Die Shopping-Prinzessinnen
verheimlichen wollen«, fügte ich hinzu.
Dax ergriff meine Hand und sagte: »Manchmal ist es schwer, das zu sehen, was direkt vor einem steht.«
Habe ich schon erwähnt, dass Französisch eine sehr philosophische Sprache ist? Na, wie auch immer. Dax war jedenfalls auch jetzt wunderbar, und das machte alles noch schwerer. Ich glaube, wir wussten beide, dass dies unter anderen Umständen eine große Romanze gewesen wäre … vielleicht sogar eine ganz große. Aber ich hatte ja schon eine große Romanze – zumindest noch bis vor kurzem gehabt.
Kapitel 15
Prêt-à-Party
Datum: 20. Juli
Stimmung: Scheinwerfer! Kameras!
Lipgloss!
I ch rannte los und schaffte es es in Rekordzeit zum Plaza Athénée, wo Toy und ich duschten. Ich schluckte zwei Aspirin, zog mich an, schnappte mir meinen Camcorder und die tägliche MMD und schoss mit nassem Haar aus der Tür.
In meinem Schädel pochte es noch immer gnadenlos. Und angesichts meines ruinierten Liebeslebens war mein Magen ein einziger gordischer Knoten. Aber nachdem ich bei der Modenschau fit sein musste, beschloss ich, meinen Nervenzusammenbruch erst einmal zu vertagen.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach zwei. Ich war gut in der Zeit.
Das Hausboot kam in Sicht, sobald ich um die Ecke bog. Der Blumenduft und die kleinen rosa Blütenblätter, die von den Bäumen fielen, ließen es wie
ein Wunderland aussehen. Das frühere Wrack war jetzt echt glamourös.
Als ich den Kai erreichte, war ich atemlos und gehetzt. Zu meiner Überraschung stand Caprice vor einem der Zelte.
»Hey, was machst du denn da?«, rief ich, setzte Toy auf den Boden und holte meinen Camcorder aus meiner Handtasche.
»Ich warte auf dich. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr«, grinste sie. »Warst du schwimmen?«
»Ich bin so spät dran«, sagte ich und schob mir die nassen Haare aus dem Gesicht. »Aber wo kommst du denn jetzt her? Ich dachte, du wärst mit ER beim Helikopter-Skiing in den Anden oder so etwas in der Art.«
»Machst du Witze? Ich würde doch auf diese Show nicht verzichten! Wer soll denn die Kleider vorführen?« Sie hob die Hand. »Du brauchst nichts zu sagen, euer Basketballteam habe ich schon kennengelernt.«
»Ach, die sind gar nicht so schlecht.«
»Sie sind sogar fabelhaft! Aber ich habe trotzdem noch ein paar Freundinnen mitgebracht, nur zur Sicherheit sozusagen.« Sie machte Anstalten, wieder ins Zelt zu gehen.
»Und was ist mit dem Streik?«, rief ich hinter ihr her.
»Ach, den haben wir erst mal ausgesetzt.«
»Wieso?«
»Das war unumgänglich geworden. Als Olivier
DeDompierre in seinem Blättchen geschrieben hat, dass die Schau ausverkauft ist, hat sich überall Panik verbreitet. Und die Models wollen natürlich auch mit dabei sein. Also wurde der Streik ausgesetzt.«
»Und was ist mit euren Forderungen?«
»Ach, bis auf die lettischen Massage-Therapeuten haben wir eigentlich alles gekriegt, was wir wollen.« Sie grinste und verschwand durch die Tür.
Ich holte erst mal tief Luft, ehe ich ihr in das Zelt folgte. Natürlich war es ein komplettes Irrenhaus. Die Hatsuhana Hurricanes mischten sich mit den Supermodels, und dazwischen eilten die Visagistinnen mit entschlossener Miene herum.
Auch Evie entdeckte ich. Sie stand in der Mitte des Raumes und schickte ihre Näherinnen von einem Model zum anderen, um etwaige Änderungen in letzter Minute zu organisieren.
Ich lief zu ihr hin und fasste sie an der Schulter. Sie drehte sich zu mir um, und ich sah sofort, dass sie mir eine größere Lektion zu erteilen gedachte. Die Zeichen waren gar nicht zu übersehen: Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, ihre Augen waren zu Schlitzen verengt und die Lippen geschürzt. Sie wartete nur darauf, mir ihre ganze siebzehnjährige Lebenserfahrung mit einem Schlag um die Ohren zu hauen.
Dabei ging es keineswegs um die Tatsache, dass ich fast zu spät zum größten Ereignis unseres Lebens gekommen wäre. Ich meine, auf jedem anderen Planeten hätte das ja schon ausgereicht, um einen Totschlag
im Affekt zu rechtfertigen, oder nicht? Aber nicht auf dem Planeten Evie. Denn auf dem Planeten Evie treten das globale Chaos, Killer-Asteroiden oder das Ende des Universums immer hinter ihren persönlichen Freunden zurück, vor allem wenn diese Freunde dumme Sachen machten und damit ihr Glück aufs Spiel setzten.
»Warte«, sagte ich und hielt eine Hand hoch, um sie in letzter Sekunde zu stoppen. »Ehe du anfängst, möchte ich dir sagen, dass du vollkommen recht
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