Die Siedler Von Botany
Vorstellung.
»Anna Bollinger ist ebenfalls schwanger, aber sie wurde formell mit Matt verbandelt, ehe sie es tat. Janet ist zu alt. Patti Sue hat es ebenfalls auf die altmodische Art und Weise getan, aber ich wollte Sie nur warnen, daß Sie auf der Liste stehen. Es ist nicht so, daß Sie Zainal damit untreu würden.«
»Das ist gar nicht mein Problem«, sagte Kris leise. »Wie kann ich schwanger werden, ehe hier alles geregelt ist und wir wissen, was die Farmer und die Eosi unternehmen werden? Was würde denn geschehen, wenn …«
»Beruhigen Sie sich, Kris.« Sandy ergriff ihre aufgeregt flatternde Hand und hielt sie fest. »Sie stehen als eine der letzten auf der Liste, sollte ich hinzufügen, denn Ihre Talente sind in anderen Bereichen viel gefragter als in der Nachwuchsproduktion.«
Kris konnte ihre Erregung nicht unterdrücken. Nach ihrer Planung würde es noch einige Jahre dauern, ehe sie ernsthaft an Kinder dächte! Sie war kaum zweiundzwanzig, oder? Sie hatte während der Reise nach Botany einiges an subjektiver Zeit verloren und keine Ahnung mehr, welcher Monat, welcher Tag oder welches Jahr auf der Erde herrschte. Überdies glaubte sie nicht, daß sie eine gute Mutter wäre. Während der High-School oder im College hatte sie an ihren Jobs als Babysitter erst dann Spaß gehabt, wenn die Kinder fest eingeschlafen waren. Wenn mal eins doch wieder wach wurde und zu schreien begann, ließ sie sich bei der betreffenden Familie nie mehr blicken. Daher war sie überzeugt, nicht einen Hauch von mütterlichen Instinkten in sich zu haben.
»Auf jeden Fall richten wir Kinderkrippen ein und suchen uns Pflegepersonal, das mütterliche Funktion übernehmen kann, damit Sie, sobald das Baby da ist, sich nicht mehr darum zu kümmern brauchen, falls Sie mit der Mutterschaft nichts im Sinn haben.«
»Habe ich auch nicht«, sagte Kris trotzig. Sie kam sich in die Enge getrieben vor. »Wann wurde das denn entschieden? Ich höre zum ersten Mal davon.« Allmählich geriet sie in Rage. Sie hatte sich mit keinem Wort über die Aufgaben und Pflichten beklagt, die ihr auf diesem fremden Planeten übertragen worden waren. Sie hatte sogar die Gelegenheit begrüßt, ihre Vielseitigkeit und ihre Tatkraft zu beweisen, und hatte dabei Fertigkeiten erlernt, die sie in einem normalen Leben auf der Erde niemals hätte anwenden können.
Sandy lächelte sie weiterhin an.
»Falls es Sie interessiert, Sie machen im Augenblick die gleichen Phasen durch wie die anderen – Astrid eingeschlossen –, ehe sie sich ins Unvermeidliche begeben.«
Das versetzte Kris einen heftigen Schlag. Sie haßte es, erwartungsgemäß zu reagieren. Sandy kicherte leise und klopfte ihr auf die Schulter.
»Es geschieht nicht allzubald, und es ist auf keinen Fall so schlimm, wie Sie vielleicht erwarten. Aber ich dachte, daß man mit Ihnen noch nicht darüber gesprochen hat. Sie waren schließlich mit den Erkundungstrupps unterwegs und haben daher nicht an der großen Debatte teilgenommen, und bisher hat niemand den Mut gehabt, Sie entsprechend zu informieren.«
»Wer hat Sie denn mit dieser Aufgabe betraut? Wußte Mitford Bescheid?«
»Ich habe mich freiwillig gemeldet. Mitford war zu feige«, sagte Sandy grinsend. »Betrachten Sie es doch einmal so, Kris: Wir haben Botany in Besitz genommen, und wir werden den Planeten behalten. Das wiederum bedeutet, daß es eine nächste Generation gibt, der wir die Früchte unserer schweren Arbeit hinterlassen können. Ich liebe diesen Planeten …«
»Jetzt!« erinnerte Kris sie und kam sich wegen ihres Wutausbruchs ein wenig töricht vor.
Sandy schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn von Anfang an geliebt, denn hier konnte ich wirklich ich sein, und was ich wußte, war verdammt hilfreich. Auf der Erde …« Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter, »wurde ich als ›ausgeflippt‹ oder ›seltsam‹ oder ›asozial‹ bezeichnet, als Nonkonformistin und ganz eindeutig als verkrachte Existenz. Hier hingegen lasse ich als Stadtchefin Generäle und Admiräle vor mir Männchen machen. Das ist verdammt viel besser, als nur ›geduldet‹ zu werden. Und ich bin nicht die einzige, die auf Botany eine echte Heimat gefunden hat. Ich denke, Sie haben es auch, selbst wenn es bedeuten sollte, daß Sie neun Monate für die Produktion eines Babys opfern müssen.«
»So hatte ich die Situation noch gar nicht betrachtet … ich meine, Ihre Situation. Ich meine, auf der Erde im Vergleich mit hier. Es gibt jedoch einen Punkt,
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