    Widerwillig trat der Kerl
beiseite, und ich marschierte in die Diele, auf eine Frau zu, die mir unsicher
entgegenlächelte. Sie war groß und schlank, ihr schwarzes Haar trug sie straff
zurückgekämmt und ließ es nur über den Ohren in Löckchen herabrieseln. Sie war
nicht ausgesprochen jung, entschied ich, aber ihre frische Haut wies fast keine
Falten auf. Der schwarze Jerseyanzug, den sie trug, hatte einen V-Ausschnitt,
der mit dünnem Chiffon unterlegt war, was den größten Teil ihrer kleinen,
hochangesetzten Brüste enthüllte.
    »Ich bin Beverly Hamilton«,
sagte sie mit weicher Stimme, »und dies ist Nigel Morgan. Entschuldigen Sie
bitte das Mißverständnis, Mr. Boyd, aber gewiß haben Sie Verständnis für die
Nervosität, unter der wir beide seit Stunden leiden.«
    »Gewiß«, sagte ich.
    »Schätze, wir können alle einen
Schluck vertragen«, grunzte Morgan.
    Wir gingen ins Wohnzimmer, das
mit jenem unpersönlichen Pomp eingerichtet war, wie er nur einem
professionellen Innendekorateur zu Gebote steht. Morgan eilte schnellen
Schritts zur Bar, während sich Beverly Hamilton auf der Couch niederließ und
mich ihr gegenüber in einen Sessel winkte.
    »Es wäre völlig abwegig, mich
von dieser Situation in Verlegenheit bringen zu lassen«, sagte sie. »Nigel und
ich werden in wenigen Wochen heiraten, und er ist völlig im Bilde über die
Klinik und meine Gründe, sie aufzusuchen. Ich kann mir denken, daß auch Sie
Bescheid wissen?«
    »Dr. Landel hat so etwas
erwähnt«, murmelte ich.
    Morgan reichte die Gläser herum
und ließ sich dann neben Beverly Hamilton auf die Couch plumpsen.
»Verbrecherischer Leichtsinn!« Er funkelte mich an, als sei alles meine Schuld.
»Oder noch viel Schlimmeres! Landel gehört erschossen dafür, daß er den Raub
dieser Akten zuließ.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte
ich, »aber das ändert jetzt auch nichts mehr. Die Hauptsache ist, die Akten
wiederzubeschaffen. Was sagte Baker bei seinem Anruf?«
    »Er verlangt fünfzigtausend
Dollar in bar für meine Krankengeschichte, und er wird später am Abend
zurückrufen, um uns den Treffpunkt für die Geldübergabe bekanntzugeben.« Ihre
rauchblauen Augen studierten mich aufmerksam. »Wie war das bei den anderen, Mr.
Boyd?«
    »Anderen?« wiederholte

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