Die Siedler Von Botany
aufrichtig besorgt.
»Es ging um Frauenangelegenheiten«, erwiderte sie ausweichend.
»Mitford sagt, du müßtest für die Kolonie ein Kind austragen. Vielleicht auch zwei.«
»Wie bitte?« Kris ließ den Löffel in die Suppe fallen, so daß sie über den Schüsselrand schwappte. Wütend über dieses Ungeschick, begann Kris die Pfütze mit einem Pflanzenfaserbüschel aufzuwischen.
Zainal musterte sie ruhig, wobei einer seiner Mundwinkel zuckte. Er beugte sich zu ihr vor. »War es das, was Sandy dir gesagt hat?«
Sie wagte nicht, ihn anzusehen. »Demnach war Mitford so unverschämt, es dir zu erzählen und mir nicht?«
»Männerangelegenheiten«, sagte Zainal, und sie sah aus den Augenwinkeln, wie er sie angrinste. »Du weißt, daß du von mir kein Kind haben kannst. Bist du deshalb mit mir zusammen? Damit du keins bekommst?«
Sie funkelte ihn an. »Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich liebe, du … du … du … Lamettaschädel«, erwiderte sie mit leiser, aber leidenschaftlicher Stimme.
Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie. »Du bist jung und stark. Du wirst eine gute Mutter sein.«
Kris schluckte. »Nein, das werde ich nicht. Ich bin nicht im mindesten mütterlich eingestellt!« Sie schleuderte es ihm in einem Tonfall entgegen, der keinen Widerspruch duldete. »Ich bin eine lausige Mutter. Ich bin noch nicht bereit, Kinder zu haben. Ich bin zu jung.«
Er betrachtete sie lange. »Ist das nicht etwas, das alle Erdenfrauen tun? Babys haben?«
»Nicht im entferntesten«, erwiderte sie grimmig.
»Ich verstehe«, sagte er langsam. »Der Grund ist also nicht, daß du mich nicht verletzen willst?«
»Ich gehöre zur treuen Sorte. Ich will keinen anderen Mann als dich. Auch wenn ich mit dir keine Kinder haben kann«, erwiderte sie mit gepreßter Stimme und starrte auf ihre Suppe, auf der sich mittlerweile eine Haut aus abgekühltem Fett gebildet hatte.
»Du brauchst nicht mit einem anderen Mann Sex zu haben. Mitford hat es mir genau erklärt.«
»Das ist ja noch schlimmer«, erwiderte sie mit zusammengebissenen Zähnen und verdrehte die Augen.
»Ich möchte gerne ein Kind von dir sehen. Nimm Mitford. Du magst ihn.«
»WAS?«
Sie schoß erregt von der Bank hoch, und diejenigen, die in der Nähe der Essenausgabe saßen, schauten zu ihnen herüber. Sie ließ sich wieder zurücksinken und schlug die Hände vors Gesicht. Sie war den Tränen so nahe wie noch nie während ihrer ganzen Zeit auf Botany. Das Schlimme war, daß sie Mitford tatsächlich mochte, und wenn sie sich nicht so eng mit Zainal zusammengetan hätte, hätte sie vielleicht versucht, den Sergeant für sich zu gewinnen. Sie hatte es nie getan, und auch Mitford hatte sich ihr gegenüber immer neutral verhalten. Vielleicht irrte sie sich darin, daß er sich für sie interessiert hätte, wenn Zainal nicht aufgetaucht wäre. Natürlich hatte er dafür gesorgt, daß sie so häufig mit Zainal zusammen war, so daß sexuelle Spannungen praktisch unausweichlich gewesen waren.
Zainal legte einen Arm um ihre Schultern. »Reg dich nicht auf, Kris. Es ist nicht so schlimm.«
»Nicht so schlimm?« Sie wirbelte zu ihm herum, stieß seinen Arm weg und stellte zu ihrer Genugtuung fest, daß er vor ihrer heftigen Reaktion zurückwich. »Nicht so schlimm!« Sie machte Anstalten, sich von der Bank zu erheben, doch er hielt sie zurück und setzte diesmal mehr von seiner Kraft ein als je zuvor.
»Du bist keine dumme Frau, Kris Bjornsen. Wenn es soweit ist, wirst du das Kind bekommen, und ich werde dir helfen. Jetzt reg dich nur nicht auf.«
Dann stand er auf und verblüffte sie derart, daß sie instinktiv nach seiner Hand griff. Hatte sie etwa in seinen Augen das Gesicht verloren, weil sie sich tatsächlich töricht aufführte? Wenn es ihm nichts ausmachte, weshalb dann ihr?
»Die Suppe ist kalt. Ich hole dir frische – heiße.«
Sie war fast benommen vor Erleichterung und bedankte sich mit einem Kopfnicken für seine aufmerksame Geste. Sie war außerdem froh, daß sie wenigstens für ein paar Sekunden allein war, um ihre Gedanken und aufgewühlten Gefühle zu ordnen. Als sie ihre Hände auf ihre Wangen legte, waren die Finger eiskalt. Oder glühten ihre Wangen vor Zorn und Scham? Ganz gleich, was es war, sie mußte sich auf jeden Fall beruhigen und aufhören, sich so lächerlich aufzuführen. Sie begann an dem Punkt, als Zainal ihr erklärt hatte, er hätte nichts dagegen, wenn sie mit einem Mann Sex hätte. Er wollte sogar, daß sie ein Kind bekam.
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